02.10.2018, 5457 Zeichen
Andreas Kern" data-udi="umb://media/6dc0a03189d846a88cd0b6381a4e183f" />
So einschüchternd das Säbelrasseln zwischen den USA und China wirkt, sollte man zwei Punkte nicht aus den Augen verlieren. Erstens: Das Ziel bleibt ein tragfähiges Fundament für den künftigen Handel zwischen beiden Ländern. Zweitens: Der weitere Fortgang dieses Konflikts ist zwar ein wesentlicher Einflussfaktor für die Börsen, aber naturgemäß nicht der einzige. Von überragender Bedeutung für die Aktienmärkte sind beispielsweise der Zins und dessen weitere Entwicklung. Das Mantra, wonach steigende Zinsen generell Gift für die Börse seien, kann und muss in einer vernetzten Wirtschaft hinterfragt werden. Denn während der Zinssatz in der Eurozone weiter bei genau 0% liegt, verläuft der US-Leitzins seit dieser Woche in einem nochmals erhöhten Band zwischen 2% und 2,25%.
„God’s own country“
Da die Fed zudem hat durchblicken lassen, dass damit das Ende der Zinserhöhungen erst einmal erreicht sein könnte, ist nicht mit Panikreaktionen der Märkte zu rechnen. In dieser Situation könnte sogar ein anderer Effekt dominant werden: Die USA ziehen vermehrt Kapital an, zumal wenig darauf hindeutet, dass die Europäer in absehbarer Zeit in der Lage sein werden, die Zinsdifferenz durch eigene Zinserhöhungen wieder zu verringern. Noch mehr dürften unter dieser Entwicklung allerdings die Emerging Markets leiden, denn die USA bieten nicht nur mehr Sicherheit, sondern auch noch eine höhere Verzinsung. Entsprechend sollten der US-Dollar und letztlich auch die US-Aktienmärkte von solchen Kapitalzuflüssen profitieren. Aus dieser Perspektive sollte man „God’s own country“ jedenfalls nicht vorschnell den Rücken kehren.
Mit Herz und Verstand investieren
Ähnlich sieht es Felix Abicht („Levertrader“) mit seinem wikifolio „US-Werte nach Susan Levermann“. Ausgehend von der Strategie der erfolgreichen Fondsmanagerin und Buchautorin Susan Levermann baut Abicht sein Portfolio auf. 13 Kriterien, unter anderem die Eigenkapitalrendite, die EBIT-Marge, die Eigenkapitalquote und das Gewinnwachstum, bestimmen dabei die Auswahl der Aktien. Allerdings sollen nicht mehr als zehn Einzeltitel gleichzeitig in seinem wikifolio enthalten sein. Das Chemieunternehmen Rayonier und die Photovoltaikfirma Solaredge sind neben dem Private-Equity Investor Apollo Global Management die aktuellen Schwergewichte in seiner Anlagemischung.
Offenkundig liegt Abicht mit seiner „Levermann-Strategie“ goldrichtig. Alleine in den vergangenen zwölf Monaten verzeichnete er einen Zuwachs von +23%.
Tolle Ideen, tolle Gewinne
Auch Thomas Schreyer („tomtomstocks“) setzt auf die USA, wenn auch nicht ausschließlich. Sein wikifolio „Investmentideen“ enthält ebenfalls bis zu zehn Einzeltitel, die im Sinne einer Risikodiversifizierung jeweils ungefähr gleichgewichtet sein sollen. Die Auswahl trifft Schreyer dabei mit Hilfe der Fundamentalanalyse und setzt zudem insbesondere auf jene Unternehmen, die sich in der Vergangenheit durch eine besonders gute Performance ausgezeichnet haben. Wenig überraschend finden sich daher im Augenblick primär Tech-Unternehmen wie Amazon und Apple im Portfolio. Dagegen ist das Engagement in Continental eher dem Bereich „old economy“ zuzuordnen und befindet sich zudem auf dem „alten Kontinent“.
Angesichts des übertriebenen Kursrückgangs nach der Gewinnwarnung konnte Schreyer hier dennoch nicht widerstehen und griff zu. Nicht nur in den letzten zwölf Monaten erbrachten Schreyers tolle Ideen eine ebensolche Rendite: mehr als 45%. Seit der Auflegung im Mai 2014 ist es sogar ein Plus von mehr als 195%..
„Triple-A“ in jeder Hinsicht
Auch Thomas Wähner („raufundrunter“) setzt mit seinem „Wachstum Porfolio“ - genauso geschrieben - schwerpunktmäßig auf die USA. Obwohl Wähner mit Ausnahme von Zertifikaten und Hebelprodukten grundsätzlich das gesamte Anlageuniversum zur Verfügung steht, fokussiert er sich auf Aktien, Fonds und ETFs. Wo investiert wird, entscheidet er vor allem mit Hilfe der Charttechnik, allerdings fließen auch Fundamentaldaten in seine Anlageentscheidung ein. Wichtigstes Verkaufskriterium ist ein Bruch des Aufwärtstrends. Da dieser Ausstieg ereignisgesteuert erfolgt, kann die Haltedauer stark variieren – von wenigen Monaten bis hin zu mehreren Jahren. Grundsätzlich ist der Anlagehorizont jedoch mittel- bis langfristiger Natur.
Den Portfolioschwerpunkt bildet aktuell ein „US-Tech-Triple-A“: Amazon, Alphabet und Adobe Systems. Triple-A ist auch die Performance: Hervorragende +41,7% erzielte Wähner mit seinem wikifolio in den vergangenen zwölf Monaten.
Was kommt?
Das sollten Anleger im Auge behalten
Für die erste Oktoberwoche wartet der Börsenkalender mit herbstlicher Tristesse auf: Am kommenden Dienstag verkünden die Australier ihre Zinsentscheidung, bei der mit einem Leitzins von 1,5% wohl alles beim Alten bleiben wird.
Am Freitag folgen dann die US-Arbeitsmarktdaten, die trotz Handelskonflikt und steigenden US-Zinsen erneut robust erwartet werden.
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