27.03.2025, 4982 Zeichen
Wien (OTS) - Der bereits seit Anfang 2023 beobachtete Rückgang der
Industrieproduktion im Euro-Raum strahlt weiterhin auf Österreich
aus. Umfragen unter Industrieunternehmen lassen bislang noch keine
Trendwende erkennen. Zudem belastet die angekündigte Zollerhöhung der
USA auf Exportgüter der EU die Stimmung. Die Bau- und die
Konsumnachfrage legen hingegen tendenziell zu. Die Inflationsrate
erhöhte sich Anfang 2025 deutlich, wird jedoch im weiteren
Jahresverlauf wieder sinken. Der Arbeitsmarkt erweist sich angesichts
der Dauer und Schwere der Rezession als relativ robust, wenngleich
die Arbeitslosigkeit auch 2025 steigen wird. Das WIFO prognostiziert
für 2025 einen BIP-Rückgang von 0,3%. 2026 wird die österreichische
Wirtschaft wieder Fahrt aufnehmen (+1,2%).
"Die heimische Wirtschaft sollte ab Mitte 2025 die längste
Rezession der Zweiten Republik überwunden haben. Die Intensität der
Erholung hängt vor allem von den unsicheren internationalen
Rahmenbedingungen ab", so Marcus Scheiblecker, einer der Autoren der
aktuellen WIFO-Prognose.
Österreichs Wirtschaft erlitt im abgelaufenen Jahr einen weiteren
Rückschlag. Das BIP schrumpfte nach 2023 (-1%) erneut kräftig um 1,2%
. Im 2. Halbjahr beschleunigte sich die Talfahrt sogar. Das
ungünstige Umfeld macht der heimischen Industrie nach wie vor zu
schaffen. Auch 2025 wird das Durchhaltevermögen vieler
Industriezweige noch auf eine harte Probe gestellt. Ab der
Jahresmitte dürfte die Konjunktur in der EU jedoch wieder an Schwung
gewinnen und die Exportnachfrage etwas anziehen. Damit sollte auch
die österreichische Wirtschaft die hartnäckige Rezession überwinden
und auf einen moderaten Wachstumskurs einschwenken.
Die für das 2. Halbjahr erwartete Konjunkturaufhellung wird
allerdings nicht ausreichen, um im Gesamtjahr 2025 ein BIP-Wachstum
zu erzielen. Das WIFO erwartet einen neuerlichen Rückgang der
Wirtschaftsleistung um 0,3%. Erst 2026, sobald die Wirtschaft im Euro
-Raum von den geplanten fiskalischen Stimuli in Deutschland und der
EU profitiert, wird auch die österreichische Wirtschaft erstmals seit
drei Jahren wieder wachsen (+1,2%), allerdings schwächer als die
deutsche (+1,5%).
Die heimische Bauwirtschaft wird bereits in der ersten
Jahreshälfte 2025 die Talsohle durchschreiten. Die im Jahr 2024
beschlossene Wohnbauinitiative wird schon im 2. Halbjahr 2025 die
Nachfrage stützen und 2026 ihre volle Wirkung entfalten. Zudem
rechnet das WIFO mit einem weiteren Rückgang des Zinsniveaus. Vor
diesem Hintergrund sollte das Bauwesen 2026 der Gesamtwirtschaft
Schub verleihen.
Außerhalb des Bauwesens werden die realen Investitionen 2025
erneut zurückgehen, da angesichts der geringen Kapazitätsauslastung
nach wie vor keine Erweiterungsinvestitionen, sondern hauptsächlich
Ersatzinvestitionen getätigt werden.
Die im vergangenen Jahr deutlich gestiegene Sparquote der
privaten Haushalte wird 2025 allmählich wieder zurückgeführt, was
trotz der belastenden Effekte des Sparpakets ein geringes Wachstum
des privaten Konsums ermöglichen wird.
Abbildung 1: Rezessionen in Österreich seit 1995 – auf der WIFO-
Website
2024 sank die Inflationsrate kräftig auf 2,9% (laut VPI). Im
laufenden Jahr dürfte sich das Tempo des Rückgangs allerdings
empfindlich verlangsamen. Aufgrund des Auslaufens der
Strompreisbremse, gestiegener Netzentgelte und der verstärkten CO2-
Bepreisung erhöhte sich die Inflationsrate Anfang 2025 wieder und
wird sich im Jahresverlauf nur langsam zurückbilden. Im
Jahresdurchschnitt 2025 dürfte sie 2,7%, 2026 2,1% betragen.
Trotz der anhaltenden Rezession wurde die Beschäftigung 2024
abermals leicht ausgeweitet, womit auch 2025 zu rechnen ist.
Allerdings sank die Arbeitszeit je Beschäftigungsverhältnis 2024
deutlich, wodurch das Arbeitsvolumen schrumpfte. Dieser Trend setzt
sich auch 2025 fort. Erst im kommenden Jahr wird die unselbständig
aktive Beschäftigung wieder verstärkt um 0,8% steigen, womit auch das
Arbeitsvolumen wachsen wird. Die Arbeitslosenquote erhöht sich 2025
leicht auf 7,3% und wird erst 2026 etwas sinken (7,1%).
Die Einsparungen in den öffentlichen Haushalten werden aufgrund
der schwachen Konjunktur und des hohen Fehlbetrags im Vorjahr nicht
ausreichen, um das Budgetdefizit 2025 unter die 3%-Marke zu drücken.
Es beträgt voraussichtlich 3,3% des BIP und wird im kommenden Jahr
aufgrund der geplanten Offensivmaßnahmen trotz der besseren
Konjunktur auf 3,5% des BIP ansteigen.
Der Rückgang der Treibhausgasemissionen hält 2025 an (-1,8%),
fällt allerdings weniger dynamisch aus als im Vorjahr (-2,8%). Zum
einen schrumpft die Industrieproduktion nicht mehr so stark, zum
anderen wurde der Ausstoß 2024 durch den milden Winter gedämpft. 2026
werden zwar anhaltende Trends der Dekarbonisierung die Emissionen
verringern, allerdings wird die Industrieproduktion wieder Fahrt
aufnehmen, wodurch sich der Emissionsrückgang auf -1,4% verringern
wird.
Übersicht 1: Hauptergebnisse der Prognose – auf der WIFO-Website
Zu den Definitionen siehe " Methodische Hinweise und Kurzglossar
".
Geldgespräch mit Julia Skobeleva: Alpha Mann mal Alpha Frau - geht es nur um Geld und wie unterschiedlich sind die Sprachen?
Aktien auf dem Radar:Porr, VIG, FACC, Addiko Bank, Pierer Mobility, Rosenbauer, Österreichische Post, Lenzing, Bawag, Andritz, AT&S, Mayr-Melnhof, Erste Group, Palfinger, RBI, UBM, Wienerberger, Warimpex, SW Umwelttechnik, BKS Bank Stamm, Oberbank AG Stamm, Strabag, Austriacard Holdings AG, Agrana, Amag, Flughafen Wien, Kapsch TrafficCom, OMV, Telekom Austria, Uniqa, ATX.
Erste Asset Management
Die Erste Asset Management versteht sich als internationaler Vermögensverwalter und Asset Manager mit einer starken Position in Zentral- und Osteuropa. Hinter der Erste Asset Management steht die Finanzkraft der Erste Group Bank AG. Den Kunden wird ein breit gefächertes Spektrum an Investmentfonds und Vermögensverwaltungslösungen geboten.
>> Besuchen Sie 60 weitere Partner auf boerse-social.com/partner
Mehr aktuelle OTS-Meldungen HIER