29.10.2018, 7059 Zeichen
Kein Tag ohne neuen Trump-Tweet, einer Volte aus Italien oder der Gewinnwarnung eines DAX-Unternehmens. Dass viele dieser Ereignisse nur bedingt erfreulich waren, braucht man nicht weiter schönzureden, zumal sich die Konsequenzen unmittelbar am DAX ablesen lassen, und nicht nur dort. Dabei ist lange nicht überall, wo Überraschung draufsteht, auch eine Überraschung drin. Nehmen wir zum Beispiel die Gewinnwarnung von Daimler oder – eine Etage tiefer – die des Automobilzulieferers Leoni: Dass es im deutschen Fahrzeugbau nicht rund läuft, wusste man bereits aus den täglichen Schlagzeilen. Zudem befanden sich beide Aktien bereits seit Wochen auf Talfahrt. Die Meldungen über die Zurücknahme der Gewinnziele waren daher nur noch die Bestätigung einer Entwicklung, die längst ihre Spuren hinterlassen hatte. Aufgrund solcher, teils hausgemachter Probleme sollte allerdings nicht vorschnell auf den Zustand der Weltkonjunktur geschlossen werden. Denn in vielen Branchen besteht weiter Anlass zum Optimismus, besonders bei US-Technologietiteln: So berichtete Microsoft zuletzt über einen satten Gewinnanstieg um fast ein Drittel auf 8,8 Mrd. USD. Hier waren es vor allem die Cloud-Dienste, die für Wachstum sorgten. Ähnlich zuversichtlich präsentierten sich übrigens Unternehmen wie PayPal oder Hewlett-Packard.
Lernen durch Wiederholung
Nehmen wir für einen Moment an, dass wir Menschen vielleicht doch lernfähig sind. Zugegeben, das fällt in diesen Tagen nicht immer leicht. Übertragen auf die Börse müssten wir dann einen Gewöhnungseffekt berücksichtigen. Wenn schlechte Nachrichten, in diesem Fall Gewinnwarnungen, nicht mehr automatisch zu deutlich fallenden Kursen führen, dann könnte dies ein Indiz dafür sein, dass viel Negatives bereits eingepreist ist. Auch die Aktien von Daimler und Leoni konnten sich nach einer ersten Verkaufswelle wieder erholen, ehe sie im Zuge der jüngsten Turbulenzen erneut nachgaben. Der Markt lotet also bereits das „richtige“ Bewertungsniveau aus. Erfahrungsgemäß ist für eine echte Bereinigung aber ein Wechsel der Papiere zu den sogenannten „starken Händen“ notwendig, also zu jenen Investoren, die derartige Turbulenzen schon oft durchlebt haben und die über die Nervenstärke verfügen, auch gegen eine allgemein ängstliche Stimmung zu handeln.
Der Gewinn liegt im Einkauf
Erfahrungsgemäß sind in derart volatilen Marktphasen insbesondere hochbewerte Aktien gefährdet. Echte Value-Investments bieten dagegen aufgrund ihrer Substanz oder ihrer vergleichsweise günstigen Bewertung einen gewissen Schutz. Solche Überlegungen nimmt Gert Odenius („WorldwideValue“) in seinem wikifolio „Regel Nr.1: Kein Geld verlieren“ auf, wobei die Bezeichnung schon seinen grundsätzlich konservativen Investmentansatz betont. Als klassischer Value-Investor betrachtet Odenius verschiedene Bewertungskennziffern wie das Kurs-Buchwert-Verhältnis oder das KGV.
Er weiß, dass der Gewinn meist im (günstigen) Einkauf liegt. Erreicht ein Papier dann den von ihm ermittelten fairen Wert, trennt er sich in der Regel wieder von den Papieren. In der aktuell schwierigen Marktphase setzt Odenius auf eine hohe Cash-Quote. Unter den restlichen Positionen finden sich vor allem deutsche Nebenwerte wie die Beteiligungsgesellschaft MBB, der Dämmstoffhersteller Steico und der Autovermieter Sixt. Odenius ist es gelungen, in den vergangenen zwölf Monaten kein Geld zu verlieren. Das ist bereits respektabel. Seit Auflage im Mai 2013 liegt der von ihm erwirtschaftete Gewinn sogar noch immer bei rund 90%.
