Hastor oder der Versuch des grossen Coups mit dem kleinen Geld (Marc Tüngler via Facebook)

Bild: © Martina Draper/photaq, Marc Tüngler (DSW)

Liebe Leserin, lieber Leser,

gut zwei Wochen ist es her, dass auf der Hauptversammlung der Grammer AG der Versuch der aggressiv auftretende Hastor- Familie, die rund 20 Prozent der Gram-mer-Aktien hält, den Autozulieferer kalt zu übernehmen, krachend scheiterte.

Im Zentrum der Forderungen stand, drei Aufsichtsratsmitglie- der durch Hastor-Leute zu ersetzen. Zudem sollte den Vor- ständen das Vertrauen entzogen werden, um so eine außeror- dentliche Beendigung der Anstellung zu ermöglichen. Es kam jedoch anders: Rund zwei Drittel der anwesenden Aktionäre stellte sich gegen die Anträge.

Auch wenn sich nun wohl die Gerichte mit der HV beschäfti- gen werden – schließlich ist kaum davon auszugehen, dass die Hastor-Familie Ruhe geben wird –, war doch bemerkenswert, wie konzentriert die an einer nachhaltig erfolgreichen Gram- mer AG interessierten Stakeholder aufgetreten sind. Insofern ist dieser Fall ein positives Beispiel für andere Gesellschaften, bei denen ein mit 20 oder 25 Prozent beteiligter Aktionär der Ansicht ist, er könne durchregieren.

Dabei geht es allein um die Frage der Aktionärsdemokratie. Es kann nicht sein, dass ein Aktionär die Geschicke einer Ge- sellschaft alleine bestimmt. Will er das, muss er mehr Geld in die Hand nehmen und auf Basis des geltenden Übernah- merechts den anderen Aktionären die Möglichkeit geben, sich angemessen auf die Machtübernahme einzustellen. Wer jedoch wie Hastor mit kleinem Geld den großen Coup plant, wird sich auch zukünftig auf starken Widerstand ein- stellen müssen.

Ihr Marc Tüngler