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21.08.2019, 4213 Zeichen

Wie voestalpine das Weltklima retten könnte. Vor nicht allzu langer Zeit kam bei einer Podiumsdiskussion aus dem Publikum die Frage, warum man von der voestalpine erwartet, dass sie ihre Emissionen halbiert, wenn sie technologisch eh schon das äußerste tut, um Emissionen so klein wie möglich zu halten, viel mehr gehe nicht. Die renommierte Umweltwissenschafterin am Podium antwortete sinngemäß, dass die voestalpine genauso wie alle anderen die Emissionen zu halbieren habe, und wenn sie das nicht könne, solle sie halt den Hochofen abdrehen, somit gäbe es keine Emissionen mehr, das Klima wäre gerettet. Das war wohl nicht zu Ende gedacht, denn wenn die voestalpine den Hochofen abdreht, haben wir zwar einige Arbeitslose mehr, aber der relativ sauber erzeugte Stahl der voestalpine würde dann durch Stahl eines Erzeugers ersetzt, der vielleicht weniger umweltfreundlich als die voestalpine den Stahl erzeugt.

Genau darum ging es in der Pressekonferenz "Reindustrialisierung in Österreich hilft Weltklima" am 19.8.19 in der WKO. Die voestalpine diente als ein Beispiel. Noch akuter sei die Abwanderungsgefahr in der Zementindustrie. Türkischer Zement könne kostengünstig über Schwarzes Meer und Donau nach Österreich transportiert werden. Glasindustrie, Mineralwolleindustrie und teils die Baustoffindustrie sei schon unwiederbringlich weg. Wir müssten trachten, die restlichen Betriebe in Österreich zu halten, so Robert Schmid, Umweltsprecher der Bundessparte Industrie in der WKÖ sowie Geschäftsführer der Baumit-Gruppe, wir sollten sie fördern oder zumindest nicht weiter einschränken. Arbeitssicherheit, Grundstückskosten, Arbeitskosten, "damit müssen wir leben, das ist auch gut so". Andreas Mörk, Geschäftsführer der Bundessparte Industrie in der WKÖ, sagte, dass bei einer Verlagerung der Produktion ins (nicht zentraleuropäische) Ausland 1 Tonne CO2-Einsparung in Österreich zu 1,9 Tonnen CO2-Ausstoß im Ausland führen würde, das sei auf den hohen Anteil an Erneuerbaren im Energiemix, auf effizientere Nutzung der heimischen Energie und auf die Technologieführerschaft in Österreich zurückzuführen. Bei Verlagerung in nordische Länder könne man diese Gleichung nicht anwenden, diese hätten teils sogar einen höheren Anteil an Erneuerbaren im Energiemix. "Made in Austria" sei nach wie vor eine große Marke.

Stephan Schwarzer, Leiter der Abteilung für Umwelt- und Energiepolitik in der WKÖ, meinte, der Emissionshandel hätte das Flaggschiff der Klimapolitik werden sollen. Die EU reduziere ihren Anteil an den Emissionen, es komme zu Abwanderungen in Länder, wo diese CO2-Kosten nicht anfallen, in die Türkei, nach Kanada, in die USA. Wenn man das überstrapaziere, verliere die Investitionslenkungswirkung ihre Kraft, es werde zu stärkerem geographischen Ausweichen kommen, je teurer (und unplanbarer) die CO2-Kosten seien. Es müsse eine Obergrenze für CO2-Zertifikate bzw. CO2-Steuern geben, um den Unternehmen Planungssicherheit zu geben, man plane ein Werk ja für 20 Jahre und länger. Der Staat Österreich bekomme sehr viel Geld durch den Emissionshandel, bis zu 100 Mio. Euro pro Jahr.

Der Industrie wäre eine fixe CO2-Steuer lieber, da planbarer als die CO2-Zertifikate, von denen man nicht wisse, ob sie nächstes Jahr 50 oder 60 Euro kosten, alleine schon die Diskussion über höhere Zertifikatpreise schrecke Investoren ab. In Deutschland sei die Situation besser, da fließe das durch Zertifikate eingenommene Geld an die Firmen zurück. Nach dem offiziellen Teil der Pressekonferenz kam ich noch mit Robert Schmid ins Gespräch, er rückte die Dimensionen zurecht: mit den drohenden Strafzahlungen von kolportierten 8 Mrd. Euro für die Verfehlung des Klimaziels, die die Republik Österreich entrichten müsste, habe die Industrie am allerwenigsten zu tun. Die Industrie zahle für ihen Anteil an der Zielüberschreitung jetzt schon etwa 100 Mio. Euro an den Staat, der Rest komme von Verkehr usw. Womit wir wieder beim Hochofen wären: mit dem Herunterfahren der Produktion in Linz wäre das österreichische Klima noch nicht gerettet, geschweige denn das Weltklima.
voestalpine ( Akt. Indikation:  20,33 /20,36, 1,62%)

(Der Input von Günter Luntsch für den http://www.boerse-social.com/gabb vom 21.08.)



