06.10.2023,
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Wien/Österreich (OTS) - Knapp 60 Prozent des gesamten
österreichischen Abfalls wird durch Bodenaushub verursacht, z. B.
beim Straßen- oder Wohnbau. Der Großteil davon wird deponiert. Eine
neue Verordnung will das ändern, und Bodenaushub als recycelbaren
Wertstoff statt als Abfall einstufen. Der Verband Österreichischer
Entsorgungsbetriebe (VOEB) begrüßt die Initiative und rechnet mit
einem massiven Anstieg an Recycling-Baustoffen sowie einem hohen
CO2-Einsparungspotenzial durch das Wegfallen von klimaschädlichen
Transportwegen.
In Österreich fallen jährlich mehr als 40 Mio. Tonnen Bodenaushub
an, zum Beispiel beim Hochbau und Tunnelbau, dem Bau von Netzwerken
wie der Wasserversorgung oder sonstigen Infrastrukturprojekten. Gemäß
der geltenden Gesetzgebung wird Bodenaushub derzeit als Abfall
betrachtet. Die weitere Behandlung unterliegt somit dem strengen
Abfallrecht und führt dazu, dass rund 27 Mio. Tonnen davon deponiert
werden müssen*. In Zeiten von Ressourcenknappheit wird die Kritik an
dieser Praxis immer größer, vielmehr sollte qualitativ hochwertiger
Bodenaushub als Wertstoff eingestuft werden, um ihn ohne viel
administrativen Aufwand für Auffüllarbeiten weiterzuverwenden und zu
neuen Baustoffen zu verarbeiten. Das ist im Nachbarland Deutschland
schon seit Jahren Usus.
Zwtl.: 90 Prozent des Bodenaushubs verwerten
Alois Fürnkranz, Regionalvorstand Wien und VOEB-Experte für
Baurecycling, ist überzeugt, dass Bodenaushub in Zukunft zum
begehrten Wertstoff wird: „90 Prozent des klassischen Bodenaushubs
eignen sich problemlos für den Einsatz bei Erdbauarbeiten sowie zur
Herstellung von Recycling-Baustoffen, Beton oder Asphalt. Im Sinne
der Kreislaufwirtschaft sollten diese Möglichkeiten in vollem Umfang
genutzt werden.“ Aktuell werden jedoch nur 7,6 Mio. Tonnen des
jährlichen Bodenaushubs stofflich verwertet. Im Vergleich dazu landen
rund 27 Mio. Tonnen auf sogenannten „Bodenaushubdeponien“. Fürnkranz:
„Diese Deponien sind für die Bauwirtschaft von enormer Bedeutung,
weil nach der aktuellen Rechtslage Bodenaushub nicht anders genutzt
werden kann. Im Klartext heißt das: Ohne Deponien keine Bauprojekte.
Aber diese Deponien platzen aus allen Nähten und sind immer weiter
von Ballungsräumen entfernt. Es ist also höchste Zeit, neue Lösungen
zu finden und vor allem der Umwelt zuliebe endlich die stoffliche
Verwertung von Bodenaushub zu erleichtern.“
Zwtl.: Zwischen 30.000 und 50.000 Tonnen weniger CO2-Äquivalente
Am effizientesten wäre es, wenn der Bodenaushub direkt vor Ort
wieder recycelt bzw. verwendet wird, z. B. für Anschüttungen oder
Verdichtungen von Straßen. Damit könnte Aushub unmittelbar im
Kreislauf geführt werden. So fallen auch Transportwege zu den
Deponien weg, was zu enormen CO2-Einsparungen führt. Eine Berechnung
des VOEB ergibt, dass bei 27 Mio. Tonnen Bodenaushub, der rund 30 Km
bis zur nächsten Deponie transportiert werden muss, jährlich zwischen
30.000 und 50.000 Tonnen CO2-Äquivalente verursacht werden**. Wird
Bodenaushub nicht mehr als Abfall betrachtet, könnten diese
Transportwege wegfallen und somit Treibhausgase eingespart werden.
