04.07.2019, 7579 Zeichen
HV Maschinenfabrik Heid (1): Gratulation zum 80er! Viele Tage lang beschäftigte mich die Qual der Wahl: voestalpine-HV oder Heid-HV besuchen? Beide fanden am 3.7.19 statt. Für voestalpine sprachen der Shuttlebus ab Westbahnhof, der Abschied von Eder, die Riesenschar an Aktionären aus ganz Österreich, die Gewichtung in meinem Depot und der Wunsch nach Antwort auf viele Fragen, wie es mit der voestalpine weitergeht. Für Heid sprach die familiäre Atmosphäre, in vielen Jahren habe ich kaum je gefehlt. Eindrücke von der Vorjahrs-HV: https://christian-drastil.com/2018/07/25/heid_als_highlight_der_hv-saison_und_gunter_rothenberger_mit_mir_auf_einem_bild_gunter_luntsch Ich zog also mein inneres Faultier zu Rate, und es beschied mir salomonisch: Dorthin fahren, wo Du länger schlafen kannst! Das war eindeutig ein Ergebnis zu Gunsten der Heid. Der Shuttlebus nach Linz fuhr ja doch schon zu recht unchristlicher Zeit ab, der Weg ist weit. Und damit ich nicht wieder den Kampf gegen den ÖBB-Fahrscheinautomaten verliere, nahm ich dieses Mal den CAT. Unter normalen Umständen prasse ich nicht so, aber wenn man den Milliardärsclub aufsucht, möchte man standesgemäß anreisen. Die Fahrt war angenehm und lustig, mein Waggon war ziemlich voll, eine Horde Kinder war im Rahmen des Wiener Ferienspiels auf dem Weg zur Aussichtsplattform am Flughafen, zu diesem Ausflug hatten CAT und Flughafen Wien eingeladen. Die Stadtkinder sind ja nichts gewöhnt: Als wir bei der Raffinerie Schwechat vorbeifuhren, hielten sie sich die Nasen zu und schrien "Da stinkts!" und "Macht die Klimaanlage kaputt, dass nichts mehr reinkommt!" Aushilfslehrer Luntsch musste ihnen erklären, dass es sich um simples Schwefeldioxid handelt. Wer im Chemieunterricht aufgepasst hat, weiß, dass das nach faulen Eiern riecht. Aber jetzt wissen die Kinder mehr: Um aus Öl Benzin zu gewinnen, muss das Zeug erstmal raffiniert werden, die unerwünschten Stoffe müssen raus. Erstickt ist keiner, wir sind ja in 16 Minuten von Wien-Mitte zum Flughafen geflutscht, an der OMV sind wir nur wenige Sekunden vorbeigefahren. Am Flughafen musste ich feststellen, dass da jemand bei der Planung der Zugänge zu S-Bahn und CAT ziemlich gemein war: Während zu Bahnsteig 1 und 2 insgesamt 4 Rolltreppen führen (2 runter, 2 rauf), gibt es beim CAT nur eine einzige Rolltreppe, und die ging rauf. So mühte sich die Oberklasse unter den Fluggästen (also die, die sich den CAT leistet) damit ab, die schweren Koffer die Stufen hinunterrumpeln zu lassen. Sicher, rauf wäre es noch schlimmer.
Ich war also heuer rechtzeitig zu Beginn schon auf der HV, sie begann um 11:01 h. AR-Vorsitzender Bernd Günther gab bekannt, dass er das AR-Mandat bei Maternus Kliniken zurückgelegt habe, um Aufsichtsrat bei der Maschinenfabrik Heid bleiben zu können, man dürfe nur eine bestimmte Anzahl von AR-Mandaten haben, er möchte bei Hr. Rothenberger bleiben. Das war auch gleich die Einleitung, um dem Alleinvorstand der Maschinenfabrik Heid AG, Günter Rothenberger, zum 80. Geburtstag zu gratulieren. Er überreichte einige schöne historische Aktien als Geschenk und erklärte, was die jeweilige Aktie für Rothenberger bedeuten solle, von Textil über Goldmine bis zu Eisenbahn, älter als der Jubilar. Rothenberger bedankte sich und erzählte, dass er bis dato nur zwei Papieraktien habe, eine davon sei Bilfinger und Berger, bei der sein Großvater beschäftigt gewesen sei, und schnell wurde aus dieser Erwähnung eine sehr interessante Familiensaga, die Details möchte ich hier nicht erzählen, da sie ja doch sehr privat sind, aber interessant genug für mich, um die Familiengeschichte irgendwann einmal zu ergoogeln, wenn ich mehr Zeit haben sollte, mich interessieren die alten Zeiten ja auch sehr. Rothenberger machte das Erzählen (und uns das Zuhören) sehr viel Freude, er schien gar nicht mehr aufhören zu wollen, Günther unterbrach ihn im Hinblick darauf, dass zuerst der offizielle Teil der HV abgearbeitet werden sollte.
