20.12.2017, 5271 Zeichen
Schaut man sich den jüngsten „Streitatlas“ könnte man auf den Gedanken kommen, dass Deutschland ein Volk der Streithansel ist. In manchen Bereichen ist das definitiv zutreffend – aber ums Geld geht es dabei längst nicht immer…
„Was sich liebt, das neckt sich.“ Auch wenn der Volksmund es besser weiß, ist der Streit nicht unbedingt des Deutschen liebste Beschäftigung. Dennoch offenbart Deutschlands großer Streitatlas 2017, die Neuauflage einer großangelegten Studie, die erstmals im Jahr 2013 durchgeführt wurde: „In Deutschland kann man heutzutage immer schneller in einen Streit verwickelt werden.“
Mit diesen Worten beschreibt Peter Stahl, Vorstandssprecher beim Rechtsschutzversicherer ADVOCARD die Streitlage der Nation. Es wird demnach immer mehr gestritten, zunehmend auch wegen eher geringer Streitwerte. Dies liegt sicherlich auch an der steigenden Anzahl von Gesetzen und Verrechtlichung der Gesellschaft. Zudem streitet Deutschland verbissener: „Bis ein Streit endlich beigelegt werden kann, dauert es immer länger“, so Stahl.
Wilder Westen und wilde Hauptstadt. Der Studie zufolge ist das Streitaufkommen bundesweit um 2,8 Streitfälle pro 100 Einwohner auf 25,1 Streitfälle pro 100 Einwohner gestiegen. Berlin streitet, wie auch schon in den Jahren zuvor, unter allen Bundesländern am meisten und liegt inzwischen bei 31,2 Streitfällen pro 100 Einwohner (2014: 29,3 Streitfälle pro 100 Einwohner). Besonders streitfreudig ist auch Nordrhein-Westfalen: Gerade das Bundesland, das für seinen Frohsinn bekannt ist, rangiert in Sachen Streit unter den Bundesländern auf Platz zwei – unter den Flächenstaaten damit auf Platz eins.
Allein sieben Städte in der Liste der Top-10-Streitstädte liegen im bevölkerungsreichsten Bundesland. Die Bremer hingegen scheinen eher um Ausgleich bemüht zu sein: Das kleinste Bundesland ist das einzige, in dem das Streitaufkommen stabil geblieben ist (- 0,3 Streitfälle pro 100 Einwohner). Unter den Städten ist und bleibt Leipzig Deutschlands unangefochtene „Zoffhochburg“ (33,2 Streitfälle pro 100 Einwohner).
Vielfältige Ursachen. Insgesamt lassen sich fünf Ursachenfelder abstecken, auf denen Streit besonders gut gedeiht: Auf Platz eins steht das Privatleben (40,1 Prozent aller Streitfälle) mit all seinen Facetten z.B. Streit mit dem Reiseveranstalter, an zweiter Stelle folgt der Straßenverkehr (27,9 Prozent) – hier liegt auch der stärkste Zuwachs (+ 3,2 Prozentpunkte). Das Arbeitsumfeld (13,4 Prozent) belegt den dritten Platz, auf Platz vier kommt der Bereich Wohnen (11,2 Prozent) und auf fünf Behörden und Finanzen (7,5 Prozent).
Und was sind die konkreten Streitgründe? Besonders oft streiten sich die Menschen in Deutschland rund um das Thema Verkehrsunfälle, über Nachbarschaftsstreitigkeiten, familiäre Themen, mit ihrem Arbeitgeber über das Gehalt und mit Tourismusanbietern über Mängel bei Urlaubsreisen.
Alte Männer streiten gern. Laut dem Streitatlas werdenüber zwei Drittel aller Streitigkeiten von Männern ausgetragen (67,1 Prozent). Auch wenn der biologische Beweis bisher fehlt: Das Streit-Gen scheint auf dem Y-Chromosom zu liegen. Ein differenziertes Bild ergibt sich, betrachtet man die Geschlechter getrennt: Verkehrsstreitigkeiten sind bei Männern (30,6 Prozent) weitaus häufiger der Grund für Konflikte als bei Frauen (22,4 Prozent).
Für Frauen dagegen bietet der Bereich Wohnen & Mieten deutlich öfter Anlass zu Streit (13,3 Prozent) als für Männer (10,1 Prozent). Ganz so unterschiedlich sind sich die Geschlechter dann aber doch nicht: Am häufigsten streiten Frauen genauso wie Männer über Alltagsthemen: In 40,1 Prozent aller Streitfälle geht es um Privates, zum Beispiel Erbstreitigkeiten, Trennungen oder Unfälle wie einen Hundebiss.
Nimmt man nun noch das Alter hinzu ergibt sich ein tiefergehendes Bild. Streithansel sind statistisch gesehen vor allem Menschen zwischen 46 und 55 Jahren (28,4 Prozent aller Streitfälle). Insgesamt nimmt der Anteil an jüngeren Streitenden aber deutlich zu: Vor 15 Jahren (2002) waren junge Erwachsene unter 36 Jahren für nur 3,1 Prozent aller Streitfälle verantwortlich – heute sind es bereits 23,7 Prozent.
FAZIT. Wenn Deutschland schon kein Volk von Aktionären ist, kann es wenigsten streiten. Der Streitatlas verdeutlicht dies eindrucksvoll. Auch wenn es hier und da um Geld in Form von Erbschaften o.ä. geht, spielt das Thema Geldanlage beim Streit nur eine untergeordnete Rolle. Die „schwarzen Schafe“ sind im Bereich Geldanlage also doch weitaus seltener anzutreffen, als die mediale Aufmerksamkeit glauben macht – von daher ist eine Rechtschutzversicherung aus Anlegersicht eher verzichtbar. Ob eine solche Versicherung ansonsten Sinn macht, muss jeder selbst entscheiden. Wer sich dafür entscheidet und noch auf der Suche nach Einsparmöglichkeiten ist, sollte vielleicht auch mal beim Aktiendepot nachsehen. Ein entsprechender Depot-Vergleich gibt rasch Klarheit, ob man als Anleger zu viel zahlt.
In diesem Sinne,
weiterhin viel Erfolg bei der Geldanlage
Ihre dieboersenblogger.de-Gründer
Christoph A. Scherbaum & Marc O. Schmidt
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