03.06.2019, 4196 Zeichen
Die 3 Banken Generali KAG hat ihr aktuelles Fondsjournal veröffentlicht. Darin nimmt Geschäftsführer Alois Wögerbauer, Fondsmanager des 3 Banken Österreich-Fonds, zum aktuellen Umfeld und zur Positionierung des Fonds Stellung. Hier ein Auszug.
Zur Frage, ob die aktuelle innenpolitische Lage die Wiener Börse beeinflusst:
Alois Wögerbauer: Abgesehen von einzelnen Tagesschwankungen lehrt uns die Geschichte, dass der Einfluss der Politik auf die Entwicklung der Börsenkurse insgesamt überschätzt wird. „Politische Börsen haben kurze Beine“ – dies ist ein alter und oft zitierter Börsenspruch. Ich denke, das gilt auch im aktuellen Fall. Der heimische Anleger wird seine Anlagestrategie wohl nicht grundsätzlich ändern. Bekannterweise sind aber die internationalen Anleger am wichtigsten für den Heimmarkt. Hier ist wesentlich zu erkennen, wie der internationale Investmentmarkt tickt. Top-Down eine Ländergewichtung in Prozenten festzulegen, ist mittlerweile die rare Ausnahme. In der Regel wird auf internationale Branchenentwicklungen geachtet und Einzeltitelanalyse betrieben. Der Fondsmanager in London, Frankfurt oder Zürich analysiert und bewertet die Aussichten von OMV , Voest, Lenzing & Co, betreibt aber keine Analyse der heimischen Politik.
Zu den Top-Holding des Fonds:
Wögerbauer: OMV ist derzeit an der Spitze. Die Risiken des Geschäftsmodells sind bekannt – von Öl- und Gaspreisen über Russland bis hin zum bekannten und politisch diskutierten Pipeline-Projekt. Aber: Für Investoren waren die Strategie und vor allem die häufigen Wechsel in der Strategie in der Vergangenheit oft nur bedingt nachvollziehbar. Das hat sich mit der aktuellen Führung geändert. Phase eins war ein doch deutlicher Portfolio-Umbau, Phase zwei wird jetzt wohl der Ertrags- und Dividendensteigerung gewidmet sein. Auf Basis der Erwartungen für 2020 reden wir von einem KGV von gut 6 und auch von einer Dividendenrendite Richtung 6 %. Damit ist alles gesagt.
Zur aktuellen Strategie des Fonds:
Man kann die Investments in mehrere Pakete unterteilen. Die Gewichtung der Immo-Titel wie CA-Immo, Immofinanz oder S-Immo ist unverändert hoch. Wir sind aber in einem fortgeschrittenen Zyklus – es geht eher um „Ernten“ und weniger um Neuinvestments. Ebenso defensiv ist ein Paket an „Dividendenzahlern“. Mayr-Melnhof , Österreichische Post, Uniqa , Vienna Insurance – von all diesen Titeln sollte man sich keine Kursexplosionen erwarten, das ist bei Dividenden von 3 % bis 6 % aber auch nicht nötig. Als drittes kommt das Paket der Industrietitel wie Voest, Andritz oder Palfinger . Die Entwicklung der Kurse war in den letzten Quartalen eher enttäuschend, hier beschäftigen wir uns eher ohne Eile mit der Frage, wann wir zukaufen. Abgerundet wird dies mit Einzeltiteln wie Kapsch Traffic oder Lenzing, mit zuletzt gekauften Neuemissionen wie Marinomed oder Frequentis und auch mit einigen Auslandsösterreichern wie AMS , KTM oder S&T .
Zu den Bewertungen:
Wögerbauer: Der kapitalgewichte Durchschnitt der sich im Fonds befindlichen Titel ergibt auf Basis der Gewinnerwartungen für 2019 ein KGV von 11; dies ist doch klar unter dem globalen Schnitt. Noch beachtlicher ist aber die Dividendenrendite. Auf der Basis der geplanten Dividenden- zahlungen 2019 ergibt sich eine Dividendenrendite von im Schnitt 3,9 %. In einem Umfeld von Null- und Minuszinsen ist dies ein gewichtiges Argument. Wien wird mehr und mehr zu einem Dividendenmarkt. Man kann daher vieles diskutieren, vor allem die Liquidität. Für strategische Investoren ergibt sich aber eine spannende langfristige Ausgangssituation.
Zu den Erwartungen bis Jahresende?
In den mittlerweile 17 Jahren, in denen ich den Fonds verantworte, habe ich mir abgewöhnt Prognosen für Wochen oder Monate zu machen. Dies ist nicht möglich – man denke nur an die Entwicklungen der vergangenen Monate in beide Richtungen. Ich halte mich eher an Warren Buffett. „Kaufe nur dann, wenn die Börse von nun an fünf Jahre schließen würde.“ Wer politisch die USA und Österreich in fünf Jahren führen wird, steht in den Sternen. Mein Vertrauen, dass sich die heimischen Unternehmen auch in fünf Jahren in ihren Nischen und Märkten gut behauptet haben werden, ist dagegen unverrückbar hoch.
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Aktien auf dem Radar:Pierer Mobility, voestalpine, Warimpex, Addiko Bank, Immofinanz, CA Immo, Andritz, AT&S, Zumtobel, OMV, Amag, Linz Textil Holding, Wolford, Oberbank AG Stamm, DO&CO, Agrana, Erste Group, EVN, Flughafen Wien, Palfinger, Österreichische Post, S Immo, Telekom Austria, Uniqa, VIG.
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