14.08.2012,
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(Von:
Tim Schaefer) Warum nehmen so viele Aufsichtsräte ihren Job nicht ernst? Es ist unglaublich, was sich manch ein Kontrolleur erlaubt. Den Vogel schießt Leon Black ab. Er ist „Direktor“ bei dem Satellitenradio-Betreiber Sirius XM. Das Geschäftsmodell des Unternehmens ist spannend, doch Herr Black findet es wohl ziemlich langweilig. Jedenfalls erschien er auf keiner einzigen Sitzung des Verwaltungsrats. Im vorigen Jahr traf sich das Gremium sieben Mal und
Herr Black wurde nicht einmal gesehen.
Wozu braucht ein Unternehmen einen solchen Aufseher? Der Typ kostet nur unnötig Geld und bringt offenbar nix. Seit Jahren bleibt der Herr den Sitzungen fern. Ich finde: Das ist ein Unding. Er verschwendet das Geld der Aktionäre.
Mit Justin Bieber im Aufsichtsrat wäre der Radio-Betrieb sicherlich besser gefahren. Ich glaube, der Jungstar würde seinen Job ernst nehmen.
Wie kommt solches unethisches Verhalten zustande? Ich glaube: Da werden für irgendwelche Freundschaftsdienste Jobs vergeben – als Dankeschön. An der Börse wird ziemlich viel geölt und geschmiert.
Die Masse der Aktionäre hat keine Macht. Demokratisch geht es an der Wall Street nicht zu. Die großen Fondsgesellschaften machen selten den Mund auf, sie wollen es sich nicht mit den Unternehmen verscherzen. Schließlich stehen oftmals große Banken hinter den Fonds, die mit den Aktiengesellschaften Geschäfte machen wollen (Übernahmen, Fusionen, Kapitalerhöhungen, Abspaltungen etc.). Eine weitere Gefahr für scharfe Kritiker auf den Hauptversammlungen: Es kann der exklusive Informationsfluss des Vorstands an das Fondsmanagement abrupt enden, wenn öffentlich Kritik geübt wird.
In Deutschland finden Sie ebenfalls in den Aufsichtsräten häufig den Freundeskreis des Vorstands vereint. Da hocken sie alle nett beisammen und schieben sich die Kohle gegenseitig zu. Interessant finde ich die Situation bei der Deutschen Bank. Der deutsche Branchenprimus steckt in einer Dauerkrise, das Image ist im Keller, Klagewellen rollen über das Haus hinweg, der Vorstand scheint unter dem Druck wie paralysiert zu sein.
Für einen Neuanfang hätte eine externe Koryphäe an die Spitze gehört. Aber zwei alt eingesessene Vorstände (Anshu Jain und Jürgen Fitschen) haben nun die Lücke gefüllt, seit sich Josef Ackermann in den Ruhestand verabschiedet hat.
Dabei hat DB-Mann Jain bereits Flecken auf seiner Weste. Auch ist Jains Rolle beim Libor-Skandal umstritten.
Eine weitere Enttäuschung ist das Kontrollgremium: An die Aufsichtsratsspitze rückte in Wahrheit kein neutraler harter Sanierer, der für frischen Wind sorgen könnte, sondern Paul Achleitner. Ein Kumpel aus alten Tagen, der beiden Ober-Banker Jain und Fitschen kennt.
Das Handelsblatt schreibt über Achleitner (ein ehemaliger Vorstand der Allianz): „Achleitner ist in der Finanzszene gut vernetzt. Wie Josef Ackermann studierte er in St. Gallen, Fitschen und Jain kennt er seit Jahren persönlich und kommt mit beiden klar.“ Willkommen im Club der Freunde!
Achleitner kann ja wohl kaum neutrale Kontrollfunktionen wahrnehmen, wenn er mit den beiden Co-Vorstandschefs befreundet ist. Da wird der Bock zum Gärtner gemacht. Es ist eine vertane Chance für die Deutsche Bank. Der Neuanfang kann nur mit Ethik auf höchstem Niveau und externen Kräften in Angriff genommen werden. Wer es mit dem Motto „weiter so“ nach einer der schwersten Krisen in der Geschichte des Instituts versucht, kann scheitern. Achleitners eigene Bilanz ist gar nicht mal so toll: Er hat bei der Allianz den Zukauf der Dresdner Bank mit zu verantworten. Der Zukauf hat sich als Milliardengrab herausgestellt.
Im übrigen wünsche ich der Deutschen Bank wirklich von Herzen, dass sie wieder auf die Beine kommt und international weiterhin in der ersten Liga mitspielen kann. Es wäre schade, wenn hier Chancen vergeben werden. Vielleicht bin ich zu kritisch und das Team schafft es doch. Vielleicht tue ich dem Trio Unrecht. Das wird sich zeigen.
Je mehr Sie sich mit der Börse befassen, desto häufiger wird Ihnen eine gewisse Selbstbedienungsmentalität auffallen. Spätestens wenn in den USA der Posten des CEO und des Chairman in einer Person gebündelt ist, sollten die Alarmglocken schrillen.
Aubrey Kerr McClendon ist so ein Beispiel. Der 59-jährige ist Chef des Erdgasgas-Riesen Chesapeake. Er ist Milliardär, verdiente zuletzt eine Million Dollar als Steuermann. Im 2009 hatte er sich ein kerniges Salär (inklusive Boni) von 114 Millionen Dollar genehmigt, obwohl die Aktie um fast 60 Prozent im gleichen Jahr abgeschmiert war.
Es handelte sich um eines der höchsten Gehälter, die seinerzeit in den USA gezahlt wurden.
Damit nicht genug: Im Jahr 2010 nutze McClendon Personal der Firma für private Zwecke. So ließ er u.a. sein Haus renovieren.
Schaden für die Firma: drei Millionen Dollar. Den Firmenjet nutzt die Familie für Familienausflüge. Die Gattin nahm schon mal neun Freundinnen im Jet auf die Bermudas mit. Wie geht das alles? Alte Kumpels hat er in den Aufsichtsrat getan, die alles abnicken.
McClendon kauft wie verrückt privat Immobilien, er steuert sogar privat einen Hedgefonds. Er achtet darauf, über seine Gas-Firma Chesapeake stets in
doppelter Hinsicht zu profitieren. Alles andere wäre ja die reinste Verschwendung, denkt er sich. Der Milliardär
trennt nicht sauber zwischen seinen privaten Interessen und jenen seiner börsennotierten Gesellschaft.
Es ist durchaus
Usus geworden Privates mit Geschäftlichem zu vermischen. Vorstände fliegen mit dem Firmenjet an den Strand. Offiziell sind das Geschäftstermine, in Wahrheit eher Urlaube. Fazit: Ziemlich unmoralisch. Was halten Sie davon? Wir sollten alle Aufsichtsräte werden.
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