01.04.2013, 22076 Zeichen
Die Inhalte des Fachheft 7 (März 2013) als Artikelserie am Ostermontag. Das gesamte Fachheft gibt es unter http://www.christian-drastil.com/fachheft/ zum Download. Die Diashow zum ATX-Poster sieht man unter http://www.finanzmarktfoto.at/page/index/328 .
Teil 5: Roundtable zu Specialist, OTC, ATX Neu, Finanztransaktionssteuer u.v.m. - Wilhelm Celeda (Vorstand RCB) und Stefan Dörfler (Head of Group Capital Markets Erste Group) im Gespräch mit Christian Drastil
Die Specialist Ausschreibung für 2013/2014 ist gelaufen. Im ATX hat die Erste Group nun 14 Specialist Mandate, die RCB fünf und Close Brothers eines. Frage an Stefan Dörfler: Im Vorjahr waren es 15, heuer 14. Sie haben wieder sehr kompetitiv abgegen. Mit dem Ergebnis zufrieden?
Stefan Dörfler, Erste Group: Im Prinzip sieht man, wer den Wiener Markt mit Market Making nachhaltig unterstützt, RCB und Erste wie wir hier sitzen. Im ATX gab es von drei Häusern durchgängig Gebote; Eben Erste Group, RCB und Virtu. Virtu hat im Bereich des ATX keinen Specialist gewonnen, sie müssen sich vielleicht auch an die „Ranges“ gewöhnen. Zurück zur Frage: Wir sind zuletzt mit der grösseren Anzahl an Specialist-Mandaten gut gefahren und haben daher auch keinen Anlass gesehen, etwas zu ändern. Wir sind daher wieder ähnlich aggressiv vorgegangen wie vor 12 Monaten. Das Ergebnis ist nicht dramatisch anders als im Vorjahr.
Wilhelm Celeda, RCB: Wir haben keine besonderen Schwergewichte auf einzelne Werte gesetzt, wir haben das gleiche Ergebnis wie im Vorjahr. Für uns steht die Anzahl der Mandate nicht so im Vordergrund, wir haben das pro Mandat sehr wohl auf das Risiko abgestimmt. Erste und wir gemeinsam repräsentieren mehr als 4/5 des Umsatzes im Market Making, wobei wir ca. 50 Prozent vom Umsatz haben, die Erste 30. Ob man Specialist-Mandate hat, ist aus Marketingsicht schon interessant, aber für das Market Making weniger. Ich würde mich auch freuen, wenn sich die Specialist-Mandate breiter aufteilen würden, also nicht nur zwei Institute aktiv sind. Wir freuen uns auch sehr über Timber Hill, die zehn Prozent Umsatzanteil in der Vorjahresstatistik haben, aber nicht mitbieten. Wichtig ist, dass die Liquidität erhöht wird. Konkurrenzdenken stelle ich hintan, da man sich über jeden weiteren Liquiditätsbereitsteller freut.
Dörfler: Ich kann dem nur zustimmen. Auch wir sind froh, wenn sich neue Marktteilnehmer wie Virtu engagieren.
Also: Man hat gemeinsam 80 Prozent Marktanteil, würde sich aber wünschen, dass sich das etwas breiter verteilt ...
Celeda: Nicht zu Lasten des Umsatzes. Also gerne geringere Marktanteile, dafür mehr Umsatz. Das gilt für jedes Marktsegment. Wir haben uns wohler gefühlt 2006, als wir deutlich geringe Marktanteile als jetzt hatten. Leider machen wir mit den jetzt höheren Marktanteilen nicht mehr Geschäft als damals.
Dörfler: Das ist das Prime-Thema.
Kleiner Sidestep zu den Erfüllungsquoten. Da sieht man bei fast allen Titeln sehr hohe Werte, rein bei Kapsch gibt es einen Ausreisser nach unten, quer über alle Institute. Warum ist das so?
Celeda: Kapsch hat einiges an Bewegung hinter sich, erst sehr stark nach oben, dann deutlich negative Entwicklungen, die Aktie ist nicht sehr liquide, d.h. stärkere Bewegungen lösen öfters eine Volatilitätsunterbrechung aus. Es gibt sonst keinen Grund, die Kapsch geringer zu beachten als andere Aktien.
Dörfler: Kapsch ist auch kein ATX-Wert. Liquiditätslöcher schauen wir uns ingesamt sehr genau an. Es war einiges an Bewegung und auch einiges an Newsflow da bei Kapsch TrafficCom.
