08.02.2015, 3035 Zeichen
Wer jetzt investieren will, sollte europäische Aktien kaufen. Die Papiere aus Europa, insbesondere aus dem Euroraum bieten die besten Chancen auf ein Kursplus. Denn zahlreiche Gründe sprechen für die Europäer.
Es begann damit, dass die Europäische Zentralbank (EZB) die Notenpresse anwarf, werden unsere Kinder oder Enkelkinder einmal erzählen. Die Wiege Europas, Griechenland, wurde damals erneut gerettet – nur der Ton wurde rauer.
„Das eigentlich beunruhigende ist dabei der moralisierende Ton der Debatte. Beide Seiten werfen einander Raub und Erpressung vor. Das zeigt, wie wenig der Euro die innere Einheit gebracht hat, die er eigentlich erzeugen sollte. Als politisches und wirtschaftliches Projekt ist er damit wahrscheinlich gescheitert“, sagt Georg Graf von Wallwitz, Geschäftsführer des Vermögensverwalters Eyb & Wallwitz. Soweit würde ich jetzt nicht gehen, aber wir werden später zurückblicken und sagen: Hätten wir damals nur (möglichst viele) Aktien aus Europa gekauft. Wenn wir dies nun doch tun, werden es uns unsere Kinder oder Enkelkinder vielleicht einmal danken...
Denn, da sind sich alle Banker, Fondsmanager, Experten, ja sogar Anlagegurus und Börsenlegenden einig: Das Investment der Stunde heißt europäische Aktien! Selbst Starinvestor Warren Buffett, bekannt als Orakel von Omaha, der sonst – mit ganz wenigen Ausnahmen – eigentlich nur US-Aktien kauft, strebt nach Europa. Nicht ohne Grund. Die EZB gibt mit dem Anleihenkauf in Höhe von 60 Milliarden Euro pro Monat ab März die nötige Liquiditätsschwemme. Kredite gibt es fast geschenkt. Der niedrige Ölpreis und der starke Dollar begünstigen hiesige Unternehmen zudem.
So ist der Euro zum Dollar auf ein Elf-Jahres-Tief gefallen, was die exportorientierte Wirtschaft der Eurozone unterstützt. Der Anteil der Ausfuhren am Bruttoinlandsprodukt der Region in Länder außerhalb der Eurozone liege bei rund 20 Prozent, sagt Carsten Roemheld, Kapitalmarktstratege bei Fidelity.
Der niedrige Ölpreis macht sich nicht nur an der Tankstelle bemerkbar, für Unternehmen bedeutet er auch niedrigere Kosten. Die Erfahrungen aus den Ölpreisschocks von 1986 und 1990 hätten gezeigt, dass ein Ölpreisverfall um zehn Prozent die Gewinne europäischer Unternehmen um zwei Prozent erhöht, heißt es bei Fidelity.
Nicht zuletzt sind europäische Aktien noch günstiger bewertet als etwa US-Aktien. Das Kurs-Gewinn-Verhältnis am US-Aktienmarkt liegt Fidelity zufolge bei über 19 und weltweit durchschnittlich bei mehr als 18. Dagegen beträgt es in Europa nur 16,8. Hinzu kommt die hohe Dividendenrendite europäischer Aktien: Sie liegt bei durchschnittlich 3,3 Prozent (weltweit 2,4 Prozent, USA 2,0 Prozent). Ist doch klar: Europäischen Aktiengesellschaften geht es viel besser als ihren Heimatstaaten. Und in den Portfolios globaler Vermögensverwalter sind sie mit aktuell neun Prozent noch unterrepräsentiert. Auch wenn also jeder Anleger das Gleiche im Sinn hat, sind die Gründe, die für europäische Aktien sprechen, wahre Totschlagargumente.
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