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Getting Tough The Race ( Carolin Zendler via Facebook)

Magazine aktuell


#gabb aktuell



05.12.2016, 7221 Zeichen

Getting Tough The Race V: 
Der Kampf ums Weiterkämpfen

Ich liebe Geschichten schreiben, und Getting Tough ist ja lang und hart genug, um eine draus zu machen. Jetzt komm ich doch noch dazu, über den schlimmsten Lauf meines Sportler-Lebens zu schreiben...

Ich will nie mehr so leiden wie am 3.12.2016, nie mehr schon vor dem Startschuss Bedenken haben, und dann die gesamte Zeit während dieses hammerharten Rennens meine Laufentscheidung abwechselnd bereuen oder verfluchen. Aber verdammich, ich will bitte jedes weitere Mal so tränenreich glücklich sein wie nach der Ziellinienüberquerung. 

Der Norovirus drei Tage vorher ließ mal eben innerhalb einer Nacht meinen gesamten Elan und vermutlich auch weitere Dinge verpuffen, die ich so mühsam antrainiert und nahrungstechnisch beachtet hatte. Karboloading am Abend vorher? Pustekuchen! Nach fünf Bissen rebellierte der Magen und sagte: nö du, heut nicht. Also ohne Carbo und mit doofem Grummeln im Kopf und Magen ins Bett. Am nächsten Tag erstmal die WhatsApp verschickt: „mir geht’s so scheisse, ich überleg zu canceln, aber mach ich nicht!“, woraufhin zurückkam: „Danach wird Pause gemacht. Aufgeben ist keine Option!“
Gut, dachte ich, damit kann ich was anfangen. Keine Option lässt ja auch wenig Spielraum frei. 

Nun gut, auf ins Festzelt zu den anderen Bekloppten, und schön einstimmen lassen von Kalli. Nach dem hundertsten ‚Who am I‘ konnte ich dann verzagt mitmurmeln ‚I am a champion‘, und draussen auf dem Starterfeld fand ich mich doch in der ersten Reihe neben Hagen, Laura und Susi, und meinem alten Triakollegen Paul wieder. Eine Runde neben Susi einlaufen, bisschen doof gequatscht, und es stand dann (zum ersten Mal heute) fest: ich laufe dieses Rennen! 

Mit Startschuss und endlich bisserl Adrenalin in den Adern statt lähmendem ‚uiuiui ich weiß auch nicht‘, wurde der erste Sprint hingelegt, mit den ersten 100 über die Gräben, das war noch kinderleicht, und als 3. Frau raus aufs Feld. Dann begann allerdings ziemlich abrupt der Kampf gegen den Magen und die beißende Frage: bin ich nicht doch zu krank und ist das hier medizinisch indiziert?
Jaja, die Mediziner und ihre eigene nicht-Beachtung dessen, was gesund sein könnte ;)

Nunja, ich muss zugeben, die ersten 15km waren meine persönliche Hölle. So ganz wohl war mir nicht, meine Beine verhedderten sich ständig, mein Magen wollte alles andere als bewegt werden, und die Übelkeit war auch kein schöner Begleiter.
Bis km 9 war ich anscheinend immer noch 3. Frau, dann jedoch nahm mein Unwohlsein eine Wendung, als wir uns irgendwo durchschlängeln mussten und langsamer wurden und der Kopf zu arbeiten anfing: „nachher kommt noch Wasser, Hindernisse, kalt, und dir ist jetzt schon so elend, hör doch auf, das klappt doch nie.“ Dieses Szenario spielte ich gekonnt ungefähr zehnmal durch bis zur Sturmbahn – und ich gewann jedes Mal aufs Neue gegen diesen eifabibschen Magen und meine Zweifel. Der Wille rules it all oder so. Never back down. Aufhören ist keine Option. Oder, wie Ludmilla sagte, als sie an mir vorbeizog: „Caro, dein Kopf war bisher doch immer stark.“, und weg war sie. Jop, dachte ich, und lief dem Pferdeschwanz weiter nach. 

Ich beschloss, dass ich mir das ELITEband abschminken wollte und einfach nur ins Ziel laufen sollte. Fünf Minuten später beschloss ich, dass das Quatsch ist und ich die 5km bis zum ELITEband doch wenigstens noch so schaffen würde, danach könnte ich ja ausruhen. Haha. Ausruhen. Bei Getting Tough. Mein Kopf ist manchmal wirklich lustig, wenn er ausschaltet. 

Ludmilla hatte aber recht, mein Wille hat mich noch nie im Stich gelassen. Ich war achte Frau, als ich am Wasser-U ankam, und holte mir das ELITEBand ab….nichts hat mich mehr gezogen als dieses verflixte gelbe doofe Band zu bekommen! Ich hätte schreien können vor Erleichterung…und ne Abkühlung für mein in Aufruhr geratenes Gesamtsystem kam gerade recht, die lenkte mich von allem Magengedöns ab. 

