21.10.2024, 4765 Zeichen
Wien (OTS) - Die Sehkraft zu verlieren, ist für viele eine
erschreckende
Vorstellung. Die Tatsache und damit verbundene Herausforderung durch
eine Schnittverletzung auf der Netzhaut auf einem Auge einen Tag lang
blind zu sein, entfachte bei Welserin Viktoria Frank das Interesse im
spannenden Themenbereich der Blindennavigation zu forschen. Die
Diplom-Ingenieurin erhält für ihre Masterarbeit „Benutzerstudie:
Orientierungshilfe für Blinde- und sehbeeinträchtigte Personen
mittels thermisch-taktilen Biofeedback im Lendenwirbelbereich zur
Gefahrenprävention“ (Betreuer Werner Kurschl, FH Oberösterreich,
Campus Hagenberg), den OCG Förderpreis-FH 2024.
“Viktoria Frank hat mit ihrer Masterarbeit ein innovatives und
praxisrelevantes Konzept zur Unterstützung blinder und sehbehinderter
Menschen entwickelt. Durch den Einsatz von thermisch-taktilen
Biofeedback in der Blindennavigation, anstelle der oft überlasteten
akustischen Signale, adressiert sie ein zentrales Problem in der
Navigation dieser Zielgruppe. Der entwickelte Prototyp, der mittels
Wärme- und Kältesignalen Hindernisse im Straßenverkehr anzeigt, zeigt
nicht nur technologische Kreativität, sondern auch ein tiefes
Verständnis für die kognitive Entlastung der Nutzer*innen. Die Arbeit
sticht zudem durch die sorgfältige Durchführung eines
Benutzerexperiments hervor, das vielversprechende Ergebnisse lieferte
und die Praktikabilität des Ansatzes bestätigte” , urteilte die
fünfköpfige Jury.
“ Preise für Studierende helfen dabei, Brücken zwischen der
akademischen Welt und der Praxis zu schlagen, und bieten eine
Plattform, auf der außergewöhnliche Leistungen gewürdigt und
zukünftige Entwicklungen gefördert werden. Deshalb sind der OCG diese
Förderpreise ein Anliegen. Ich bedanke mich bei der Jury, die sich
stets der Herausforderung stellt, aus sehr guten Arbeiten, eine
herausragende auszuwähle n” , erklärte OCG Präsident Wilfried
Seyruck.
Zwtl.: Besserer Schutz
" Blinde- und sehbeeinträchtigte Personen sind bei der
Fortbewegung mit dem Blindenstock im Kopf- und Rückenbereich nicht
ausreichend geschützt. Hinzu kommt, dass die Erkennung von statischen
oder dynamischen Hindernissen mit Schwierigkeiten verbunden ist ",
erklärt Frank die Problemstellung. Die Benutzerstudie führte Frank
mit acht Teilnehmer*innen durch.
„Besonders spannend ist, wie Personen aus dieser Zielgruppe
taktiles Biofeedback über Temperatur wahrnehmen“ , so Frank.
Zwtl.: Frühwarnsignale über Temperaturinformation
Der Prototyp bestehend aus einer Kamerakappe und einem
Textilgürtel im Lendenwirbelbereich navigierte die Proband*innen
basierend auf der Hinderniserkennung mithilfe von
Temperaturinformationen. Werden diese Warnsignale ignoriert und es
kommt zu einer unmittelbaren Annäherung an ein Hindernis, wird
mittels Kaltfunktion (in der Mitte des Lendenwirbelbereichs) ein
rechtzeitiger Stoppbefehl ausgelöst.
Ein besonderes Augenmerk der Forschungsarbeit lag darin, dass
Betroffene, die Hilfe beim Navigieren benötigen, die Richtungs- und
Stopphinweise auch gerne annehmen.
„ Alle acht Anwender*innen waren positiv überrascht vom thermisch
-taktilen Biofeedback. Die Wahrnehmungskapazitäten reichen aus, um
rechtzeitig und zuverlässige Reaktionen hervorzurufen - auch bei
Stoppsignalen. Der ermittelte Mental Load Index erzielte ein
zufriedenstellendes Ergebnis - und bedeutet, dass Anwender*innen
durch Temperaturinformationen nicht überfordert werden. Hauptursache
für diverse Kollisionen lag in der Synchronisierung einzelner
technischer Komponenten “, erklärt Frank.
Zwtl.: Human-Centered Computing
Viktoria Frank studierte Industrial Design an der
Kunstuniversität Linz, wo die Stunde 0 des Projektes begann und Human
-Centered Computing an der Fachhochschule Oberösterreich Campus
Hagenberg, wo diese wissenschaftliche Arbeit unter der Betreuung von
Werner Kurschl verfasst wurde.
Als Human-Factors Engineer und Industrial Designerin beschäftigt
sie sich mit Themen rund um den Menschen, sei es im Bereich User
Experience oder bei innovativen Produktentwicklungen, bei denen
Technologien zur Verbesserung des Alltags beitragen.
„ Die Durchführung der Benutzerstudie und die Erkenntnisse waren
nur möglich, durch die freiwillige Teilnahme von Proband*innen -
ihnen gilt ein besonderer Dank. Ich möchte ihnen einen Teil des
Preisgeldes, zukommen lassen, um meine Wertschätzung auszudrücke n“,
erklärte Frank.
Zwtl.: OCG Förderpreis für IT-Nachwuchs
Der OCG Förderpreis wird jährlich für in Österreich mit der Note
Sehr gut abgeschlossene Diplom- oder Masterarbeiten auf dem Gebiet
der Informatik und ihrer Anwendungen ausgeschrieben und ist mit 2.000
Euro dotiert. Die Jury setzt sich aus neun Professor*innen von
unterschiedlichen österreichischen Universitäten zusammen. Ziel ist
die Förderung junger Nachwuchswissenschaftler*innen.
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