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Chartanalyse – Erfolgsgarant oder Bullshit? (Thomas Vittner)

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17.03.2017, 6047 Zeichen

Als ich vor mehr als 15 Jahren mit dem Börsenhandel begann, wusste ich noch gar nicht, dass so eine Technik überhaupt existiert. Heute, tausende Börsengeschäfte später, habe ich viele Erfahrungen damit gemacht, was diese Technik bei mir aber trotzdem nicht beliebter machte. Hier erfahren Sie alles über Chartanalyse, was Sie wissen müssen.

Chartanalyse – meine erste Begegnung mit dieser Technik

Ich erinnere mich noch sehr gut an mein erstes Börsen Seminar in Wien. Titel: Chartanalyse – die Grundlagen. Im Vorfeld war ich sehr gespannt, denn bisher waren meine Börsenerfolge bescheiden. Das Seminar war gut besucht und der Vortragende führte langsam in die Thematik ein. Er zeigte verschiedene Chart Darstellungen und wir blieben schließlich bei den Candlesticks hängen und darauf bauten wir alles weitere auf.

Chartanalyse, so meinte er damals, sei eine Prognosetechnik, die in erster Linie auf der Anwendung von Indikatoren beruht, auch wenn es noch andere Optionen, wie zum Beispiel die Markttechnik etc. gibt. Und dann öffnete er das Universum dieser Indikatoren für uns und erklärte gleitende Durchschnitte, Bollinger Bänder, Elliot Waves und vieles mehr. Ich war (damals noch) beeindruckt, denn das Angebot an Indikatoren war enorm.

Aber auch mit der Praxisanwendung wurde in diesem Seminar nicht gegeizt. Zahlreiche Charts waren vorbereitet, damit wir sie gemeinsam analysieren konnten, um nach günstigen Kaufgelegenheiten Ausschau zu halten. Nach einem halben Tag Vortrag war ich fix und fertig und sah den Wald vor lauter Bäumen nicht mehr. Das Resümee des Vortragenden: diese Technik, die dem Anleger duplizierbare Einstiegsmöglichkeiten bietet, ist empfehlenswert. Daraus soll man einerseits einen Vorteil generieren konnte, andererseits die Emotionen in den Griff bekommt. So weit so gut. Und so weit so falsch.

Chartanalyse mit meinem heutigen Wissen

Heute, mehr als 15 Jahre später, werde ich, wenn ich sage, dass wir bei moomoc Aktien Strategien entwickeln, oft gefragt, ob diese fundamental ausgerichtet sind oder auf der Chartanalyse beruhen. Genau genommen weder noch. Wir arbeiten mit statistischen Analysen, die wiederum mit den anderen beiden Optionen nichts zu tun haben.

Um die Unterschiede zu verstehen, muss man nur genau hinsehen, was jemand tut, der Chartanalyse betreibt. Er stützt sich auf den Einzelfall. Zunächst werden nämlich aus einem vordefinierten Portfolio, das mehr oder weniger zufällig zusammengestellt wurde, einzelne Charts herausgepickt und analysiert. Dann werden Trendlinien, Kanäle oder Indikatoren, die man irgendwo aufgeschnappt hat, in den Chart hineingeladen. Gibt es nun einen Trigger, also ein Kaufsignal, wird eine Position eröffnet. Es sei denn, man kann noch rasch einen weiteren Indikator aus der Lade holen, der die bisherige Chartanalyse widerlegt. Damit hat man eine gute Ausrede hat, den Trader besser hinauszuschieben. Der letzte Satz war ironisch gemeint, zeigt aber eines der Grundprobleme der Chartanalyse.

Chartanalyse gewährleistet zwar, wenn man sie korrekt anwendet, eine gewisse Duplizierbarkeit, aber eben nur eine Gewisse. Denn oft bleibt ein Interpretationsspielraum, der per se nicht schlecht sein muss. Der aber vieles ad absurdum führt, wenn dieser Spielraum vom Trader missbraucht wird. Und noch ein wesentlich schwerwiegenderes Problem verbirgt sich hinter klassischer Chartanalyse. Aus statistischer Sicht greift man dabei auf eine zu kleine Grundgesamtheit zu. Die statistische Relevanz ist also nicht gegeben, weil man zu wenig Stichproben (einzelne Börsengeschäfte) betrachtet.

Trading ist ein statistisches Problem. Ein Satz, der in meinen Beiträgen immer wieder zu finden ist. Chartanalyse ist die Analyse des Einzelfalles. Oder die Analyse von einer handvoll Einzelfällen, nämlich so vieler, wie der diskretionäre Trader manuell analysieren kann. Chartanalyse kann niemals ein statistisches Problem lösen. Weil sie nicht weit genug geht. Weil sie immer nur Ausschnitte des Problems beleuchtet. Momentaufnahmen.