Im Verlauf 2012 wurden die Handelsumsätze immer schwächer, haben sich erst im Herbst auf tiefem Niveau stabilisiert, Erste-Vorstand Franz Hochstrasser hatte sogar einen Rückzug aus dem Market Making in den Raum gestellt – jetzt hier all seine Argumente anzuführen, würde den Rahmen sprengen -, daher: Kann ich, mit dem Ergebnis der neuen Specialist-Ausschreibung in der Hand, davon ausgehen, dass die beiden Grossinstitute ihr Commitment für den Wiener Markt für zumindest 12 Monate verlängert haben?
Dörfler: Vielleicht sollte man sich eines ganz klar vor Augen führen. Insbesonders dann, wenn das generelle Volumen rückläufig ist oder unter Druck ist, ist die Bedeutung der Market Maker steigend, also die Liquiditätsbereitstellung ohne direkten Eigennutzen. Das sieht man auch in harten Zahlen. Der Anteil der Market Maker Aktivitäten ist stark im Updrift. Wir haben in den ersten Wochen 2013 eher einen Trend zwischen 12 bis 15 Prozent Anteil des Market Making am Gesamtumsatz gegenüber deutlich einstelligen Zahlen aus 2011, Anfang 2012 und ganz zu schweigen von früheren Jahren. Es ist also schon so, dass sich die Börse um die Market Maker generell zu bemühen hat, gerade in Phasen, in denen der Markt nicht gerade boomt. Also unser Anspruch ist unverändert. Zur Aussage, dass wir das Committment verlängert haben. Natürlich, dem ist nichts hinzufügen. Aber gerade deshalb gibt es explizite Aussagen wie die angesprochene von unserem Vorstand. Wir wollen Wertschätzung von der Börse für den Market Maker-Beitrag.
Celeda: Ich glaube auch, dass die Börse mit uns im selben Boot sitzt. Wir decken ja das Österreich-Aktienprodukt vollinhaltlich ab, also nicht nur Market Making, sondern auch Research- und alle Marketing-Aktivitäten im Salesbereich in Verbindung mit dem Research. Man muss sich das natürlich wirtschaftlich regelmässig überlegen, inwieweit das gerechtfertigt ist. Die Börse hat genau die gleichen Interessen. Unser Ansinnen ist, dass das vollumfängliche Service noch ein wenig mehr unterstützt wird. Es gibt neben dem, dass man sich committed und verpflichtet fühlt, auch eine wirtschaftliche Betrachtung. Und so eine wirtschaftliche Betrachtung wird nicht besser mit minus 70 Prozent Umsatz in den letzten sechs Jahren und minus 40 Prozent im vergangenen Jahr. Und auch heuer gab es im Vergleich zu den ersten beiden Monaten 2012 wieder minus 20 Prozent.
Im Vorjahr hatten wir einen extrem starken Mai, dank MSCI. Es gibt viele, die sagen, dass ein Liquiditätspush nur über den Primärmarkt kommen könne. Seht Ihr das genauso?
Celeda: Man muss einfach stärker in die politische Willensbildung eingreifen. Jahrelang ist doch ein eher rauer Wind von Politik und Medien entgegengekommen. Und so etwas geht zu Lasten des Kapitalmarktes, ich glaube nicht, dass im Augenblick ein Umfeld vorhanden ist, das es fördern würde, dass Börsengänge stattfinden. Das wird man sich als Unternehmen überlegen, wenn die Aktie grundsätzlich als böses Instrument gesehen wird.
Die RCB war im Februar die Umsatz-Nr.1 unter den Wiener Handelsteilnehmern, die Deutsche Bank war jahrelang vorne, jetzt ist es kompetitiv. Was ist die Nr.1-Position wert?
Celeda: Ich möchte das ähnlich wie die vorherige Frage beantworten. Natürlich ist die Nr. 1 schön, aber die absoluten Zahlen sind wichtig. Man muss auch aufpassen, ob die Zahlen vergleichbar sind. Man müsste wahrscheinlich bereinigen, was research-based-Umsätze sind, und was nicht. Vieles ist anlassbezogen, Morgan Stanley ist immer rund um die Indexumstellungen ganz vorne. Mir ist lieber Nr. 5 und doppelter Umsatz.
