07.05.2024,
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St. Pölten (OTS) - Eine klare und zukunftsorientierte Energiepolitik
ist entscheidend für den Wirtschaftsstandort Niederösterreich. Vor
dem Hintergrund der Wettbewerbsfähigkeit und des erforderlichen
Umbaus der Energiewirtschaft müssen der Ausbau der Erzeugungsanlagen
und der Netzinfrastruktur Hand in Hand gehen. „Die
Wettbewerbsfähigkeit unserer Betriebe muss langfristig gesichert
werden. Um das zu gewährleisten, braucht es eine faire
Finanzierungsaufteilung des Ausbaus der Netzinfrastruktur in
Österreich“, betonen Wolfgang Ecker, Präsident der Wirtschaftskammer
NÖ (WKNÖ), und Kari Ochsner, Präsident der Industriellenvereinigung
NÖ (IV-NÖ), bei einer Pressekonferenz zur Energieinfrastruktur in
Niederösterreich.
Ecker: Neue Finanzierungsmodelle für Ausbau sind notwendig
Wie dringend notwendig die Klärung der Finanzierung ist,
unterstreicht Ecker: „Die APG (Austrian Power Grid) rechnet allein
für das Übertragungsnetz mit notwendigen Investitionen in Höhe von 9
Milliarden Euro.“ Gerade am Windkraftausbau zeigt sich die
Problematik noch deutlicher: „60 Prozent des gesamten
österreichweiten Windkraftausbaus kommt aus Niederösterreich. Es kann
nicht sein, dass wir mehr als die Hälfte des Windausbaus stemmen und
gleichzeitig die hohen Kosten des Netzausbaus durch die derzeitigen
Regelungen tragen müssen. Vorreiter in der Klimapolitik und bei
erneuerbaren Energien, wie Niederösterreich, werden damit stark
benachteiligt“, betont Ecker. „Wir müssen die Finanzierung des
Ausbaus der Netzinfrastruktur so gestalten, dass die Strompreise
durch zusätzliche Netzkosten und Abgaben nicht erhöht werden. Es
braucht daher neue Finanzierungsmodelle, wie zum Beispiel beim Bahn-
und Straßenbau“, fordert der WKNÖ-Präsident und hält fest: „Eine
faire Verteilung der anfallenden Kosten bringt eine sichere und
planbare Finanzierung der Investitionen und schafft Anreize, dass
auch unsere Betriebe weiter in erneuerbare Energien investieren. Denn
Unternehmen sind die besten Klimaschützer, wenn wir sie auf diesem
Weg unterstützen und Investitionen in Zukunftstechnologien
ermöglichen.“
Ochsner: Netzausbau ist Schlüssel zur Energiewende
Auch aus Sicht der Industrie ist der Netzausbau und die damit
verbundene Frage der Finanzierung von entscheidender Bedeutung. „Wenn
wir die industrielle Produktion dekarbonisieren wollen, dann ist die
rasche Umsetzung des Netzausbaus die Basis. Denn die internationale
Wettbewerbsfähigkeit unserer Industriebetriebe hängt von einer
stabilen Versorgung und konkurrenzfähigen Energiekosten ab“,
unterstreicht IV-NÖ-Präsident Kari Ochsner. „Denn an jedem Tag, an
dem die Energiekosten in Europa zu hoch sind, die Netze nicht
erweitert werden und erneuerbaren Energiequellen nicht sinnvoll
eingebunden werden, verlieren die Unternehmen an Wettbewerbsfähigkeit
und Arbeitsplätze werden gefährdet“, so seine Warnung. Er
unterstreicht daher: „Der Netzausbau ist der Schüssel zur
Energiewende und ein Generationenprojekt, das die
Versorgungssicherheit in der Zukunft gewährleistet. Wesentlich für
das Gelingen ist die Kostenübernahme des Ausbaus der
Netzinfrastruktur durch den Staat und nicht die Umlage auf die
industriellen oder privaten Verbraucher." Entscheidend für das
Gelingen wird auch eine massive Beschleunigung der
Genehmigungsverfahren sein. Darüber hinaus erinnert der
IV-NÖ-Präsident: „Wer dem Klimawandel entschieden entgegentreten
will, kann nicht auf der anderen Seite Windkraftwerke, Solar-Parks,
den Ausbau des Stromnetzes oder andere erneuerbare Energieprojekte
verhindern wollen.“
Angerer: Speicher- und Netzausbau sowie Digitalisierung im Fokus
„Die österreichische Stromversorgung war in der Vergangenheit
durch die Nutzung der Wasserkraft geprägt. Diese wurde sehr
konsequent ausgebaut und hat damit sicher auch den Grundstein für die
wirtschaftliche Entwicklung Österreichs gelegt. Für die Integration
neuer Erzeugungskapazitäten, vor allem Windkraft und Photovoltaik,
hat Österreich mit der bestehenden Speicherinfrastruktur und auch mit
den bestehenden Netzen eine gute Ausgangsposition. Diese Position
gilt es mit dem weiteren Ausbau von Speichern und Netzen und mit
einer Digitalisierungsoffensive zu sichern“, betont Franz Angerer,
Geschäftsführer Österreichische Energieagentur.
Gerhardinger: Auch regionaler Speicherausbau notwendig
Auch für Bernhard Gerhardinger, Abteilungsleiter
Wirtschaftspolitik der WKNÖ, sind die Anforderungen an den Netzausbau
sehr hoch: „Die Netzinfrastruktur ist schon jetzt an der Grenze. Doch
der Strombedarf wird sich bis 2040 noch verdoppeln.“ Er verweist
darauf, dass die Tages- und saisonale Erzeugung sowie der Verbrauch
von Strom immer stärker auseinandergehen, vor allem durch den
steigenden Windkraft- und PV-Ausbau. So sei die
Ökostrombedarfsdeckung im Sommer schon bei etwa 90 Prozent, im Winter
jedoch erst bei etwa 50 Prozent. „Für den anstehenden Ausbau der
Energieinfrastruktur braucht es daher eine regionale Speicherung in
Form von Wasserstoff und Batterien, eine Doppelnutzung der
Einspeisepunkte Wind und PV sowie lastabhängige Netztarife und
Energiepreise für Erzeuger und Verbraucher“, betont Gerhardinger.
Pinter: PV-Zonen mit Windkraftgebieten verbinden – Infrastruktur
nutzen
Flächenmäßige Sicherung von Gebieten für erneuerbare Energien,
Mehrfachnutzung bestehender Infrastruktur und kürzere Zeitspannen vom
Projektbeginn bis zur Inbetriebnahme sind wesentlich zum Gelingen
der Energiewende. „Die für die Windkraft bestehende Infrastruktur
muss dabei unbedingt auch für die PV-Anlagen nutzbar gemacht werden.
Neue PV-Zonierungen sind daher in unmittelbarer Nähe zu den
Windkraftgebieten festzulegen“, plädiert Christoph Pinter,
Standortanwalt in Niederösterreich, und ergänzt: „Bei diesen
flächenmäßigen Festlegungen sind aber nicht nur Zonen für Erneuerbare
Erzeugungsanlagen, sondern auch Areale für Leitungen und Umspannwerke
zu sichern. Der politische Wille für mehr Erneuerbare Energie muss
sich aber auch in einer aktiven Unterstützung der Projektanten
niederschlagen. Von der Flächenwidmung bis zur Inbetriebnahme sind
alle Themenstellungen gemeinsam mit dem Projektwerber durch eine
‚Task-Force-Erneuerbare‘ zu klären und die Projekte damit zügig
voranzutreiben.“
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