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06.03.2019, 6303 Zeichen

Ich war in der Zukunft (1). Pressekonferenzen im Digitalisierungsministerium sind regelmäßig Lichtblicke im tristen Berichterstatterleben. Mit einem Kaffee und einem Flascherl Vöslauer (AT0000758032) beginnt ein guter Tag. Man freut sich auf gemütliche 40 oder 50 Minuten. Und dann das: "Action" werde es geben, kündigte Ministerin Margarete Schramböck am 5.3.19 an, als sie die Pressekonferenz zum Thema Künstliche Intelligenz einleitete. Sie umriss kurz, wo man Künstliche Intelligenz ("KI" bzw. auf Englisch "AI") finde: bei automatisierten Assistenzen, Chatbots, in der Diagnostik (anhand der Sprache könne man ein bestimmtes Krankheitsbild erkennen). Also ich spiele ja gerne mit diesen Chatbots von Banken und anderen Firmen, die haben eh nichts anderes zu tun, und sie werden nicht so schnell ungehalten, aber die intelligenteren können schon auch mal ein bisserl frech werden, wenn sie sich geheckerlt fühlen. Aber da können sie persönlich ja auch nichts dafür, schuld sind die Programmierer, die ihnen sagen, was sie sagen sollen, falls eine Frage wie die meine kommt.

Fangen wir mit der "Action" an, die sich am Schluss abspielte, und die auch der Grund war, dass die Veranstaltung doppelt so lange wie üblich dauerte. Die anwesende künstliche Intelligenz sollte Personen, Dinge und sogar Absichten erkennen. Sie ist natürlich noch nicht perfekt, bis zur Perfektionierung wird es noch lange (Jahrzehnte? Jahre?) dauern, aber man hat die Pflöcke der Wege, die man gehen wird, schon mal eingeschlagen. Der perfekteste Mensch bin jedenfalls ich. Mich hat die Künstliche Intelligenz regelmäßig als Mensch wahrgenommen, mit 100%iger Wahrscheinlichkeit, also sie war felsenfest überzeugt davon, wer ich bin. Die anderen haben meist nur 85% bis 95% geschafft, Mutanten und Cyborgs halt. Dinge zu erkennen funktionierte recht gut (aber auch noch nicht perfekt), solange man die Dinge so hält, wie man sie normalerweise hält. Die Flasche senkrecht in der Hand wurde als Flasche erkannt. Die Flasche im Ohr wurde als Mobiltelefon beschrieben. Weil diese Künstliche Intelligenz so intelligent ist und die Sache auf Plausibilität prüft: Steckt der sich wirklich eine Flasche ins Ohr? Nein, kann nicht sein, das kann nur ein Handy sein. Diese Künstliche Intelligenz denkt halt viel zu rational und kann sich noch nicht vorstellen, was wir Menschen alles machen, um eine Maschine zu überlisten. Wie gesagt, es ist noch ein weiter Weg, bis die Erkennung von Körpern und Absichten halbwegs gut funktioniert. Desillusionierend ist: dass mit fehlerfreien Abbiegeassistenten (Stichwort: Toter Winkel) noch nicht so bald zu rechnen sein wird. Ich greife vor, es wird später eine Liste geben, mit welchen Firmen die Uni Linz (die ab Oktober 2019 das KI-Studium anbietet) in Sachen KI zusammenarbeitet bzw. zusammenarbeiten wird, ich bin noch bei den Erhebungen: Audi (DE0006757008), Bosch (GmbH) und ZF Friedrichshafen (nicht börsenotierte AG). Wobei man mit ZF Friedrichshafen einem guten Abbiegeassistenten am nächsten sein soll, hörte ich.

Univ.-Prof. Dr. Meinhard Lukas (Rektor Johannes Kepler Universität Linz), Univ.-Prof. Dr. Sepp Hochreiter (Vorstand Institut für Machine Learning) und Univ.-Prof. Dr. Martina Mara (Leiterin LIT Robopsychology Lab) trugen vor und standen für unsere Fragen zur Verfügung. Insbesondere Hochreiters Leidenschaft für AI riss so ziemlich alle Anwesenden mit. Nachdem für mich Unis bisher immer nur fade graue Häuser waren, war es eine Wohltat, Hochreiter zuzuhören. Man konnte ganz klar erkennen, wie wichtig es ihm ist, den "jungen Leuten" ("aber auch ältere sind willkommen") Lust auf das Studium "Artificial Intelligence" zu machen, wo man in 3 Jahren zum Bachelor werden kann, Fortgeschrittene können auch Master werden. Bachelor? Kenne ich aus dem Fernsehen. Da wird man von lauter jungen hübschen Frauen umworben, und man muss die meisten abweisen: "Ich habe heute leider keine Rose für Dich!" Harter Job, das viele Neinsagen. Aber schön wäre es natürlich, bei AI etwas bewegen zu können. Man könnte mit dem schönen Titel herumwacheln, und die Firmen würden sich um einen reissen. Ich kann mir das gut vorstellen, hier führend zu sein, als einziger Kandidat, der von der Künstlichen Intelligenz 100% attestiert bekam, wirklich eine Topplatzierung. Und wenn ich dann noch das Personalauswahlsystem programmieren darf ... aber das ist eine andere Geschichte. Würden Firmen jemanden ablehnen, der über 50 ist? Schwer vorstellbar, wenn sie mich brauchen, damit bei ihrer AI was weitergeht, und ich hätte ja auch nach dem Bachelorabschluss noch gut 10 Jahre bis zum gesetzlichen Pensionsalter, und gerne stehe ich danach noch als Consultant zur Verfügung, nicht des Geldes wegen, sondern weil es mir wohl Spass macht. Hochreiter jedenfalls verstand es, mich für das Studium zu begeistern.

Apropos Personalauswahlsystem: Lukas und Mara nannten als eines der Beispiele, die AI in ein schlechtes Licht rücken, eben diese Personalauswahlsysteme. Sie würden zu Recht Unbehagen bei den Bewerbern hervorrufen. Denn niemand von ihnen wisse, wie sie "denken", also arbeiten. Mara rückte an diesem Beispiel gleich die Vorstellung zurecht, AI würde sich verselbständigen und sich am Ende gegen die Menschen erheben, Terminator und so seien Fiktion. Tatsächlich könne AI nur so gut arbeiten, wie sie programmiert sei. Hat der Entwickler Vorurteile, hat auch die AI Vorurteile. Sie ist dann halt nicht wirklich intelligent. Das Personalauswahlsystem von Google (US02079K305) z.B. habe sich nur für Männer entschieden. Das sei darauf zurückzuführen, dass das System die Personalaufnahmen der letzten 10 Jahre bei Google analysiert und daraus diesen Algorithmus entwickelt habe: da Google 10 Jahre fast nur Männer eingestellt habe, müssten Männer einfach die besseren Kandidaten sein. Fazit: Keine Chance für Frauen. Das hätte ich übrigens schon vor 30 Jahren in BASIC programmieren können. Der Klassenbeste hieß Gerald. Unangefochten. Hinter ihm kam lange nichts. Ganz einfach zu programmieren: Vorname ungleich Gerald = Tschüs. Wenn ich damals daran gedacht hätte, Künstliche Intelligenz zu programmieren, ich wäre heute wohl reich. Und an der Spitze jedes meiner Firmenkunden stünde ein fähiger Gerald.

(Der Input von Günter Luntsch für den http://www.boerse-social.com/gabb vom 06.03.)



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