24.02.2014, 7306 Zeichen
Nein, hier geht es nicht um einen weiteren „Börse Social Network Day“, wie wir ihn nun schon 3x veranstaltet haben, um zur Mitarbeit an unserer Plattform www.boerse-social.com anzuregen - das lässige Jänner-Setup auf der Rax, über das hier berichtet wird, hatte grösseren Zusammenhang und dauerte nicht 90 Minuten wie unsere BSN-Days, sondern erstreckte sich über zwei Tage: Es handelte sich um ein Kreativmeeting für Lukoil, zu dem ein bunter Teilnehmerkreis von Tripenta eingeladen worden war.
Lukoil und das Kreativmeeting auf der Rax
Die spontane Frage, die sich mir stellte: Wie kommt eine österreichische Agentur zu so einem Kunden? Die ausführlichen Antworten darauf waren mir eine Fachheft-Story wert. Sie zeigen, dass mit Mut und Einsatz auch von Österreich aus sehr viel geht. Zudem habe ich Lukoil gleich ins Börse Social Network aufgenommen, es gibt nun eine eigene Lukoil-Sicht unter www.boerse-social.com/launch/aktie/lukoil.
Welche Themen könnten für Lukoil-Investoren interessant sein? Damit hat sich auf der Rax folgendes Team auseinandergesetzt: Susanne Trhal (Team Sisu), Paul Blazek (cyLedge Media), Sirius Alexander Pansi (Falstaff), Thomas Erkinger (Eoss Industries Holding), Andreas Neuherz (neo-lernhilfen.at), Martin Wohlmuth (Synercon Finanz- & Unternehmensberatung), Rinaldo Wurglitsch (IQ Soft), dazu die Organisatoren Lisi Mayer-Liebel (DT Trend), Mario Kraussler (Tripenta), Daniela Grüneis (DT Trend), weiters ich, Christian Drastil. Um den nachfolgenden Input, beginnend mit Beantwortung der o.a. Einstiegsfrage, bat ich Klaus Peinhaupt von Tripenta.
Russland will in den Bewusstseinsfokus
Klaus Peinhaupt: „Ja, wir - www.tripenta.at und www.dt-trend.at - arbeiten gerade an einem großen Online-Auftrag für den grössten privaten Mineralölkonzern Russlands, Lukoil. Die erste Frage, die uns so gut wie immer - also nicht nur von Dir - gestellt wird, sobald jemand davon erfährt, lautet: „Wie kommt eine österreichische Agentur zu so einem Kunden?“. Die Antwort ist kurz: Indem man auf internationaler Ebene einen Pitch gegen sieben andere Agenturen gewinnt. Aber selbstverständlich sind auch die Details dazu interessant. Die Einladung zum Pitch war recht überraschend gekommen. Es stellte sich schnell heraus, dass unsere Erfahrung am russischen Markt (Referenzen wie z.B. Aeroflot Russian Airlines, AirBridgeCargo Airlines, Flughafen Sheremetyevo-Terminal D, Moscow „Metro“ – U Bahn) zusammen mit unseren Sprach- und Marktkenntnissen, sowohl hier als auch vor Ort in Russland, für die Einladung ausschlaggebend waren. Diese Kenntnisse in der Verbindung mit westlichen Sicht- und Vorgehensweisen sind mittlerweile in Russland gefragt, was darauf schließen lässt, dass russische Unternehmen in Zukunft zunehmend in den westlichen Bewusstseinsfokus rücken wollen und werden.
Die Bedingungen für den Pitch waren hart: Viel Vorleistung, was Konzept und Entwurfsausarbeitung anbelangt, und dann die Präsentation in Moskau. Normalerweise lehnen wir Pitches ab, da wir im Gegensatz zu großen Agenturen kein B-Team haben und die kostbaren Ressourcen des A-Teams im Vergleich zum möglichen Erfolgs- oder Ablehnungshonorar meist in keinem Verhältnis stehen. Also, mitmachen oder ablehnen? Die einmalige Chance, Lukoil als Kunden gewinnen zu können, hat uns zugleich fasziniert und begeistert. Die Entscheidung nach einer einzigen Teambesprechung war deshalb einstimmig: Diese Chance bekommen wir nur einmal. Dieses eine Mal machen wir mit.Vier Wochen danach hatten wir bereits unsere ersten Konzepte, Entwürfe und Arbeitsgrundlagen ausgearbeitet. Lukoil – wenn uns das tatsächlich gelingen würde, wäre es eine kleine Sensation. Das war vor ziemlich genau einem Jahr, im Jänner 2013.Der einzige Zweifel, den wir zwischenzeitlich kurz hatten, war, ob wir am Ende ohne Nahverhältnis zur Geschäftsführung imstande wären, den Pitch ausschließlich aufgrund unserer guten Leistung zu gewinnen. Als Daniela Grüneis in Moskau nach der ersten Besprechunganschließend einen Tee für einen Lukoil-Mitarbeiter bezahlen wollte und dies mit dem Hinweis auf die strengen internen Unternehmensregeln abgelehnt wurde, wussten wir, dass Lukoil extrem korrekt agiert und wir eine ehrliche Chance haben. Dieses Erlebnis hat uns zutiefst beeindruckt, denn es führte uns klar vor Augen, dass viele mediale Vorurteile über Russland überzogen sind. Und mal ehrlich: Bei welchen „österreichischen Großkonzernen“ werden Ausschreibungen ohne politische Interventionen, sonstige Einflussnahmen oder Vitamin B auch hinter den Kulissen korrekt entschieden?
