30.12.2024, 4519 Zeichen
Wien (OTS) - Das heurige Jahr hat wieder gezeigt: Der Klimawandel ist
längst
angekommen und bringt große Herausforderungen für den Agrarsektor mit
sich. Anlässlich des Jahreswechsels zieht die Österreichische
Hagelversicherung Bilanz über die Schäden im Jahr 2024 in dem für die
Volkswirtschaft so wichtigen Agrarsektor. „ Frost , Hagel, Sturm,
Dürre und Überschwemmung machten der heimischen Landwirtschaft im
abgelaufenen Jahr zu schaffen. Die Konsequenz ist ein Gesamtschaden
in der österreichischen Landwirtschaft von 260 Millionen Euro , davon
60 Millionen Euro durch den Späfrost Ende April, 150 Millionen Euro
bedingt durch das Risiko Dürre und 50 Millionen Euro durch Hagel,
Sturm und Überschwemmung“, so Dr. Kurt Weinberger ,
Vorstandsvorsitzender der Österreichischen Hagelversicherung. Das
Dramatische: Kostenintensive Wetterextreme - bedingt durch den
menschengemachten Klimawandel - nehmen in Häufigkeit und Intensität
weiter zu. Dass die Naturkatastrophen den standortgebundenen
Agrarsektor nicht nur im Sommer treffen, zeigen die wiederkehrenden
Frostschäden im Frühjahr und auch die heurigen katastrophalen
Überschwemmungsschäden im Herbst. Aber nicht nur die
Pflanzenproduktion wird geschädigt, auch die Tierproduktion ist mit
Tierseuchen konfrontiert, Stichwort Blauzungenkrankheit und
Geflügelpest.
Jahr 2024: Rekorde setzen sich fort und münden im heißesten Jahr
der Messgeschichte
Der Winter war überwiegend überdurchschnittlich warm, mit nur
wenigen kalten Phasen, insbesondere im Januar. Der Februar stellte
einen Rekord auf und war der wärmste seit Beginn der Messungen. Auch
der Frühling war der wärmste in der 258-jährigen Messgeschichte.
Besonders der März und die erste Aprilhälfte fielen durch extreme
Wärme auf, mit dem frühesten „30 Grad-Tag “ am 7. April in Bruck an
der Mur. Die ungewöhnliche Wärme im Februar und März beschleunigte
die Pflanzenentwicklung erheblich. Beispielsweise war die
Marillenblüte die früheste seit Beginn der Aufzeichnungen und lag
etwa vier Wochen vor dem Durchschnitt der Jahre 1961-1990. Auch die
Apfelblüte war so früh wie seit 1946 nicht mehr. Diese frühen
Blühphasen führten in Kombination mit einer Kaltphase in der zweiten
Aprilhälfte zu Spätfrostschäden, die besonders Obstkulturen und
teilweise auch den Weinbau betrafen. Der Sommer brachte ungewöhnliche
Hitze. So war der August der wärmste in der österreichischen
Messgeschichte. Das macht sich auch in der Anzahl an Hitzetagen (Tage
mit mehr als 30 Grad Celsius) bemerkbar: Wurden in den 1980er Jahren
noch 13 Hitzetage am Standort Wien gemessen, so waren es heuer 52
Hitzetage - so viele wie noch nie in der bisherigen Messgeschichte!
Auch der Herbst fiel deutlich zu warm aus, mit überwiegend sehr
milden und nur wenigen kalten Phasen, aber dann mit enormen
Regenmengen . So wurde zum Beispiel in St. Pölten mit 447 Millimeter
ein trauriger Niederschlagsrekord erreicht (der bisherige September-
Niederschlagsrekord in St. Pölten lag bei 202 Millimeter im Jahr 1937
). Zusammengefasst hat das heurige Jahr das bisher heißeste Jahr 2023
von der Spitzenposition verdrängt. Ein weiterer Rekord, der auf die
menschengemachte Erderwärmung hinweist.
Im Kampf gegen die Klima- und Bodenverbrauchskrise geht es um
Existenzen
Wenn wir im Kampf gegen den Klimawandel nicht alle an einem
Strang ziehen, wird ein Sommer wie der heurige in wenigen Jahrzehnten
zu den kühleren zählen. Während der Sommertourismus von der Hitze
punktuell profitiert, steht die standortgebundene Landwirtschaft mit
ihrer Werkstatt unter freiem Himmel aufgrund vertrockneter Äcker,
frostgeschädigter Obst- und Weinkulturen oder hagelzerstörter und
überschwemmter Felder vor enormen Herausforderungen. Die Erderwärmung
bedroht den Agrarsektor, weil 80 Prozent des Ertrags vom Wetter
abhängen. Somit ist die nationale Ernährungssicherheit durch
Ernteausfälle gefährdet. Verschärft wird die Situation auch dadurch,
dass wir weiterhin unser Land durch fahrlässige Verbauung
zubetonieren und damit die Lebensmittelversorgungssicherheit
gefährden. Die Verbauung führt aber auch zu einer deutlichen Zunahme
von Hochwasserschäden, weil zubetonierter Boden kein Wasser speichern
kann. „Nicht der Klimaschutz ist eine Gefahr, sondern der
menschengemachte Klimawandel und der hausgemachte Bodenverbrauch .
Diese Fehlentwicklungen nehmen unseren Kindern die Zukunft. Daher
wünsche ich mir für das neue Jahr eine ökologische
Wirtschaftspolitik. Sehen wir Boden- und Klimaschutz als eine Chance
für die Wirtschaft, für die Natur sowie für die kommenden
Generationen“, so Weinberger abschließend.
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