Zu Beginn der neuen Handelswoche hatte die Wirtschaftszeitung zum wiederholten Male Vorwürfe gegen den DAX-Konzern formuliert, wonach ein Großteil der 2016 und Anfang 2017 generierten Umsätze und Gewinne auf gerade einmal drei Partnerunternehmen zurückzuführen seien. Ob an diesen Vorwürfen etwas dran ist? Das lässt sich so genau wohl nicht beantworten. Wirecard selbst hatte ähnliche Berichte im April als „falsch und irreführend“ zurückgewiesen. Die Zeitungsmacher berufen sich nun auf eine firmeninterne Übersicht, die mit dem Artikel veröffentlicht wurde. Diese soll von dem Accounting-Chef des Konzerns höchstpersönlich zusammengestellt worden sein.
Einsteigen oder Finger weg? Die Glaubensfrage
Der Kurs des Wirecard-Papiers hat im Gegensatz zu früheren Berichten diesmal kaum reagiert. Überhaupt besticht die Aktie des innovativen Zahlungsabwicklers seit Wochen durch eine relativ starke Entwicklung. Auf Monatssicht ist sie um 24 Prozent gestiegen, während der DAX auf der Stelle tritt. Viele Anleger sind also in Kauflaune.
Doch wie hoch kann der Kurs noch steigen? Die meisten Analysten sehen durchaus noch Luft nach oben. Nach den starken Quartalszahlen der Bayern lautet die Meinung überwiegend „Kaufen“. Die Kursziele für das Wirecard-Papier reichen dabei bis zu 240 Euro. Das wäre gegenüber dem aktuellen Niveau ein Aufschlag von mehr als 60 Prozent. Begründet wird der Optimismus zumeist mit der starken Wachstumsdynamik sowie den Synergie-Effekten durch die neue Partnerschaft mit Softbank. Demnach sollte man Wirecard jetzt wohl im Depot haben? Auf der anderen Seite gibt es auch einige Pessimisten unter den Analysten. Sie sehen den fairen Wert der Aktie mit Blick auf die Risiken aus den Vorwürfen sowie der laufenden Untersuchung rund um fehlerhafte Buchungen einer Konzerntochter in Singapur lediglich bei 100 Euro. Die Aktie bleibt zunächst also eine Glaubensfrage.
Was die Anleger jetzt mit der Aktie machen
Bei den wikifolio-Tradern ist das Vertrauen in das Unternehmen zuletzt deutlich gestiegen. Darauf deutet zumindest der Beliebtheitsindikator der Aktie hin. So ist der Anteil der wikifolios mit Wirecard im Depot seit Ende März um fast 50 Prozent gestiegen. Die Aktie ist momentan in über 11 Prozent aller wikifolios vertreten.
Weiterhin investiert ist auch Chris Heydrich ( Takeiteasy ) in seinem wikifolio Payment of Future . Mit seinem Portfolio möchte der erst seit wenigen Jahren an der Börse agierende Trader „von den zukünftigen Geldströmen in der Welt profitieren“. Genau das ist auch das Ziel von Wirecard. Die Aktie kommt als eines der Schwergewichte auf einen Depotanteil von 11 Prozent. Einen Teil hat Heydrich zuletzt allerdings verkauft. Mitte der vergangenen Woche wurde dabei ein Gewinn von gut 37 Prozent erzielt. Das erst von zwei Monaten eröffnete wikifolio kommt aktuell auf eine Performance von knapp acht Prozent.
Gewinnmitnahmen bei dem Top-Gewinner im DAX
Eine deutlich längere Historie kann Michael Flender ( GoldeselTrading ) bei seinem wikifolio Goldesel-Trading vorweisen. Das Musterdepot existiert schon seit dem Herbst 2013. In diesem Zeitraum konnte der Wert trotz eines zwischenzeitlichen Rückschlags von 30 Prozent um 144 Prozent gesteigert werden. Von seiner zuletzt eher vorsichtigen Herangehensweise mit einem Cash-Anteil von 60 Prozent im Depot weicht er bei einzelnen Werten schon mal ab. Dazu zählt auch Wirecard, die trotz der jüngst erfolgten Gewinnmitnahmen weiterhin mit rund fünf Prozent relativ stark im wikifolio gewichtet ist.
Die Wirecard-Aktie scheint sich beruhigt zu haben, der Bereich um 108 Euro ist eine Unterstützung.
Der Trader hatte bereits Anfang April bei gut 110 Euro eine erste Position aufgebaut und im Anschluss offen darauf spekuliert, dass es bei einem Ausbruch über die Marke von 140 Euro eine weiteren Anstieg in Richtung 150 bis 160 Euro geben könnte. Das untere Ende der genannten Range wurde dank einer Top-Performance heute schon nahezu erreicht.