Die Abfall- und Ressourcenwirtschaft ist bereits heute Vorreiter
beim Sparen von Emissionen und jener Sektor mit dem größten Rückgang
an Treibhausgasen. Seit 1990 verringerten sich der CO2-Ausstoß der
Branche von 4,7 auf 2,3 Mio. Tonnen CO2-Äquivalent. Das entspricht
einem Rückgang von minus 51 Prozent.
Zwtl.: Nur Gewinner, keine Verlierer
Passend dazu lauten die Vorgaben der Abfallrahmen-Richtlinie der
EU, dass Abfall im Optimalfall stets verwertet, natürliche
Rohstoffquellen erhalten und eine Recycling-Wirtschaft gefördert
werden soll. Konkret sieht daher auch die österreichische
Kreislaufstrategie vor, dass bis 2030 insgesamt 25 Prozent weniger
Primärrohstoffe zum Einsatz kommen. Für die Bauwirtschaft, die
jährlich 100 Mio. Tonnen Baurohstoffe im Jahr benötigt, bedeutet das
25 Mio. Tonnen weniger Einsatz von Primärbaustoffen.***
„Stattdessen könnten wir die Ressource Bodenaushub nutzen“, so
Fürnkranz. „Expert:innen gehen davon aus, dass wenn nur ein Drittel
des Bodenaushubs zusätzlich stofflich verwertet wird, bereits zehn
Prozent der Primärbaustoffen ersetzt werden können! Es gäbe nur
Gewinner, keine Verlierer“, ist Fürnkranz überzeugt.
Zwtl.: Neue Verordnung demnächst erwartet
Das zuständige Bundesministerium für Klimaschutz arbeitete bereits
an einer Verordnung zum Thema Abfallende bei Aushubmaterialien. Damit
soll bestimmt werden, dass hochwertiger Bodenaushub nicht automatisch
als Abfall, sondern so rasch wie möglich als Wertstoff eingestuft
werden kann.
Gabriele Jüly, Präsidentin des VOEB: „Dies führt in weiterer Folge
zu einer viel einfacheren Handhabung in der Wiederverwertung. So
könnte hochwertiger Bodenaushub dazu beitragen, im Bauwesen wichtige
Ressourcen zu schonen. Im ökologischen und ökonomischen Idealfall
findet die Verwendung oder Verwertung gleich auf derselben Baustelle
statt, das spart auch Transportwege.“ Eine gesetzliche Anpassung wird
nicht zuletzt aufgrund eines EuGH-Urteils notwendig.
Zwtl.: Was ist Bodenaushub?
Bodenaushub meint Bodenabfälle, die im Rahmen von Baumaßnahmen aus
dem Boden bzw. der Erde ausgehoben wurden. Dieser muss nicht zwingend
aus Erde bestehen, sondern kann bspw. Schotter, Sand, Lehm oder Ton
beinhalten.
Quellenhinweis:
*Quelle 1: Bundesabfallwirtschaftsplan 2023, Teil 1, S. 253 ff.
https://www.ots.at/redirect/bmk17
**Quelle 2: Ein LKW, der durchschnittlich 25 Tonnen Bodenaushub zu
einer 30 km entfernten Deponie fährt, verursacht er laut
Umweltbundesamt rund 34.875,36 CO2-Äquivalent und laut Carbon Care:
47.066,4 Tonnen CO2-Äquivalente. Im Durchschnitt also zwischen 30.000
Tonnen und 50.000 Tonnen
CO2-Äquivalentehttps://www.carboncare.org/co2-emissions-rechner und
https://www.ots.at/redirect/umweltbundesamt5
***Quelle 3: Bundesministerium für Finanzen, Baurohstoffe
https://www.ots.at/redirect/bmf11
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