15.01.2025, 5609 Zeichen
Graz/Wien (OTS) - Ein faszinierendes Bild der künftigen technischen
und
zivilisatorischen Entwicklungen schon in den nächsten zehn Jahren bis
2035 entwarf der führende deutsche Zukunftsforscher, Unternehmer und
Autor Sven Gábor Jánszky vor den rund 180 Gästen beim
Neujahrsempfangs der Deutschen Handelskammer in Österreich in Graz,
zu der die DHK Landesdelegation Steiermark und der Honorarkonsul der
Bundesrepublik Deutschland in der Steiermark eingeladen hatten.
Zwtl.: Kein Blick in die Glaskugel
Kann man die Zukunft vorhersagen? fragte Jánszky. Jedenfalls
nicht durch den Blick in die Glaskugel, antwortete er scherzhaft.
Auch “das eigene Bauchgefühl muss man hintanstellen”. “Trennen Sie
sich auch von einem Berater, der nicht sein eigenes Geld in seine
Prognosen investiert“, so der Keynotesprecher in Anspielung auf seine
eigenen weitverzweigten wirtschaftlichen Aktivitäten.
Jánszky sagt voraus, dass es in fünf Jahren in den meisten
Unternehmen Quantencomputer geben werde. “Man muss aus allen
Prozessen im Unternehmen Daten gewinnen”. Die Ökonomie werde in
Zukunft auf Prognosen beruhen. Lieferung vor Bestellung werde das
Prinzip sein. Das nennt man Predictive Economy. “Adaptive Produkte”,
die sich an die Motive und Situationen der Konsumenten anpassen,
seien eine unmittelbare Folge der Zukunftsforschung.
Die wahre Revolution werde sich im Bereich Künstliche Intelligenz
und der Sprache sowie bei den Humanrobotern abspielen, sagte Jánszky.
Denn die KI lerne die Sprache der Kunden durch deren Anrufe bei
Hotlines. In Zukunft wird die KI nicht mit Menschen reden, sondern
mit der KI selbst über die Menschen.
Zwtl.: Zukunft entsteht aus Zukunft
Der größte Fehler bei der Zukunftsplanung sei es, mit einer
Gegenwartsanalyse zu beginnen. “Die Veränderungen kommen von außen,
man muss die Zukunft analysieren” . Nicht die Wissensansammlung,
sondern die Prognosefähigkeit entscheide über den Erfolg einer
Organisation, eines Unternehmens. Man sollte den Möglichkeiten der
Zukunft mehr vertrauen als den Erfahrungen der Vergangenheit.
Frappant waren mehrere Weltkarten, die der Chairman des größten,
wissenschaftlichen Zukunftsinstitutes Europas - die 2b AHAED Gruppe -
vorführte und die den Globus jeweils aus einem anderem Blickwinkel
zeigen. Für China ist Europa nur ein kleines Anhängsel an der
asiatischen Landmasse, dasselbe gilt für Afrika. Aus der Perspektive
der USA liegen Kanada und Grönland im Mittelpunkt und Panama nicht
fern. Aus allen Karten lassen sich somit unmittelbar die
geopolitischen Interessen der jeweiligen Länder und politischen
Akteure verstehen.
Zwtl.: Grazer Neujahrs-Auftaktveranstaltung: Aus Vergangenheit
Appetit auf die Zukunft bekommen
Im kultivierten Rahmen der Aula der Alten Universität in Graz
fand am Abend des 14. Januar 2025 der schon traditionelle gemeinsame
Neujahrsempfang der Deutschen Handelskammer in Österreich (DHK)
statt. Der Vorsitzende der Landesdelegation Steiermark der DHK,
Christian Jauk und der Honorarkonsul der Bundesrepublik Deutschland
in der Steiermark, Joachim Schönbeck konnten viele prominente
Vertreter:innen der steirischen Politik und Wirtschaft begrüßen,
unter ihnen den Industriellen und früheren Minister Martin
Bartenstein und den ehemaligen CEO der Andritz AG Wolfgang Leitner
sowie Josef Herk , Präsident der Wirtschaftskammer Steiermark, Kurt
Maier , Präsident der Industriellenvereinigung Steiermark mit der
Stellvertretenden Geschäftsführerin Nina Zechner .
Der deutsche Botschafter in Österreich Vito Cecere betonte den
entschiedenen Einsatz der Regierung in Berlin für das Mercosur-
Abkommen. Insgesamt gebe es gute Gründe für Optimismus, einer sei die
hohe Quote für Forschung in beiden Ländern. Jedenfalls sei die
Haltung des Optimisten besser als die des Pessimisten, denn „er
verkennt die Probleme nicht, versucht aber, sie zu lösen“.
Landesrätin Barbara Eibinger-Miedl war für die Landesregierung
Steiermark gekommen. Sie versicherte, dass auch die neue
Landesregierung die guten Beziehungen der Steiermark zur
Bundesrepublik Deutschland aufrechterhalten werde. Deutschland bleibe
der wichtigste Handelspartner der Steiermark. Leider seien die
Exporte aus der Steiermark nach Deutschland aber im vorigen Jahr um
zehn Prozent eingebrochen, musste sie konstatieren. Die letztlich
gescheiterten Verhandlungen von ÖVP, SPÖ und Neos für eine Regierung
hätten „Ergebnisse“ erbracht, die für die Verhandlungen zwischen FPÖ
und ÖVP nun nützlich sein werden. Eibinger-Miedl verlangte
entschieden von der EU mehr Deregulierung. „Es muss zu einer
Trendumkehr bei der Belastung der Unternehmen mit überflüssigen
Vorschriften kommen.“
Der Vortrag des Zukunftsforschers Sven Gábor Jánszky „2035 - So
arbeiten wir in der Zukunft“ bot den Ausgangspunkt für eine
Diskussion, bei der Christian Jauk pointiert und kritisch wie immer
formulierte: Keine andere Branche werde so mit Regulierungen an
Innovationen behindert wie der Bankensektor. Immer habe ihn die
Veränderung begleitet, wenn man die lange Liste der Banken sieht, die
in den letzten Jahrzehnten verschwunden sind. Aber man sei hungrig
geblieben und habe sich nicht durch die Vergangenheit den Appetit auf
die Zukunft verderben lassen.
Der zweite Gastgeber des Abends, der Vorstandsvorsitzende der
Andritz AG Joachim Schönbeck bestätigte den Gedanken Janszkys, dass
eine starke Triebfeder für Veränderung der Wunsch sei, es möge der
nächsten Generation besser gehen. Eine Stärke der Andritz AG sei es,
dass sie seit 1872 immer am selben Platz arbeiten könne und auch da
bleiben wolle. Es sei aber auch wichtig zu erkennen, „dass man immer
etwas ändern muss“.
Die Podiumsrunde wurde von Kathrin Ficzko moderiert.
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