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1. Übergabe bei der voestalpine: Wolfgang Eder übergibt an Herbert Eibensteiner, Credit: voestalpine , (© Aussender)   >> Öffnen auf photaq.com

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    Wie voestalpine das Weltklima retten könnte (Günter Luntsch)


    21.08.2019, 4213 Zeichen

    Wie voestalpine das Weltklima retten könnte. Vor nicht allzu langer Zeit kam bei einer Podiumsdiskussion aus dem Publikum die Frage, warum man von der voestalpine erwartet, dass sie ihre Emissionen halbiert, wenn sie technologisch eh schon das äußerste tut, um Emissionen so klein wie möglich zu halten, viel mehr gehe nicht. Die renommierte Umweltwissenschafterin am Podium antwortete sinngemäß, dass die voestalpine genauso wie alle anderen die Emissionen zu halbieren habe, und wenn sie das nicht könne, solle sie halt den Hochofen abdrehen, somit gäbe es keine Emissionen mehr, das Klima wäre gerettet. Das war wohl nicht zu Ende gedacht, denn wenn die voestalpine den Hochofen abdreht, haben wir zwar einige Arbeitslose mehr, aber der relativ sauber erzeugte Stahl der voestalpine würde dann durch Stahl eines Erzeugers ersetzt, der vielleicht weniger umweltfreundlich als die voestalpine den Stahl erzeugt.

    Genau darum ging es in der Pressekonferenz "Reindustrialisierung in Österreich hilft Weltklima" am 19.8.19 in der WKO. Die voestalpine diente als ein Beispiel. Noch akuter sei die Abwanderungsgefahr in der Zementindustrie. Türkischer Zement könne kostengünstig über Schwarzes Meer und Donau nach Österreich transportiert werden. Glasindustrie, Mineralwolleindustrie und teils die Baustoffindustrie sei schon unwiederbringlich weg. Wir müssten trachten, die restlichen Betriebe in Österreich zu halten, so Robert Schmid, Umweltsprecher der Bundessparte Industrie in der WKÖ sowie Geschäftsführer der Baumit-Gruppe, wir sollten sie fördern oder zumindest nicht weiter einschränken. Arbeitssicherheit, Grundstückskosten, Arbeitskosten, "damit müssen wir leben, das ist auch gut so". Andreas Mörk, Geschäftsführer der Bundessparte Industrie in der WKÖ, sagte, dass bei einer Verlagerung der Produktion ins (nicht zentraleuropäische) Ausland 1 Tonne CO2-Einsparung in Österreich zu 1,9 Tonnen CO2-Ausstoß im Ausland führen würde, das sei auf den hohen Anteil an Erneuerbaren im Energiemix, auf effizientere Nutzung der heimischen Energie und auf die Technologieführerschaft in Österreich zurückzuführen. Bei Verlagerung in nordische Länder könne man diese Gleichung nicht anwenden, diese hätten teils sogar einen höheren Anteil an Erneuerbaren im Energiemix. "Made in Austria" sei nach wie vor eine große Marke.

    Stephan Schwarzer, Leiter der Abteilung für Umwelt- und Energiepolitik in der WKÖ, meinte, der Emissionshandel hätte das Flaggschiff der Klimapolitik werden sollen. Die EU reduziere ihren Anteil an den Emissionen, es komme zu Abwanderungen in Länder, wo diese CO2-Kosten nicht anfallen, in die Türkei, nach Kanada, in die USA. Wenn man das überstrapaziere, verliere die Investitionslenkungswirkung ihre Kraft, es werde zu stärkerem geographischen Ausweichen kommen, je teurer (und unplanbarer) die CO2-Kosten seien. Es müsse eine Obergrenze für CO2-Zertifikate bzw. CO2-Steuern geben, um den Unternehmen Planungssicherheit zu geben, man plane ein Werk ja für 20 Jahre und länger. Der Staat Österreich bekomme sehr viel Geld durch den Emissionshandel, bis zu 100 Mio. Euro pro Jahr.

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