Simply the best
Fast jeder Anleger nimmt für sich in Anspruch, sein Depot mit den aussichtsreichsten Aktien bestücken zu wollen. Tatsächlich schaffen es aber nur wenige, die jeweilige Benchmark auf lange Sicht zu schlagen. Auch Markus Buchner („Sparmeister“) besitzt diesen Ehrgeiz. Mit einem Plus von 110 % seit dem Start seines wikifolios „Solides Wachstum“ Anfang 2012 dürfte er das Gros der Investoren deutlich hinter sich gelassen haben. Sogar auf Sicht der vergangenen zwölf Monate bringt es Buchner noch auf einen Wertzuwachs von gut 6%. Bei der Zusammensetzung dominieren globale Unternehmen mit starken Marken und hohen Cash Flows. Buchner vertraut auf die Tech-Schwergewichte Amazon und Alphabet, den Luxuskonzern LVMH, das Kreditkartenunternehmen Mastercard sowie die beiden Flugzeughersteller Airbus und Boeing.
Auffällig ist neben der Übergewichtung von Großkonzernen auch die Branchen-Diversifikation seiner Investments, die zu einer stabilen Wertentwicklung beitragen soll.
Wachstum aus der Wolke
Beide Aktien verbuchen auf Jahressicht ein komfortables Plus von über 30%. Diese starke Kursentwicklung spiegelt sich auch im Wertzuwachs des wikifolios, das seit Start im August 2017 rund ein Drittel zulegen konnte. Der scharfen Korrektur im Tech-Sektor konnte sich aber auch Siemonsmeier zuletzt nicht ganz entziehen. Auf Jahressicht verbleibt allerding noch immer ein eindrucksvoller Wertzuwachs von rund 28%.
Was kommt?
Das sollten Anleger im Auge behalten
Auf beiden Seiten des Atlantiks steuert die Berichterstattung zum dritten Quartal ihrem Höhepunkt entgegen. Nachdem bislang vor allem Unternehmen mit operativen Schwierigkeiten die Schlagzeilen dominierten, dürften nun auch wieder vermehrt optimistische Töne zu hören sein. An Allerheiligen zieht beispielsweise das wertvollste Unternehmen der Welt Bilanz: Apple. Der iPhone-Hersteller steuert auf neue Umsatz- und Gewinnrekorde zu. Schon am Dienstag werden Bayer, Beiersdorf, Fresenius, Lufthansa und VW berichten und damit die Richtung des DAX maßgeblich bestimmen.
Aus Italien, das derzeit unter besonderer Beobachtung steht, erreichen uns am Dienstag Daten zum Bruttoinlandsprodukt. Am Mittwoch folgt dann die Bekanntgabe der Arbeitslosenquote, die zuletzt bei erschreckend hohen 9,7% lag. Die Woche endet schließlich mit den Einkaufsmanagerindizes aus Italien, Frankreich, Spanien und Deutschland.
Schon gewusst? Das wikifolio.com weekly gibt es auch als Newsletter!
Wer früher informiert sein möchte, erhält den wikifolio.com Wochenrückblick inklusive einer exklusiven wikifolio-Auswahl bereits am Freitagmorgen in seine Inbox.
Jetzt registrieren oder anmelden und Weekly Digest abonnieren!
Diese Artikel könnten Sie auch interessieren:
Im Original hier erschienen: Wann greifen die „starken H?nde“ zu?