Wenn ihr euch wundert, warum ich ständig Magen statt Kälte, Krämpfe, Müdigkeit schreibe: ich hab auf alles andere garnicht so achten können. 

Kaum waren wir auf der Sturmbahn angekommen, hieß es auch schon: hangeln. Marshall dabei natürlich, damit auch ja nix schiefgehen konnte, musste ja ne gute Figur machen, also beim ersten Versuch schön an ihm vorbei und tada. Gerettet. Also weiter. Da tauchte plötzlich Ludmilla wieder vor mir auf, und Heidi aus meinem FreeOCRrunners-Team ebenfalls. Achte Position also. Mal sehen. Klar war mir immer noch nicht mausewohl, mit vehement protestierendem Magen bei allem Krabbeln auf der Strecke, und zitternd wie Espenlaub….tja, Elektrolytverschiebungen merkt man dann ;)Also schnell Salztablette eingeworfen und weiter. Soll ja gegen Krämpfe helfen, sagen die Mediziner ;)

Arschkalt war die Saale bei -6*C Außentemperatur, und das ist wortwörtlich gemeint. Auch die Zehen wurden so langsam taub, aber wenigstens funktionierten die Hände und die Waldarbeiterhandschuhe perfekt, sogar das Freibadhangeln bis auf die Gegenseite klappte zum allerersten Mal auf Anhieb! Ich war baff…von mir selbst XD
Nun, also weiter, lang war’s ja nicht mehr, und mein Dad und Bruder warteten im Ziel. Premiere. Die durfte ich auch nicht enttäuschen, genausowenig wie Tobi daheim und natürlich am allerallerwenigsten mich selbst! Ein DNF kommt nicht infrage, und wenn mich mein Magen auf die letzten hundert Meter noch um Ballast erleichtert hätte…der ja eh nicht drin war. Von daher hurtig spurtig weiter über die Pyramide (dort traf ich Ludmilla und Heidi beim Kaffeekränzchen wieder :D ), ließ die beiden Damen hinter mir und machte Minute um Minute gut bis auf den vierten Platz. Jetzt kämpfte ich noch mit meinen Händen. Das Längshangelhindernis versaute ich mal eben, da tanzte ich eine Runde auf dem Stroh, aber ELITEband musste ja dran bleiben, also give the shit a new try, kämpf dich weiter durch. Zähne klapperten nicht nur symbolisch. Hände waren Eiszapfen, aber Krämpfe gabs keine. Salztabletten sei dank.

Und wie es eben so ist, fing es auf der Zielgeraden dann zum ersten Mal an, Spaß zu machen. Weil so nah, so schön nah vor Augen kann einen eh nichts auf der Welt mehr stoppen, das Ding ist drin, das ELITEband auch, ich war so mega stolz und wurde von Kalli und Markus hoch auf die Schultern genommen.

Was ein Triumph! Was ein Kampf! Gegen mich zuallererst einmal! Was ein verflucht hartes Rennen für meinen Kopf! Half Ironman dagegen? Kinkerlitzchen! Mann, hab ich kurz in Papas Schultern geheult, als ich meine beiden Jungs über den Zaun hinweg umarmen konnte. Mann, waren die stolz auf mich, und meine Mom daheim überglücklich, dass ich trotz allem gut im Ziel angekommen war. Und mein Team natürlich auch, meine FreeOCRrunners und die UltraSPORTS Jungs, und Inov8 Kollegen…und schaut, schaut, im warmen Zelt konnte ich dann auch wieder grinsend die Black Pearl Richtung Kamera halten. Caro funktioniert also wie immer. Geht doch.

=> => => Schlussworte für die OCR-Rennen, und besonders Getting Tough dieses Jahr? Gekämpft und gelitten haben wir alle miteinander. Wir sind alle Sieger. Das Feuerwerk hatten wir uns alle mehr als verdient, ob DNF oder durch, wie langsam oder schnell auch immer, mit gebrochenen Fingern, Füßen, oder heil geblieben. We are, what we are. WE ARE FAMILY.

Danke!



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    Der Norovirus drei Tage vorher ließ mal eben innerhalb einer Nacht meinen gesamten Elan und vermutlich auch weitere Dinge verpuffen, die ich so mühsam antrainiert und nahrungstechnisch beachtet hatte. Karboloading am Abend vorher? Pustekuchen! Nach fünf Bissen rebellierte der Magen und sagte: nö du, heut nicht. Also ohne Carbo und mit doofem Grummeln im Kopf und Magen ins Bett. Am nächsten Tag erstmal die WhatsApp verschickt: „mir geht’s so scheisse, ich überleg zu canceln, aber mach ich nicht!“, woraufhin zurückkam: „Danach wird Pause gemacht. Aufgeben ist keine Option!“
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    Nunja, ich muss zugeben, die ersten 15km waren meine persönliche Hölle. So ganz wohl war mir nicht, meine Beine verhedderten sich ständig, mein Magen wollte alles andere als bewegt werden, und die Übelkeit war auch kein schöner Begleiter.
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