Danach kamen viele Adaptionen, Verbesserungen und weitere Ausarbeitungen. Das Wichtigste in dieser Phase war die Beständigkeit, auch über Monate hindurch sein Bestes zu geben und keinen Augenblick in der Qualität nachzulassen. Es hat sich gelohnt. Am Ende haben wir den Pitch gewonnen. Faktoren wie Vertrauen, Entgegenkommen, Kreativität, Neuromarketing, strategische Ausrichtung und Proben unserer Umsetzungskompetenz haben überzeugt.Bis zum unterschriebenen Vertrag hat es recht lange gedauert. Aber damit muss man bei großen Konzernen von Anfang an rechnen. Wenn dann aber einmal das „Go“ kommt, streicht der Pfeil von einem Moment auf den anderen blitzschnell vom Bogen in die Realisierungsphase, und das Projekt gewinnt von da an enorm an Fahrt
Am Beginn der Detailausarbeitung zu den einzelnen Bereichen wussten wir sofort, dass es neben uns Alltagskreativen auch Fachkreative gibt, welche bei einem Projekt dieser Größenordnung unersetzbar sind. Vor allem, wenn es um das Fachwissen und die Branchenerfahrung von Investoren und Journalisten geht. Für welche Informationen interessieren sich diese überhaupt? In welcher Form sollen diese am besten aufbereitet werden? Welche Randinformationen werden von Investoren herangezogen, um die vorhandenen Informationen zu stützen oder zu widerlegen? Nutzen Investoren für Querchecks auch unorthodoxe Quellen? Und wenn ja, inwieweit können wir auch auf die Beurteilung des Inhalts jener Quellen Einfluss nehmen?
Um auf all diese Fragen kompetente Antworten zu bekommen, mussten wir zuerst ein paar Spezialisten aus der Welt der Börse und Investoren kontaktieren, so viel stand fest. Zum Glück zählt auch die Eoss Industries zu unserem Kundenstock. Also beschlossen wir, den Geschäftsführer der Eoss, Thomas Erkinger, für ein Kreativmeeting zu gewinnen. Über ihn kam auch der Kontakt zu Christian Drastil zustande, die beiden sind miteinander aus ihrer gemeinsamen Zeit beim WirtschaftsBlatt bekannt. Dass wir alleine schon von diesen beiden Teilnehmern viele wertvolle fachspezifische Inputs und Ideen bekommen würden, war uns sofort klar. Das Lukoil-Kreativmeeting am 10. Jänner führten wir im Knappenhof auf der Rax mit insgesamt zehn Experten aus verschiedenen Bereichen (Börse, Journalismus, IT und Social Media Marketing) durch. Die Beiträge aller Anwesenden stellten für alle Beteiligten am Ende eine große Bereicherung dar. Alle, die mit dabei waren, konnten aus diesem Meeting Wertvolles mit nach Hause nehmen können. Jetzt geht es darum, die gewonnenen Erkenntnisse und Ideen kreativ in das Lukoil-Projekt einfließen zu lassen. Und wenn uns das gelingt, werden die Früchte dieser Arbeit den Investoren und Journalisten sicherlich besonders zugute kommen.“
Das Fachheft 17 im Fast Forward Modus
Wiener Börse Party #779: ATX schwächer, CA Immo hat was vor, Wiener Börse sucht Börsenunwort, ich hab einen Favoriten
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Lukoil-Kreativmeeting
, (© Tripenta / Peinhaupt) >> Öffnen auf photaq.com
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