23.01.2024,
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St. Pölten (OTS) - Welche Kontrollen es gibt und wie sie ablaufen,
inwiefern unabhängige Überprüfungen zum Konsumentenvertrauen
beitragen und wo es seitens der Betriebe und bei den Kontrollstellen
Verbesserungsbedarf gibt, waren wesentliche Themen, die im Rahmen von
mittlerweile vier Weiterbildungsveranstaltungen "Kontrollen am
Tierhaltungsbetrieb" mit renommierten Vortragenden erörtert und
diskutiert worden sind. Aufgrund des hohen Interesses ist zumindest
eine weitere Veranstaltung am 15. März in Echsenbach geplant. Als
Zwischenbilanz kann festgehalten werden, dass sich bäuerliche
Betriebe der Bedeutung und Notwendigkeit von Kontrollen für das Image
der Tierhaltung bewusst sind, allerdings gleichzeitig die zu geringe
Zahlungsbereitschaft für hochqualitative tierische Lebensmittel eine
große wirtschaftliche Herausforderung darstellt. Alle Expertinnen und
Experten waren sich einig, dass das Thema Tierwohl jedenfalls weiter
an Bedeutung gewinnen wird.
"Die Nutztierhaltung und speziell das Thema Tierwohl sind neben
der Produktion von sicheren und qualitätsvollen Lebensmitteln
zentrale Anforderungen für die Gesellschaft, deren sich unsere
Bäuerinnen und Bauern vollkommen bewusst sind. Der Großteil aller
Betriebe arbeitet absolut vorbildlich und produziert über die
Teilnahme an Gütesiegelprogrammen deutlich über vergleichbaren
Standards in Europa und weltweit. Dennoch stehen wir vor einem
wirtschaftlichen Dilemma: Während z.B. NGOs noch rascher, noch höhere
Standards fordern, gibt es massive Absatzprobleme bei den schon
verfügbaren heimischen Tierwohlprodukten in Handel und Gastronomie.
Die Landwirtschaftskammer NÖ verwehrt sich daher gegen das
Hinaufschrauben von Standards, die niemand zahlen will. Es ist
zwingend erforderlich, dass alle Akteure entlang der gesamten
Wertschöpfungskette bis zu den Konsumentinnen und Konsumenten ein
klares Bekenntnis zur heimischen Tierhaltung abgeben. Die
Landwirtschaftskammer NÖ setzt sich deswegen massiv für eine
verpflichtende Herkunftskennzeichnung in allen Bereichen und
langfristige Planungs- sowie Rechtssicherheit bei Investitionen ein",
kommentiert Johannes Schmuckenschlager, Präsident der
Landwirtschaftskammer NÖ, die aktuellen Tierwohl-Debatten. "Niemand
hat etwas davon, wenn heimische Tierhaltungsbetriebe nicht mehr
investieren oder gar zusperren müssen und wir im Gegenzug noch mehr
Lebensmittel mit nicht nachvollziehbaren Produktionsbedingungen aus
dem Ausland importieren - von denen man nur eines weiß: dass sie zu
deutlich niedrigeren Tierwohlstandards produziert worden sind", so
Schmuckenschlager weiter.