Statistische Handelssysteme arbeiten hingegen mit Datenanalysen und Datenserien, die weit in die Vergangenheit zurückreichen und die auf mehreren Millionen Daten oder Fakten beruhen. Diese Daten werden ausgewertet und so aufbereitet, dass man damit einen Vorteil gegenüber allen anderen Marktteilnehmern hat. Die Probleme der Chartanalyse also sind folgende: a) statistisch ist ein einzelner Chart nicht relevant und b) der Anwendung von Indikatoren (oder anderen Regeln), die einfach nicht funktionieren. Wie zum Beispiel (zu) simple gleitende Durchschnitte, Bollinger Bänder, ein MACD und gut 95% der anderen, kommerziell angebotenen und damit frei zugänglichen Indikatoren.

Denn alles, was von der Stange kommt, passt nicht so gut wie Maßanfertigungen. Das gilt eben nicht nur für Anzüge sondern auch für die Chartanalyse und für die Massenware Standard Indikator. Beides für sich ist schon mangelhaft, in Kombination aber ist es verheerend.

Chartanalyse, was bleibt?

Chartanalyse, soweit das Resümee, ist eine brotlose Kunst. Sie erlaubt zwar eine eingeschränkte Duplizierbarkeit, lässt aber den meisten Tradern dann doch mehr Spielraum als gut ist. Chartanalyse konzentriert sich auf den Einzelfall, also genau auf das Gegenteil von dem, worum es an der Börse geht. Denn an den Märkten liegt ein Problem vor, das man nur mit statistischen Methoden lösen kann. Chartanalyse arbeitet vielfach, um diese Technik dann endgültig in die berühmte Tonne zu werfen, mit Indikatoren (oder noch schlimmer: basierend auf der Markttechnik – aber das ist eine andere Geschichte) die nicht funktionieren.

Das sie nicht funktionieren, kann man mit einer statistischen Analyse, die man Backtest nennt, in 5 Minuten herausfinden. Aber das übersehen die Anhänger der Chartanalyse gerne. Doch ehrlich gesagt sind wir bei moomoc darüber gar nicht traurig darüber, denn die Hartnäckigkeit der Anhänger dieser Technik ermöglicht es uns, beständige Gewinne aus den Märkten zu holen.

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    Chartanalyse, so meinte er damals, sei eine Prognosetechnik, die in erster Linie auf der Anwendung von Indikatoren beruht, auch wenn es noch andere Optionen, wie zum Beispiel die Markttechnik etc. gibt. Und dann öffnete er das Universum dieser Indikatoren für uns und erklärte gleitende Durchschnitte, Bollinger Bänder, Elliot Waves und vieles mehr. Ich war (damals noch) beeindruckt, denn das Angebot an Indikatoren war enorm.

    Aber auch mit der Praxisanwendung wurde in diesem Seminar nicht gegeizt. Zahlreiche Charts waren vorbereitet, damit wir sie gemeinsam analysieren konnten, um nach günstigen Kaufgelegenheiten Ausschau zu halten. Nach einem halben Tag Vortrag war ich fix und fertig und sah den Wald vor lauter Bäumen nicht mehr. Das Resümee des Vortragenden: diese Technik, die dem Anleger duplizierbare Einstiegsmöglichkeiten bietet, ist empfehlenswert. Daraus soll man einerseits einen Vorteil generieren konnte, andererseits die Emotionen in den Griff bekommt. So weit so gut. Und so weit so falsch.

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    Um die Unterschiede zu verstehen, muss man nur genau hinsehen, was jemand tut, der Chartanalyse betreibt. Er stützt sich auf den Einzelfall. Zunächst werden nämlich aus einem vordefinierten Portfolio, das mehr oder weniger zufällig zusammengestellt wurde, einzelne Charts herausgepickt und analysiert. Dann werden Trendlinien, Kanäle oder Indikatoren, die man irgendwo aufgeschnappt hat, in den Chart hineingeladen. Gibt es nun einen Trigger, also ein Kaufsignal, wird eine Position eröffnet. Es sei denn, man kann noch rasch einen weiteren Indikator aus der Lade holen, der die bisherige Chartanalyse widerlegt. Damit hat man eine gute Ausrede hat, den Trader besser hinauszuschieben. Der letzte Satz war ironisch gemeint, zeigt aber eines der Grundprobleme der Chartanalyse.

    Chartanalyse gewährleistet zwar, wenn man sie korrekt anwendet, eine gewisse Duplizierbarkeit, aber eben nur eine Gewisse. Denn oft bleibt ein Interpretationsspielraum, der per se nicht schlecht sein muss. Der aber vieles ad absurdum führt, wenn dieser Spielraum vom Trader missbraucht wird. Und noch ein wesentlich schwerwiegenderes Problem verbirgt sich hinter klassischer Chartanalyse. Aus statistischer Sicht greift man dabei auf eine zu kleine Grundgesamtheit zu. Die statistische Relevanz ist also nicht gegeben, weil man zu wenig Stichproben (einzelne Börsengeschäfte) betrachtet.

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