07.09.2015, 4863 Zeichen
Der nächste Stopp auf unserer Reise durch die österreichische Aktiengalaxis heißt SW Umwelttechnik AG (ISIN AT0000808209). Wie bei allen Unternehmen in dieser Rubrik gilt folgende Warnung: Es werden Unternehmen vorgestellt, die möglicherweise und irgendwann (!) attraktive Value Investments sein oder werden könnten. Ich persönlich habe mich mit den Unternehmen noch nicht in die Tiefe gehend beschäftigt. Die Rubrik soll nur Anregungen und Gedankenanstöße in einigen Sätzen für die Leser des Bargain Magazines sein. Diese Warnung gilt doppelt für Unternehmen aus österreichischen Nebensegmenten, weil diese hochgradig illiquide sind.
Die SW Umwelttechnik AG ist ein Familienunternehmen und geht in ihren Wurzeln auf das Jahr 1910 zurück. Der Börsegang erfolgte im Jahr 1997, also noch zu „Schillings Zeiten“. Die Geschäftstätigkeit der Gesellschaft fokussiert sich auf die Herstellung und den Verkauf von Betonfertigteilen über die eigenen Produktionsstandorte in Österreich, Ungarn und Rumänien. In das Produktportfolio gehören unter anderem (ich liste hier vorerst nicht alle Segmente auf) Teile für Kläranlagen, Fischaufstiegshilfen, Betonbehälter, Pumpschächte, Regenwasserabläufe und so weiter. Der operative Geschäftsbetrieb verteilt sich auf die beiden Segmente „Wasserschutz“ und „Infrastruktur“. Sehr viele Bauprojekte, die man beliefert, betreffen solche, die von der öffentlichen Hand für den Infrastrukturausbau finanziert bzw. bezuschusst werden.
Die Aktionärsstruktur ist per Ende 2014 so ausgestaltet, dass die Wolschner Privatstiftung (das „W“ in „SW“) ungefähr 44% des Aktienkapitals, drei Investmentgesellschaften halten jeweils über 5% des Kapitals, der Rest ist im Streubesitz. Mit einer Marktkapitalisierung von derzeit nicht einmal 4 MEUR ist die Gesellschaft ein Microcap im wahrsten Sinne des Wortes. Bei der relativ hohen Streubesitzquote ist der unglaublich geringe Handelsumsatz außerdem verwunderlich. Wie es der bei der SW engagierte bekannte österreichische Mittelstandsinvestor DI Gregor Rosinger auf den Punkt gebracht hat, scheinen viele bereits resigniert zu haben.
Schauen wir uns wie gehabt noch ein paar Zahlen an: Die Eigenkapitalquote der Gesellschaft beträgt auf Basis des Halbjahresberichtes 2015 2,8% (der Beistrich ist gewollt). Das Gearing liegt derzeit im vierstelligen Prozentbereich. Das Umlaufvermögen deckt die Gesamtverbindlichkeiten zu knapp 29%. Für jemanden, der Bilanzkennzahlen ernst nimmt, entsteht da schon der Eindruck von „Walking Dead“. Eine umfassende Analyse dieses Unternehmens wird also eine sehr tiefgreifende Einschätzung der Schuldentragfähigkeit der Gesellschaft beinhalten müssen. In den letzten Jahren hat man des Öfteren Verluste produziert, das Eigenkapital ist durch negative Entwicklungen des Wechselkurses von Forint zu Euro noch weiter zusammengeschmolzen. Unbedingt zu erwähnen ist die im Februar 2015 offenbar erreichte Neuordnung der Bankverbindlichkeiten, wo es vor allem um die Streckung von Tilgungsprofilen sowie um die jährliche Verlängerung des kurzfristigen Kreditobligos gegangen ist. Genaueres konnte ich aber bis dato nicht finden. Zumindest hat sich das Verhältnis von kurzfristigen zu langfristigen Verbindlichkeiten von Ende 2014 auf Mitte 2015 deutlich verbessert (von 61 zu 14 MEUR auf 33,5 zu 45,5 MEUR). Der Anlagendeckungsgrad II ist aber noch immer unter 100%, was bedeutet, dass ein Teil des langfristig im Unternehmen gebundenen Vermögens grundsätzlich durch kurzfristig fälliges Kapital finanziert wird, was man tunlichst vermeiden sollte. Etwas entschärft wird diese Tatsache aber durch die im Anlagevermögen noch gehaltenen Immobilien, die als Finanzinvestition ausgewiesen sind, sowie die Wertpapiere.
Ein kurzer Blick in das Cashflowstatement im Jahresfinanzbericht 2014 offenbart aber, was den einen oder anderen Investor möglicherweise an diesem Unternehmen reizen könnte: trotz der berichteten Verluste ist man deutlich Cashflow-Positiv, der Unterschied zur GuV ist wahrscheinlich dem umfassenden Investitionsprogramm in den letzten Jahren und den damit verbundenen erhöhten Abschreibungen zu verdanken, denen möglicherweise geringere Erhaltungsinvestitionen gegenüber stehen. Dementsprechend wird die Gesellschaft anscheinend um ein sehr geringes Vielfaches seines jährlichen freien Cashflows gehandelt, zumindest wenn man die Jahre 2013 und 2014 zur Betrachtung heranzieht. Ich bin schon gespannt was die nähere Befassung mit dem Unternehmen zu Tage fördert.
Weitere interessante Themen bei Bargain:
Die Einstiegsbeurteilung der Do&Co AG aus dem Jahr 2014
Verwendete Quellen:
http://de.sw-umwelttechnik.com/sw-gruppe/das-unternehmen/profil/ (Allgemeines zum Unternehmen)
http://de.sw-umwelttechnik.com/sw-gruppe/investor-relations/fakten-zahlen/ (Download-Center für Geschäftsberichte)
(Rosinger)
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DO&CO
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Bildnachweis
1.
Bernd Wolschner, SW Umwelttechnik
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