09.07.2024,
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Wien (OTS) - Die mittelständische Wirtschaft in Österreich erwartet
keine spürbare Konjunkturerholung im Jahr 2024. Das zeigt die
aktuelle Frühjahrsstudie der Creditreform Wirtschaftsforschung in der
1.700 Unternehmen befragt wurden. Demnach haben sich die
Geschäftserwartungen im Mittelstand während der letzten sechs Monate
kaum verbessert und bleiben mehrheitlich pessimistisch. Die
wesentliche Ergebnisse sind:
Auftragserwartungen am pessimistischsten seit Beginn der Umfragen 1996\nErtragslage bei mehr als der Hälfte der Unternehmen gesunken\n25% wollen Personal in den kommenden Monaten abbauen\nInvestitionsbereitschaft so gering wie seit 1997 nicht mehr\nZwtl.: Mittelstand im Sog der Rezession – Kein Lichtstreifen am
Horizont
„Die Geschäftslage war im vergangenen Winterhalbjahr mehr als
unbefriedigend, vor allem im Baugewerbe und im Verarbeitenden
Gewerbe. Die Ertragslage kann sogar als katastrophal bezeichnet
werden, über der Hälfte der Unternehmen meldete rückläufige Erträge“,
fasst Gerhard Weinhofer, Geschäftsführer vom Österreichischen Verband
Creditreform, die Ergebnisse zusammen. So sinkt das Creditreform
Geschäftsklima-Barometer, das die Ist-Lage, die Erwartungshaltung und
als Conclusio daraus die aktuelle Stimmung darstellt, auf minus 5,0
Punkte. Im Vorjahr waren es noch plus 9,7 Punkte. Solch einen
schlechten Wert gab es weder am Höhepunkt der Corona-Pandemie noch
während der Finanzkrise 2009.
Die Umfrageergebnisse zeigen: Auch in den ersten Monaten des
Jahres verzeichnete der Mittelstand eine insgesamt schwache
Konjunkturlage. Überwiegend wurden gesunkenen Auftragsbestände
gemeldet, die Umsätze entwickelten sich deutlich schwächer als üblich
zu dieser Jahreszeit. Nur wenige Unternehmen verzeichneten ein
Umsatzplus (18,4 Prozent der Befragten), während 43,6 Prozent der
Unternehmen einen Rückgang meldeten.
Zwtl.: Erwartungen bleiben pessimistisch
In allen Wirtschaftsbereichen werden die Geschäftserwartungen
erheblich von der Rezession beeinflusst und sind größtenteils
pessimistischer als im letzten Frühjahr. Der Erwartungsindex des
Mittelstandes bleibt im negativen Bereich und lässt eine weiterhin
schlechte Geschäftslage in den kommenden Monaten erwarten.
Insbesondere das Verarbeitende Gewerbe und der Handel sind
pessimistisch. Im Baugewerbe wird der übliche positive Saisoneffekt
im Frühjahr dieses Mal von der Krise überlagert.
„Die Erwartungen im Mittelstand sind so zurückhaltend wie seit der
Finanzkrise 2009 nicht mehr. Bei den Unternehmen herrscht eine große
Unsicherheit, bedingt durch den Ukraine-Konflikt, möglichen
Veränderungen in der Geldpolitik und der allgemein schlechten
Konjunkturlage“, sagt Weinhofer. Derzeit rechneten nur 17,7 Prozent
der befragten Unternehmen mit steigenden Umsätzen (Vorjahr: 26,7
Prozent), mehr als jeder Dritte (34,1 Prozent) erwarte
Umsatzrückgänge.
Zwtl.: Investitionsbereitschaft historisch niedrig
Die österreichischen KMU haben im letzten Winter mehr Personal
abgebaut als neue Stellen geschaffen. Auch dies ist auf unsichere
Wirtschaftsaussichten und eine schlechte Auftragslage zurückzuführen.
29,5 Prozent der Unternehmen meldeten eine verkleinerte Belegschaft
(Vorjahr: 21,0 Prozent), im Verarbeitenden Gewerbe fast jeder Zweite
(45,1 Prozent). In den kommenden Monaten dürfte sich der
Personalabbau zudem fortsetzen. Jedes 4. Unternehmen will Personal
abbauen.
Hohe Finanzierungskosten und pessimistische Konjunkturaussichten
bremsen auch die Investitionsbereitschaft, die auf den niedrigsten
Stand seit 1997 gesunken ist. Nur noch 30,7 Prozent der Unternehmen
planen Investitionen. „In allen Bereichen des Mittelstandes sinkt die
Investitionsbereitschaft. Entsprechend gering ist aktuell die
Kreditnachfrage der Unternehmen“, erläutert Weinhofer. Aufgrund der
Verschärfung der Finanzierungsbedingungen wachse gleichzeitig die
Sorge vor einer Kreditklemme. 50,9 Prozent der Befragten befürchten,
keine Finanzierung mehr zu bekommen (Vorjahr: 38,0 Prozent).
Zwtl.: Eigenkapitalschwäche im Handel
Der Anteil eigenkapitalschwacher Unternehmen mit einer
Eigenkapitalquote von unter 10 Prozent ist zuletzt gestiegen.
Besonders im Dienstleistungsgewerbe und im Handel haben viele
Unternehmen eine Eigenkapitalschwäche. Gleichzeitig meldeten mehr
Unternehmen als im Vorjahr eine solide Quote von über 30 Prozent. Vor
allem im Verarbeitenden Gewerbe lag der Anteil eigenkapitalstarker
Unternehmen deutlich höher als im Vorjahr.
Zwtl.: Conclusio
Die heimische Wirtschaft befindet sich im Sog der negativen
Wirtschaftsentwicklung des wichtigsten Handelspartner Deutschland.
Zusätzlich bringt eine der höchsten Teuerungsraten in der Euro-Zone
wichtige konjunkturtreibende Branchen wie die Immobilienwirtschaft,
den Bau sowie die Industrie in Bedrängnis. Dazu kommt angesichts der
allgemeinen Verunsicherung durch Polykrisen ein Rückgang im
Binnenkonsum. Es wird an der neuen Bundesregierung liegen, die
bekannten Themen wie Pension, (Wirtschafts-)Bildung, Integration und
Standortsicherung anzugehen und Österreich zukunftsfit zu machen.
Ebenso müssen bürokratische Hemmnisse (kein Gold Plating, weniger
Berichtspflichten) endlich abgebaut werden, der Staat nach dem Ende
der Pandemie schlanker und effizienter werden. Die Exportwirtschaft
als wesentliche Konjunkturlokomotive muss durch faire
Freihandelsabkommen gefördert werden. In der Steuerpolitik sollte ein
Grundsatz gelten: Fleiß und Leistung müssen belohnt werden.
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