Dörfler: Eine 50-prozentige Volumenssteigerung kann durch nichts ersetzt werden. Zu den Statistiken: Es ist kein Zufall, dass die Wiener Börse seit Jahren über verschiedene Konten – Market Maker-Konto, Kundenkonto, Principal-Konto – differenziert. Wir haben zB auf der Kundenseite unser Geschäft über die A-Kunden, dann gibt es bei uns noch die Unterscheidung zwischen Institutionellem Geschäft und brokerjet-Geschäft. Man muss Verpflichtungen erfüllen, aber auch Ertrag erwirtschaften. Für uns ist es wichtig, insgesamt ausgewogen präsent zu sein. Indexumstellungen sorgen immer kurzfristig für Verschiebungen in den Anteilen, da geht es nicht nur um Morgan Stanley, sondern beispielsweise auch um die UBS. Gerade jetzt ist für uns nur eines entscheidend: Können wir nachhaltig mit diesem Geschäft, mit dieser Asset Klasse, Geld verdienen? Wenn ich mit 14 Prozent Marktanteil die Nr. 1 bin, aber negativ im Ertrag, dann hab ich da gar nichts davon. Dann schon lieber mit 5 Prozent in einem grossen und aktiven Markt, der auch gefördert wird und in dem man Geld verdienen kann. Das ist natürlich gegenüber unserem Vorstand und unseren Aktionären das wichtigste. Das ist aufgrund der Rahmenbedingungen mehr als problematisch. The Costs of doing Business haben sich dramatisch erhöht; einfach auch, um alle regulatorischen Anforderungen zu erfüllen. Gleichzeitig wird sowohl das Geschäft an sich nicht besser bezahlt, auch die Entwicklung des Marktes verschafft keinen Rückenwind.
Momentan haben beide Institute zwischen 200 und 300 Mio. monatlich an Umsätzen in Aktien Wien. Reicht das, um Break Even zu sein?
Dörfler: Klare Antwort: Wenn wir in diesem Geschäftsbereich nicht über einen längeren Zyklus Geld verdienen könnten, würden wir es auch nicht machen. Aber es ist kein Geheimnis, dass das zuletzt nicht mehr so wirklich lukrativ war.
Celeda: Die Einzelbetrachtung der Umsätze und der einzelnen Länder ist schwierig. Es gibt Länder, in denen es sich nicht lohnt, wie zB Rumänien, Ukraine, Kroatien.
Österreich?
Celeda: Österreich selbst rechnet sich, was das Gesamtpaket betrifft. Noch. Österreich ist für uns von den Umsätzen her weit hinter Russland, eine Spur hinter Polen, einer der grossen Märkte für uns. Wir analysieren das ganz genau: Die Umsätze, aber natürlich auch die Kosten, die mit Roadshows und anderen Veranstaltungen, aber auch Market Making verbunden sind.
Kepler veröffentlicht monatlich Auswertungen, wonach immer mehr Volumen auf den Schlusskurs entfällt, in Prozent. Eure Meinung dazu?
Celeda: Die Schlusskursaktivität drückt aus, dass wir eine Verschiebung in den Kundenumsätzen haben. Es geht in Richtung Benchmark-Portfolios, ETFs. Das sind Anpassungen in einzelnen Portfolios.
Ist das auch ein US-Investorenthema?
Dörfler: Weniger. Die Time Zone Thematik spielt eine kleine Rolle, es ist aber zu sehen, dass zB zur US-Eröffnung ein bisschen Bewegung kommt, das ist aber weniger auf die US-Investoren zurückzuführen, sondern darauf, dass da generell ein bisschen Schwung in die Märkte kommt. Die Schlusskursthematik hat da viel mehr mit dem Wandel der Investoren zu tun.
Mit März-Verfall gibt es einen neuen ATX. Das Ausscheiden der Strabag war für mich letztendlich doch eine Überraschung, weil erst durch die jüngsten Beobachtungslisten visibel ...
Celeda: Es war eine rein mathematische Vorgangsweise. Aufgrund des grossen Rückkaufsprogramms der Strabag wurde der Free Float reduziert. Die Free Float Aktivität hat sich ebenso verkleinert. Bei Zumtobel gab es auch mehr Volatilität.
Dörfler: Je sauberer und objektiver das geregelt ist, desto besser. Alternativen, die auf Lobbyismus gebildet waren, sind lange her. Ich glaube, dass Zumtobel ein interessanter Wert ist. Mit dem ATX-Eintritt kann die Attraktivität steigen, wir sind Specialist, das waren wir auch bei der Strabag, daher sind wir komplett neutral. Natürlich würden wir uns bei allen Unternehmen über einen entsprechend höheren Free Float Faktor freuen.
Und die Strabag hat mir versichert, wieder in den ATX zu wollen, was ja bei Haselsteiner nicht so selbstverständlich sein muss.
Dörfler: So etwas freut immer. Vom Unternehmen ist die Strabag spannend. Generell glaube ich, dass Indexaufnahmen immer etwas bringen, man braucht nur die Effekte bei den Immos ansehen, wenn sie in europäische Indizes aufgenommen werden. Da geht es nicht nur um die Umstellung, sondern auch den Ehrgeiz, in einem guten Index gehandelt zu werden.
Nun zum ganz grossen Thema für die Zukunft, die drohende Finanztransaktionssteuer ...
