18.02.2020, 5302 Zeichen
Katharina Aretin (Compliance und Corporate Legal Affairs, CA Immobilien Anlagen AG) im Gespräch mit mir.
Sie kommen ursprünglich aus dem juristischen Bereich und haben sich auf Immobilienrecht und Kapitalmarktrecht spezialisiert. Was macht diese Themenfelder für Sie so spannend?
Ursprünglich habe ich mich nach meinem Studium auf das „reine“ Immobilienrecht spezialisiert. Im Zuge meiner beruflichen Entwicklung kamen dann Themen des Kapitalmarktrechts, der Corporate Governance und auch der Compliance hinzu, Schlagworte, unter denen ich mir während meines Studiums ehrlich gesagt nur wenig vorstellen konnte und die ich als sehr „trockene“ Materien empfunden habe. Diese ersten ungeplanten Berührungspunkte mit diesen Themen haben jedoch mein Interesse geweckt. Meine beruflichen Erfahrungen mit diesen Bereichen haben dazu geführt, dass sich meine Einschätzung komplett gewandelt hat. Gerade der Fakt, dass diese Themenkomplexe indirekt auch alle Aspekte der externen Kommunikation mitumfassen und die (rechtliche) Wirkung, die einzelne Äußerungen oder Informationen haben können, ist für mich besonders spannend. Daher ist die Kombination meiner beiden Spezialgebiete in der Position als Kapitalmarktjuristin in einem Immobilienunternehmen besonders reizvoll.
Sie sind bei der CA Immobilien Anlagen AG tätig. Ein börsennotiertes Unternehmen muss strengere Transparenz und Berichtspflichten erfüllen. Wie ist das in Ihrem beruflichen Alltag spürbar?
Transparenz und die Erfüllung der Berichts- und Veröffentlichungspflichten ist ein wesentlicher Bestandteil meines beruflichen Alltags. Eine der Herausforderungen dabei ist es, die Investoren-Erwartungen zu erfüllen und gleichzeitig die kapitalmarktrechtlichen Vorschriften und Berichtspflichten einzuhalten. Durch die laufende Veränderung der Investoren-Erwartungen einerseits und der anwendbaren Vorschriften anderseits wird diese Aufgabe auch nie zur Routine, sondern bietet regelmäßig die Möglichkeit für neue Entwicklungen. Daher bleibt die Kombination dieser beider Aspekte im beruflichen Alltag immer eine spannend Herausforderung.
Wie schätzen Sie die Entwicklung in Ihrem Berufsfeld ein?
Die Internationalisierung und Digitalisierung des Kapitalmarktes bringt es mit sich, dass alle Abteilungen innerhalb eines Unternehmens, die sich mit kapitalmarktrelevanten Themen beschäftigen, mit immer neuen Themenfeldern wie etwa Nachhaltigkeitsberichten, Vergütungsberichten etc. konfrontiert werden. Diese Entwicklung erhöht natürlich das Arbeitsausmaß, führt aber gleichzeitig dazu, dass jeder, der sich mit derartigen Themen beschäftigt, in Zukunft auch die Möglichkeit hat, sich auf einzelne Themenschwerpunkte zu spezialisieren.
Welchen Einfluss hat die Digitalisierung im Kapitalmarktrecht?
Die laufende Digitalisierung beeinflusst natürlich auch das Kapitalmarktrecht, man denke nur an die Entwicklung von digitalen Währungen (BitCoins etc) und deren Auswirkungen. Der Gesetzgeber kann dabei die Rechtslage nur nachträglich an die Entwicklung neuer Produkte anpassen, sodass die bestehenden rechtlichen Vorschriften auf neue Entwicklungen angewendet werden müssen. Gerade diese juristische Tätigkeit ist besonders spannend, weil bestehende Rechtsinstitute modern interpretiert werden müssen. Die Digitalisierung beeinflusst das Kapitalmarktrecht aber auch in seinen herkömmlichen Bereichen, zum Beispiel im Hinblick auf Arten und Formen von Veröffentlichungen. Gerade durch die Digitalisierung kommt es auch zu einer Internationalisierung, sodass der Bereich des Kapitalmarktrechts nicht mehr rein österreichische/europäische Vorschriften umfasst. Die Digitalisierung und Internationalisierung führt z.B. dazu, dass auch vermehrt Empfehlungen und Investoren-Erwartungen berücksichtigt werden, die auf anderen Rechtssystemen basieren. Aus einer juristischen Sicht ist dies spannend, da ich ein Verständnis für die jeweiligen Rechtssysteme entwickeln musste, um die Investoren-Erwartungen nachvollziehen zu können und entsprechend darauf reagieren zu können.
Welche Anforderungen sollten Absolventinnen und Absolventen des Master Studiengangs Wirtschafts- und Finanzkommunikation erfüllen, wenn sie ebenfalls in der Rechtsabteilung eines börsennotierten Unternehmens arbeiten wollen?
In einer Rechtsabteilung muss wohl immer auch eine juristische Grundausbildung vorhanden sein. Gerade in juristischen Abteilungen, die sich auch mit Finanzkommunikation, Governance und Reporting beschäftigen, ist aber meiner Ansicht nach das rein juristische Wissen nicht alleine ausschlaggebend, sondern ist vor Allem kommunikatives Feingefühl und Investorenverständnis notwendig. Meiner Ansicht nach würde daher eine Ausbildung im Bereich der Finanzkommunikation, wie es der Master Studiengang ist, in Rechtsabteilungen, die sich auch mit diesen Themen beschäftigen, mit Sicherheit einen positiven frischen Wind und auch eine Erweiterung des Blickwinkels bringen. Personen in der Finanzkommunikation sollten – egal, ob sie in der Rechtsabteilung oder in einem anderen Bereich angesiedelt sind – vor allem aber ein Verständnis dafür mitbringen, dass schon kleine Bemerkungen und Teilinformationen weitreichende Wirkungen haben können. Gerade im Bereich der Finanzkommunikation kann der sprichwörtliche Schmetterlingsschlag auf einem anderen Kontinent Stürme auslösen.
Börsepeople im Podcast S12/08: Robert Abend
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Katharina Aretin , CA Immo
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