AR-Mitglied Sven Rothenberger fehlte auch heuer wieder. Das wundert mich wenig, er scheint nicht soviel Interesse bzw. Liebe für dieses nun winzige österreichische Unternehmen wie sein Vater zu haben. Aber es ist natürlich grundsätzlich nicht erforderlich, dass alle AR-Mitglieder anwesend sind, selbst ein günstiges Flugticket verursacht Kosten, und alle Heid-Aktionäre wissen, dass wir sparen, so gut es geht, das hat es "uns" ermöglicht, dieses Unternehmen mit so geringem Geschäft am Leben zu halten. Günther erwähnte, dass es "seit 15 Jahren und länger" keine Erhöhung der AR-Bezüge gegeben habe. In den letzten 9 Jahren habe die Gesellschaft einen Kapitalzuwachs von 1,6 Mio. Euro geschafft, "und das bei der Kleinheit des Unternehmens", so solle es gerne weitergehen. Letztes Jahr seien mehr Aktionäre anwesend gewesen, einige bekannte Gesichter sähe er dieses Mal nicht. Anmerkung: Diese untreuen Seelen waren auf der voestalpine-HV. Aber ich richte ihnen schöne Grüße aus. Eine Präsenz von 11 Aktionären mit 3,705.220 Aktien wurde verlesen.
Dann kam die unangenehme Mitteilung, dass man eine Prüfung durch die FMA gehabt habe. Wegen eines Beteiligungsergebnisses, das noch nicht vorgelegen sei (also wegen verspäteter Veröffentlichung der Bilanz, siehe https://www.fma.gv.at/bekanntmachung-fma-verhaengt-sanktion-gegen-die-maschinenfabrik-heid-ag-wegen-verstoss-gegen-das-boersegesetz-boerseg/), hätten wir eine Strafe von 40.000 Euro bekommen. Das betrifft das Jahr 2019, aber das ist schon heftig. Ich glaube, kein Heid-Aktionär verstand, warum man uns das bisserl auch noch nimmt, das wir als Heid-Aktionäre noch haben. 40.000 Euro, das ist der halbe Jahresgewinn 2018. Einen Kleinaktionär mit 3.940 Aktien, der eh schon so viel Geld verloren hat, trifft man damit mit 40 Euro. Wenn es ein paar Generationen später einmal eine Dividende geben sollte: um diese 40 Euro bekommen wir weniger Dividende. Der Staat Österreich braucht dringend Geld, er nimmt es auch von den Armen. Also von uns Heid-Aktionären. Das sage ich jetzt ausdrücklich als Heid-Aktionär, das ist nicht Standpunkt der Gesellschaft. Die Gesellschaft selbst hat die Strafe akzeptiert ("beschleunigte Verfahrensbeendigung") und will keinen Anlass zu neuerlichen Verwaltungsstrafen geben. Strafen seien schließlich überall hoch, Österreich sei da keine Ausnahme. Im Aufsichtsrat habe man aber intensiv nachdenken müssen, ob man wegen der hohen Kosten das Börsesegment wechseln solle. "In unserer Klasse, in der 1. Liga, ist es sehr sehr teuer." Ich greife vor: Wir wurden auf Aktionärsfrage später vom Vertreter des Wirtschaftsprüfers darauf hingewiesen, dass die FMA auch bei einem Segmentwechsel zuständig bleibe. Mein Fazit: Dann bleibt wirklich nur mehr der Rückzug von der Börse, und das ist sehr schade für eines der ältesten Unternehmen an der Wiener Börse, aber die Kosten rechtfertigen die Börsenotiz nicht mehr. Willkommensgrüße an alle hoffnungsfrohen Neulinge an der Wiener Börse: Wenn Ihr nicht wirklich schnell wachst und Kapital anhäuft, werden Euch solche Kosten bald die Luft zum Atmen nehmen. Ich finde die Strafe überschießend, aber das ist nur meine persönliche Meinung. Kein Aktionär wurde durch die verspätete Bilanzabgabe geschädigt, wir wissen ohnehin, was wir an der AG haben. Dass einem durchschnittlichen Kleinanleger jetzt noch 40 Euro seines restlichen Vermögens abgenommen werden, das ist unser Vermögensschaden. Vom Verlust für den Großanleger ganz zu schweigen. Anlegerschutz sieht anders aus. Wieder nur: meine persönliche Meinung.
(Der Input von Günter Luntsch für den http://www.boerse-social.com/gabb vom 04.07.)
Börsepeople im Podcast S15/01 Florian Heindl (Upd.1)
Aktien auf dem Radar:Mayr-Melnhof, Immofinanz, Erste Group, Addiko Bank, Flughafen Wien, Semperit, voestalpine, ams-Osram, Rosgix, Lenzing, Porr, UBM, Athos Immobilien, EVN, CA Immo, Cleen Energy, FACC, Pierer Mobility, Wolftank-Adisa, Oberbank AG Stamm, BKS Bank Stamm, Amag, Polytec Group, Agrana, OMV, Österreichische Post, S Immo, Telekom Austria, Uniqa, VIG, Wienerberger.
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Die Baader Bank ist eine der führenden familiengeführten Investmentbanken im deutschsprachigen Raum. Die beiden Säulen des Baader Bank Geschäftsmodells sind Market Making und Investment Banking. Als Spezialist an den Börsenplätzen Deutschland, Österreich und der Schweiz handelt die Baader Bank über 800.000 Finanzinstrumente.
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