Was noch interessant sein dürfte:
Inbox: Amag - Ausblick erwartungsgemäß konkretisiert
Inbox: Erste Group - Gewinn dank gutem Risikoumfeld über den Erwartungen
Inbox: Palfinger-Bewertung auf niedrigstem Niveau seit 2010
Inbox: AT&S - Konsensus-Schätzungen haben Nachholbedarf
Audio: Wikifolio Trader MavTrade setzt auf Zukunftsbranchen
Audio: Verbund-CEO über die veränderte Energiewelt
Audio: OMV-CFO Florey: "Wir haben das profitabelste Quartalsergebnis seit zehn Jahren präsentiert"
Audio: Weltspartag: Österreich fehlt Wirtschaftswissen - "Aktien müssten stärker beworben werden"
Audio: So geht Klaus Umek mit seinem Hedgefonds vor
Audio: SBO CEO Grohmann: "Wir haben momentan 280 Mio. liquide Mittel, wir sind selektive Käufer"
Börsepeople im Podcast S15/01 Florian Heindl (Upd.1)
Bildnachweis
Aktien auf dem Radar:Mayr-Melnhof, Immofinanz, Erste Group, Addiko Bank, Flughafen Wien, Semperit, voestalpine, ams-Osram, Rosgix, Lenzing, Porr, UBM, Athos Immobilien, EVN, CA Immo, Cleen Energy, FACC, Pierer Mobility, Wolftank-Adisa, Oberbank AG Stamm, BKS Bank Stamm, Amag, Polytec Group, Agrana, OMV, Österreichische Post, S Immo, Telekom Austria, Uniqa, VIG, Wienerberger.
Random Partner
Wiener Privatbank
Die Wiener Privatbank ist eine unabhängige Privatbank mit Sitz in Wien, deren Anspruch darin liegt, die besten Investmentchancen am globalen Markt für ihre Kunden zu identifizieren. Zu den Kunden zählen Family Offices, Privatinvestoren, Institutionen sowie Stiftungen im In- und Ausland.
>> Besuchen Sie 68 weitere Partner auf boerse-social.com/partner
Latest Blogs
» Börse-Inputs auf Spotify zu u.a. Sartorius, Immofinanz, Silvia Resnik, F...
» ATX-Trends: AT&S, RBI, Immofinanz ...
» Börsepeople im Podcast S15/01 Florian Heindl (Upd.1)
» Karrieren & Kurse: Silvia Resnik, Simple Life Expertin (und das Wifi Wie...
» Österreich-Depots: Wieder etwas erholt (Depot Kommentar)
» Börsegeschichte 26.9.: Bitte wieder so wie 2011 (Börse Geschichte) (Börs...
» In den News: Neuer Semperit-CEO, Immofinanz stockt bei S Immo auf, Verbu...
» Wiener Börse Party #746: Immofinanz-Gerücht bestätigt sich, Wienerberger...
» Nachlese: UBS-Platzierung bei Immofinanz, Gold auf Rekord (Christian Dra...
» Wiener Börse zu Mittag schwächer: Wienerberger, AT&S, FACC gesucht, DAX-...
Useletter
Die Useletter "Morning Xpresso" und "Evening Xtrakt" heben sich deutlich von den gängigen Newslettern ab.
Beispiele ansehen bzw. kostenfrei anmelden. Wichtige Börse-Infos garantiert.
Newsletter abonnieren
Runplugged
Infos über neue Financial Literacy Audio Files für die Runplugged App
(kostenfrei downloaden über http://runplugged.com/spreadit)
per Newsletter erhalten
AT0000A2VYE4 | |
AT0000A3E305 | |
AT0000A3DYN1 |
- Börse-Inputs auf Spotify zu u.a. Sartorius, Immof...
- Research-Fazits zu Zalando, Hugo Boss, Commerzban...
- Guten Morgen mit Anglo American, Triodos Bank ...
- ATX-Trends: AT&S, RBI, Immofinanz ...
- Börsepeople im Podcast S15/01 Florian Heindl (Upd...
- Wie Tele Columbus, Noratis, Klondike Gold, Metro,...
Featured Partner Video
Höchste Eisenbahn! Halbjahresbilanz bei Vossloh. CFO Triska: "Mehr Verkehr auf den Schienen!"
Die Vossloh AG wird die französische Sateba Group (Betonschwellenhersteller) für 450 Mio. kaufen und beweist damit, dass sie in der Lage ist, größere Transaktionen durchzuführen. "Eine schöne Erwei...
Books josefchladek.com
Eron Rauch
Heartland
2023
Self published
Helen Levitt
A Way of Seeing
1965
The Viking Press
Walker Evans
Many are Called
1966
Houghton Mifflin
Adolf Čejchan
Ústí nad Labem
1965
Severočeské krajské nakladatelství