17.07.2024, 4729 Zeichen
Sun is shining. Der Sommer ist da und es ist schön. Die Sonne scheint und unsere Energiesorgen der letzten Jahre sind fast alle verflogen. Sonne ist gratis hört man aus so manchem Politmund, und die Solarindustrie boomt, solange die meisten an diese Phrase glauben. Natürlich ist vielleicht die Sonne gratis, der Strom aus der Dose ist es aber nicht, bei Weitem nicht. Bemerkenswert ist dabei aber, dass die Erzeugung aus Solarkraft entgegen dem Preistrend beim Strom billiger wird. Und das ist historisch bedingt hoch interessant. Solarstrom ist das erste Mal seit den Energierevolutionen der letzten Jahrhunderte die erste, die wirklich billiger geworden ist.
Die Frage beantwortet sich, wenn man die Inflation in die historische Betrachtung der Energiepreise miteinbezieht. Mit der Kohle fing es an. Zwar befeuerte Kohle die Industrierevolution und schuf das erste richtige Wirtschaftswunder, der Preis für diesen Rohstoff passte sich aber genauso an. Billig wurde sie unter Einbeziehung der Inflation nicht. Dann das Öl. Erdöl wuchs seit dem Beginn seines Siegeszuges stetig in den Fokus Aller. Wirtschaft, Konsum, Produktion. Der Preis für Erdöl, bzw. dessen Derivate ist aber immer mit der Inflation und dem steigenden Konsum mit gestiegen. Wir haben nur nicht mehr darauf geachtet. Die Statistik bestätigt es knallhart, Benzin ist nicht billiger geworden. Nun kommt Solar. Und Solarenergie hat den Jackpot geknackt. Auf Basis des global für alle verfügbaren Rohstoffs Silizium und der Anwendungstechnologie die, wenn man es sauber und ernst betreibt keine technologischen Flaschenhälse zaubert, hat sich ein ökonomisches Wunder ergeben. Die Kosten der Produktion von Solarpanelen sind in den letzten 24 Jahren, seitdem diese Panels industriell stärker produziert werden, um den Faktor 50 (!) gesunken. Dies ist umso bemerkenswerter als die Anzahl der Nutzer gleichzeitig deutlich angestiegen ist. Ein Paradebeispiel von Economies of Scale. Zusätzlich hat der Schweinezyklus in China gerade brutal zugeschlagen. Etliche Solarpaneel-Produzenten kämpfen dort bereits mit dem Überleben. Der größte von ihnen musste letzte Woche sogar Insolvenz anmelden. Gerade der, von China selbst initiierte globale Verdrängungswettbewerb, hat also auch beim härtesten Betreiber seinen Zoll verlangt. Bumerang auf Chinesisch. Die anderen Produzenten am Globus haben fast alle bereits davor das Handtuch geworfen. Als Effekt werden die auf die jetzigen ultratiefen Niveaus gesunkenen Produktionskosten jetzt wohl einen Boden bilden und Platz für effizientes Management machen. Somit ist der Weg frei für weitreichendere Gedanken: Wer genug Sonne hat, der schafft ein ökonomisches Modell zu seinen Gunsten. Dazu kommt noch, dass im Fall von Solarpanelen noch nicht die so gefürchtete geplante Obsoleszenz Einzug gehalten hat. Solarpaneele haben eigentlich eine nahezu unbeschränkte Nutzungsdauer. Natürlich ist es niemandem verboten sich immer wieder die neueste Technologie mit angepassten Nutzungsgraden anzueignen. Brauchen tut er das aber nicht unbedingt. Die Effizienz bleibt bei Einhaltung kleiner Regeln bezüglich Reinheit gleich. Also doch am Ende gratis Energie?
Leider nein. Das Solarpanel ist natürlich am Dach des Eigenheims ein lässiger Garant, die Batterien im Keller immer wieder aufladen zu können. Wolken, Nacht und erhöhter Energiekonsum, wenn es kalt wird, haben aber etwas dagegen, die Sonne zur einzigen Energiequelle empor zu adeln. Also braucht es Alternativen. Die kommen nach wie vor aus immer reiner werdenden fossilen Energieträgern, denn beim Wind ist das auch so eine Sache. Wenn der nicht weht, ist Sense mit Energie. Speicher, die mehrere Wochen halten gibt es auch nur bei Pumpspeicherkraftwerken, alles andere bleibt wenig effizient. Und am Ende braucht es auch noch jede Menge Leitungen, die den Strom von der einen zur anderen Seite bringen, wenn es Bedarf und Geld dafür oder ein plötzliches Überangebot gibt das die Leitungen zum Glühen bringt. Also doch nicht so billig das Ganze. Solarstrom ist eben zwar günstig, die Infrastruktur bleibt aber dominanter Kostenfaktor. Bis die Energie alternativ sein darf gilt es daher, die Basis für diesen späteren billigen Luxus vorab teuer zu schaffen. Und genau diese Infrastruktur, bzw. deren Errichtung und auch Nutzung, schafft für uns an unseren Börsen gewaltige Investitions-Möglichkeiten. Diesen Natural Hedge gegenüber hohen Infrastrukturinvestitionen kann man sich durchaus an der Börse via Investment gönnen um danach von Kursgewinnen oder Dividenden beteiligter Unternehmen die Stromrechnung, denn die wird es auch bei Solar-Wundern weitergeben, später zu bezahlen.
(Der Input von Wolfgang Matejka für den http://www.boerse-social.com/gabb vom 17.07.)
Börsepeople im Podcast S16/12: Thomas Eccli
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