10.01.2018, 7516 Zeichen
Die Euro-Staaten sind die natürliche Destination für Anleger, die nicht nur auf dem Heimatmarkt investieren wollen, gleichzeitig aber das Wechselrisiko scheuen (wenngleich damit natürlich auch immer eine Währungsschance verbunden ist). Allerdings neigen die meisten Unternehmen zu einer eher zyklischen Dividendenpolitik. Den auf nachhaltige Ausschüttungsqualität abzielenden DividendenAdel-Kriterien werden derzeit jedenfalls nur 29 der 250 wichtigsten Börsenfirmen des Währungsraums in vollem Umfang gerecht. Damit liegt die Adels-Quote etwas höher als in Deutschland.
Zehn jahre ohne Kürzung sind eine hohe Hürde
Zumeist hapert’s an der Kontinuität. Fast vier Fünftel der Unternehmen scheitern bereits an der ersten DividendenAdel-Hürde und können keine zehn Jahre ohne Kürzung vorweisen. Von den verbleibenden rund 60 Firmen fallen knapp zwei Dutzend durch das Payout-Sieb, wobei zumeist die obere Grenze des Zielkorridors (25-75%) überschritten wird. Den Vogel schießt dabei der französische Öl-Multi Total ab, der für die Dividendenzahlungen der letzten drei Jahre sogar die Substanz anknabbern musste.
Kerry und Fresenius: Aristokraten, aber kein Adel
Doch es gibt auch den umgekehrten Fall, nämlich dass zu sehr geknausert wird – etwa beim deutschen Gesundheitsdienstleister Fresenius oder beim irischen Nahrungsmittel-Konzern Kerry Group. Beide Unternehmen können zwar eine auch nach der strengen US-Definition „aristokratische“ Bilanz von 25 Dividendenanhebungen in Serie vorweisen, kehren aber im Schnitt deutlich weniger als das für den DividendenAdel essentielle Viertel ihrer Gewinne an die Anteilseigner aus.
Hermès scheitert an der Rendite
Und dann sind da noch Firmen wie Hermès. Bei der wohl legendärsten Luxusmarke, die noch nicht in einem Konglomerat à la LVMH aufgegangen ist, stimmt eigentlich alles: 24 Anhebungen in Folge, ein angemessener Payout, zweistellige Dynamik. Doch nachdem der Kurs in den letzten zwei Jahren um mehr als 50% gestiegen ist, steht bei der Rendite nicht einmal mehr eine Eins vor dem Komma – zu wenig, um als DividendenAdel durchgehen zu können.
DividendenAdel Eurozone 25 Index
Trotzdem sind Hermès-Aktien, ähnlich wie die ikonische Birkin Bag, eine Anschaffung für die Ewigkeit – außer, man folgt einer streng regelbasierten Investment-Strategie à la DividendenAdel Eurozone 25. Das Portfolio wird immer im Januar gleichgewichtet mit den 25 bestplatzierten Aktien bestückt und da ist Hermès eben aus den genannten Gründen auch weiterhin nicht dabei.
Dennoch kann sich die Performance dieses Investment-Ansatzes, der inzwischen sogar börsentäglich als offizieller Index des für viele Banken, Fonds und ETF-Gesellschaften tätigen Providers Solactive berechnet wird, durchaus sehen lassen. Inklusive reinvestierter Netto-Dividenden hat die Strategie seit Anfang 2001 eine Verdreifachung aufs Parkett gelegt, während der MSCI EMU Index gerade einmal auf ein Plus von 50% kommt.
Spitzenreiter Eiffage scheidet aus
Seit der letzten Überprüfung am 8. Januar 2017 steht eine Wertentwicklung (Net Total Return) von 13,5% zu Buche – etwas weniger als beim Index, dennoch zufriedenstellend. Der größte Performance-Beitrag kam dabei vom französischen Baukonzern Eiffage. Angetrieben von der Hoffnung auf Wirtschaftsreformen und Infrastruktur-Investitionen unter dem neuen Präsidenten Emmanuel Macron konnte die Aktie rund 40% zulegen. Dieser Gewinn wurde nun realisiert, denn im 2018er Portfolio ist Eiffage nicht mehr enthalten: Weil die Dividende 2017 nur konstant gehalten statt erhöht wurde, ist das Unternehmen kein DividendenAdel mehr.
