15.01.2019, 6739 Zeichen
Andreas Kern" data-udi="umb://media/6dc0a03189d846a88cd0b6381a4e183f" />
Der eine oder andere Börsianer mag sich beim Klang der Sektgläser gedacht haben: „Neues Jahr, neues Glück!“ Schließlich wurden die Anleger im letzten Quartal 2018 schwer gebeutelt. Nicht wenige dürften daher froh sein, dass dieses schwierige Börsenjahr nun endlich abgeschlossen ist. Man darf gespannt sein, ob 2019 ein besserer Jahrgang wird. Positiv ist sicher die vorsichtige Entspannung im Handelskrieg zwischen den USA und China. Der Weg zu einer tragfähigen Lösung ist allerdings noch steinig. Ein Waffenstillstand ist eben noch lange kein Friedensvertrag. Und auch im Tagesgeschäft lief es zuletzt nicht überall rund.
Ende des Tech-Booms?
Erst schockte Apple, dann musste Samsung mit einer Gewinnwarnung für das vergangene Quartal nachziehen. Besonders beim (ehemaligen?) Börsenliebling aus Cupertino reagierte das Publikum verschnupft. Beide Unternehmen nannten als Hauptgrund das flaue China-Geschäft. Und da scheint kaum Besserung in Sicht. Denn – Waffenstillstand hin oder her – es lassen sich erste Anzeichen einer deutlichen Verlangsamung der chinesischen Wirtschaft ausmachen. Sollte sich die Konjunktur dort tatsächlich weiter abkühlen, wird dies weltweit Bremsspuren hinterlassen. Realistischerweise dürfte der Handelskrieg des letzten Jahres zudem Spuren hinterlassen haben. Die beherrschende Frage für die aktuelle Berichtssaison lautet daher wohl, ob der Tech-Boom der jüngeren Vergangenheit nun seinen Zenit überschritten hat. Dann könnte das letzte Börsenquartal nur ein Vorgeschmack auf weiteres Ungemach gewesen sein. Nicht nur für unsere Trader gilt also, auch für neue Szenarien die passenden Antworten zu finden.
Voll investiert, aber defensiv
Eine solche Antwort zeigt Jens Höfer („Bonnet“) mit seinem wikifolio „All Asset Invest“: „Wer streut, rutscht nicht!“ So besagt es eine alte Börsenweisheit und in der Tat ist sein wikifolio breit diversifiziert. Über 60 Einzeltitel quer durch alle Branchen und Länder, sowie ein halbes Dutzend ETFs umfasst das Portfolio aktuell. Die Einzeltitelauswahl findet per technischer Analyse statt, wobei eine Investitionsquote von nahezu 100 % als Zielgröße angestrebt wird. Dennoch ist das wikifolio defensiv aufgestellt, denn die Aktienquote liegt gerade einmal bei knapp 20 %. Hauptpositionen sind der iShares MSCI World Min(imum) Vol(atility) und ein Short-ETF auf den DAX.
Trotz der Vielzahl an Positionen verliert Höfer nicht den Überblick. Er erwirtschaftete nicht nur sehr gute +9,2 % auf Sicht der vergangenen zwölf Monate, sondern erarbeitete sich mit seiner Strategie auch die Auszeichnung „Guter Money Manager“.
Cash ist King
Einen anderen Schwerpunkt setzt Christian Nüchter („Dapang“) mit seinem wikifolio „Earnings Per Share Surprise Trader“. Hier werden Unternehmen aufgenommen, die im letzten Quartal für eine positive Überraschung sorgten. Dabei geht Nüchter von zweierlei aus: Zum einen erwartet er, dass diese Unternehmen auch künftig positiv überraschen werden. Zum anderen setzt er darauf, dass weitere Investoren an Bord kommen werden, weil die betreffenden Aktien vor dem Hintergrund positiver Überraschungen vergleichsweise günstig sind. Einen besonderen Branchen- oder Anlageschwerpunkt gibt es in der Strategie von Nüchter nicht.
Sein Ansatz bringt ihn aber quasi automatisch in jene Unternehmen und Branchen, in denen es besser läuft als allgemein erwartet wurde. In kritischen Situationen kann zudem auch in Short-ETFs investiert werden. Im Moment ist allerdings die Seitenlinie Nüchters bevorzugter Platz. Nur eine einzige Aktie liegt in seinem wikifolio, die des Biotech-Unternehmens Amazon. Die Cashquote beträgt satte 99 %, genug Geld also, um auf interessante Chancen schnell zu reagieren. Dass Nüchter – ganz nüchtern betrachtet – einen guten Riecher für knifflige Börsensituationen hat, davon zeugt eine Performance von +8 % auf Jahressicht.
Mit System zum Gewinn
Frank Elsner („TradingBrothers“) wiederum setzt mit seinem wikifolio „TradingBrothers Handelssystem RD“ auf ein ausgeklügeltes System: Die Aktienauswahl basiert auf diversen Faktoren wie Marktführerschaft, solides Geschäftsmodell, etablierter Aufwärtstrend und stetige Dividendenzahlungen. Zwar kann prinzipiell weltweit investiert werden, schwerpunktmäßig will Elsner sich jedoch auf die USA und Europa, und da vor allem auf Deutschland und die Schweiz konzentrieren. Zur Absicherung kann Gold beigemischt und/oder auf einen Short-ETF zurückgegriffen werden. Auch bei Elsner regiert derzeit die Vorsicht. Der Cash-Bestand macht mehr als die Hälfte des Portfolios aus.
Die größten Einzelpositionen sind Carl Zeiss Meditech, MasterCard und das dänische Medizinunternehmen ColoPlast. Auf Sicht der vergangenen zwölf Monate erwirtschaftete Elsner trotz Börsenturbulenzen noch immer einen respektablen Zuwachs von +2 %.
Was kommt?
Das sollten Anleger im Auge behalten
In der kommenden Woche stehen einige richtungsweisende Unternehmensdaten an: Mit Citigroup (Montag, 14.1), JPMorgan (Dienstag, 15.1) und BlackRock (Mittwoch, 16.1.) verkünden einige Schwergewichte der Finanzbranche ihre Quartalszahlen.
Darüber hinaus findet am Dienstag die entscheidende Parlamentsabstimmung über den Brexit statt. „Deal or no deal“ ist hier die Frage, deren Antwort kurzfristig erheblichen Einfluss auf die Märkte haben dürfte. Am Donnerstag werden die chinesischen BIP-Zahlen dann näheren Aufschluss über die konjunkturelle Lage im Reich der Mitte liefern.
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Im Original hier erschienen: Neues Jahr, neues Gl?ck?
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