Die Initiatorin der Veranstaltungsreihe Andrea Wagner,
Vizepräsidentin der LK NÖ und Rinderbäuerin aus dem Waldviertel,
weist auf die Notwendigkeit einer praxisnahen Umsetzung von
Kontrollen hin und führt aus: "Uns Bäuerinnen und Bauern ist bewusst,
dass Kontrollen eine zentrale Funktion als unabhängiges
Qualitätssignal haben. Dass wir ordentliche Tierhaltung betreiben,
zeigen die unabhängigen Kontrollbilanzen ganz klar: 8 von 10
Betrieben haben nicht die geringste Beanstandung. Wir müssen in der
Öffentlichkeit noch besser kommunizieren, wie wir produzieren und die
"echte Landwirtschaft" über viele Kanäle an die Konsumentinnen und
Konsumenten bringen. Wir dürfen aber auch nicht die Augen davor
verschließen, dass es auch in der Tierhaltung zu Problemen kommen
kann. Letztlich kann es jeden Betrieb treffen. Ob Arbeitsüberlastung,
Schicksalsschlag, psychische Herausforderungen oder finanzielle
Probleme: Schauen wir bitte bei anderen und uns selbst hin und nehmen
wir Hilfe rechtzeitig in Anspruch", betont Wagner. Die
Landwirtschaftskammer ist diesbezüglich eine Anlaufstelle, die
Betriebe direkt berät oder sie an andere kompetente Stellen
weitervermittelt. Das sogenannte Hof.Leben-Team der LK NÖ bietet
Familien etwa psychosoziale Beratung, Unterstützung und Begleitung im
Rahmen der gesetzlichen Verschwiegenheit an. Es reflektiert
betriebliche, familiäre und persönliche Probleme und Spannungsfelder
und erarbeitet mit den Betroffenen gemeinsam mögliche Lösungsansätze.
Die AMA-Marketing, verantwortlich für das bekannte AMA-Gütesiegel,
war bei jeder Veranstaltung mit Inputs durch Bereichsleiter bzw.
Qualitätsmanager Andreas Herrmann vertreten. In St. Pölten war auch
Geschäftsführerin Christina Mutenthaler-Sipek als Gesprächspartnerin
und Inputgeberin dabei. "Die Kontrollen sind ein zentrales
Instrument, um die Glaubwürdigkeit des AMA-Gütesiegels zu erhöhen.
Wir stellen mit unserer Qualitäts- und Transparenzoffensive die
Kontrollen bewusst in den Mittelpunkt, denn über 40.000
landwirtschaftliche Betriebe lassen sich freiwillig kontrollieren und
erfüllen höhere Qualitätsstandards, da muss man sich nicht
verstecken", so AMA-Marketing Geschäftsführerin Christina
Mutenthaler-Sipek. "Es freut uns daher umso mehr, dass wir Teil
dieser Veranstaltungsreihe sind und den Landwirtinnen und Landwirten
zu diesem wichtigen Thema Informationen aus erster Hand geben
können", so Mutenthaler-Sipek.
Die Landwirtschaftskammer bedankt sich auch bei den
Amtstierärztinnen und Amtstierärzten der Regionen sowie bei der
Veterinärdirektorin des Landes NÖ, Christina Riedl für die umfassende
Informationsvermittlung im Zuge der Veranstaltungen: "Die amtlichen
Kontrollen erstrecken sich über die gesamte Lebensmittelkette und
gewährleisten die Anwendung des Futtermittel- und Lebensmittelrechts
und der Vorschriften zu Tiergesundheit und Tierschutz. Die Kontrollen
werden zum Schutz der Konsumentin und des Konsumenten, aber auch zum
Schutz der Tiere durchgeführt. Um die Belastung der kontrollierten
Betriebe zu minimieren, erfolgen die Kontrollen zielgerichtet,
risikobasiert und transparent."
Zudem gab Marktforscher Johannes Mayr jeweils Einblicke in einige
seiner aktuellen Umfragen, die das Thema Tierwohl aus Sicht der
Landwirtschaft und der Konsumenten beleuchteten. Diese bekräftigen,
dass Tierwohl ein enorm wichtiges Zukunftsthema sowohl für die
Gesellschaft als auch für die Konsumenten ist und sich Bauern wie
Konsumenten unisono einig sind, dass dessen Bedeutung noch weiter
zunehmen wird. In St. Pölten rundete Christian Dürnberger,
Tierethiker und Philosoph am Messerli Institut der
Veterinärmedizinischen Universität Wien die Veranstaltung ab und
postulierte, dass es um Kommunikation und Vertrauensbildung abseits
von Skandalen geht und hier die Landwirtschaft gefordert ist die
Kommunikation entsprechend auszubauen. (Schluss)
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