Société BIC schrumpft zu stark
Neben dem Spitzenreiter verabschiedet sich auch der Tabellenletzte: Société BIC erfüllt zwar weiterhin alle DividendenAdel-Kriterien. Nachdem der Kurs im Vorjahr rund ein Viertel verloren hat, ist der französische Hersteller von Einwegrasierern, Kugelschreibern, Feuerzeugen und anderem Plastikkrempel aus dem Basisuniversum der 250 wichtigsten Aktien der Eurozone herausgefallen.
Siemens mit zu wenig Dynamik
Daneben müssen vier weitere Unternehmen weichen. Beim Aufzughersteller Kone und der Werbeagentur Publicis liegt die über drei Jahre geglättete Ausschüttungsquote nun jenseits des Limits von 75%. Siemens hingegen zählt weiterhin zum DividendenAdel, ist mit einer Dividenden-Dynamik von knapp 4% p.a. jedoch auf den undankbaren 26. Platz der Auswahlliste abgerutscht. Und die Luxusmarke Dior war schon im Jahresverlauf 2017 aus dem Index entfernt worden, nachdem der Streubesitz bedingt durch die vom – nach wie vor im Portfolio enthaltenen – Schwesterkonzern LVMH lancierte Übernahmeofferte drastisch gesunken war.
Recordati stürmt auf den zweiten Platz
Neu dabei ist dafür der italienische Pharmakonzern Recordati, der seine Dividende in den letzten fünf Jahren um durchschnittlich 20% p.a. steigern konnte und damit hinter der französischen Fintech-Aktie Ingenico Group Platz 2 im DividendenAdel Eurozone belegt. Hinzu kommen aus Deutschland der Dialyse-Spezialist Fresenius Medical Care, der Frankfurter Flughafenbetreiber Fraport und der Aromenhersteller Symrise – ergänzt um den spanischen Infrastruktur-Multi Abertis und die französische Baufirma Vinci.
Breite Diversifikation – auch via Zertifikat
Nach dem Austausch von sechs Titeln repräsentieren die 25 Index-Mitglieder nun sechs Länder und acht Wirtschaftszweige. Geographische Schwergewichte sind Frankreich und Deutschland mit zehn bzw. neun Unternehmen, während auf der Sektor-Ebene Industrie und Nichtzyklischer Konsum mit je fünf Aktien am stärksten vertreten sind.
Nach dem Austausch von sechs Titeln repräsentieren die nun wieder 25 gleichgewichteten Index-Mitglieder insgesamt sechs Länder und acht Wirtschaftszweige. Der regionale Schwerpunkt liegt in Frankreich und Deutschland mit zehn bzw. neun Unternehmen, während auf der Sektor-Ebene Industrie und Nichtzyklischer Konsum mit je fünf Aktien am stärksten vertreten sind. Wer von dieser breit diversifizierten Qualitätsaktien-Strategie profitieren möchte, aber den mit 25 einzelnen Aktien verbundenen Aufwand scheut, greift auf das DividendenAdel Eurozone Zertifikat der Deutschen Bank (ISIN DE000DM1DVA8) zurück. Das börsentäglich in Frankfurt und Stuttgart handelbare Papier bildet den von Solactive berechneten Index inklusive fortlaufend reinvestierter Netto-Dividenden ab. Die Jahresgebühr beläuft sich auf 1,25%.
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Der Beitrag DividendenAdel Eurozone 2018: Sechs Aufsteiger – Ingenico und Recordati vorn erschien zuerst auf DividendenAdel.
Börsepeople im Podcast S13/20: Raffaela Ortner
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