Dörfler: Zur Finanztransaktionssteuer möchte ich ein paar grundsätzliche Bemerkungen voranstellen. Es gibt jetzt einen ersten grundsätzlichen High-level-politischen Beschluss. Dieser ist einmal so zur Kenntnis zur nehmen, mit diesem muss man arbeiten. Die Politik hat sich meiner persönlichen Ansicht nach mit den Nebenwirkungen einer solchen Einführung noch nicht ausreichend auseinandergesetzt. Damit indiziere ich auch, dass sie sie allgemein gesehen wahrscheinlich unterschätzt.
Celeda: Ich möchte da ganz kurz einhaken. Ich glaube nicht, dass sich die Politik nicht damit auseinandergesetzt hat, ich glaube, dass ein etwaiges Aufmerksammachen auf Probleme auch bewusst ignoriert wird.
Dörfler: Wahlkampf.
Celeda: Ich glaube sehr wohl, dass schon oft argumentiert wurde.
Dörfler: Ich bin da im Detail nicht so sicher. Es ist in dem grundsätzlichen Vorschlag zB das besicherte Liquiditätsgeschäft voll abgedeckt. Ich möchte darauf hinweisen, dass seit dem Ausbruch der Krise, zB die Zentralbanken – führenderweise die EZB - alles daran gesetzt haben, einen stabilen Liquiditätsmarkt zwischen den grossen Banken wieder herauszustellen, das ist auf Basis eines besicherten Landings passiert. Wie wir alle wissen: Spätestens seit Lehman ist das unbesicherte Geschäft Geschichte. Und hier einen Schritt zu machen, zumindest im jetzt vorliegenden Draft, dieses Geschäft zu belasten, halte ich schon für etwas gewagt und da bin ich gespannt, wie die weitere Diskussion hier läuft. Dass klar gesagt wird, dass man Steuern lukrieren will und einen Beitrag der Banken einfordert, das ist unter Anführungszeichen auch ehrlich.
Nur halt nicht so freundlich formuliert.
Celeda: Genau.
Dörfler: Ich glaube halt, das zuvor erwähnte ist noch nicht analysiert worden. Da werden Analysen von Banken kommen und ganz sicher auch wird das von der EZB durchgerechnet.
Celeda: Ich glaube, es wird ähnlich sein wie bei der KESt. Der erste Satz, die Einleitung, ist erneut, dass es heisst, es ist die Bestrafung der Banken dafür, dass sie die Krise ausgelöst haben. Ich glaube, dass die Hoffnungen bei der Finanztransaktionssteuer überzogen sind, was die Höhe der Einnahmen betrifft. Ganz einfache Gründe dafür: Gewisse Geschäfte werden nicht mehr stattfinden. Wenn wir künftig die Steuer zahlen müssen und Konkurrenten aus Ländern haben, die von der Steuer nicht betroffen sind – dann muss gesagt werden, dass vieles noch nicht klar ist und die genannten 10 Basispunkte ein gewaltiger Betrag wären. Quer über alle Märkte haben wir 15 bis 20 Basispunkte als Commission an institutionelle Endkunden. Wenn ich jetzt hier in Konkurrenz zu einer nicht von der Steuer betroffenen Bank stehe, kann ich das Geschäft nicht mehr durchführen. Wir gehen natürlich davon aus, dass Market Making von der Steuer nicht betroffen ist ...
Das wäre meine Folgefrage gewesen: Ist das so? Kann man davon ausgehen? Ich fürchte, man darf sich da nicht so sicher sein ...
Dörfler: Extrem viele Dinge sind völlig offen. Natürlich muss es aber vollkommen klar sein, dass die Liquiditätsbereitstellung an der Börse von der Steuer ausgenommen sein muss. Sonst führt sich diese Tätigkeit aufgrund der Höhe der Fee, die hier vorgeschlagen ist, völlig ad absurdum.
Celeda: Wenn eine OMV zu einer österreichischen Grossbank kommt wegen eines Swaps und die Steuer fällt an, bei JP Morgan hingegen nicht, dann wird man ausweichen können. Die Kleinen können das nicht so gut.
Dörfler: Die Benachteiligung dieser elf Finanztransaktionssteuer-Staaten geht weit über den Finanzsektor hinaus. Das muss man immer stärker hinausstreichen und anhand von vielen Beispielen präzise darstellen. Wenn es das Ziel ist, den Finanzsektor zu treffen, ist das ein Punkt. Aber es trifft genauso die Unternehmen, den viel zitierten Mittelstand. In Deutschland haben wir zB extrem aktive KMUs im Kapitalmarkt. Wenn man hier Kaskaden durchrechnet bis das beim Kunden ist – wer auch immer das dann trägt – wird das die Preise im Kapitalmarkt verändern. Realwirtschaftliche Kapitalmarktaktivitäten werden getroffen. Wir setzen uns damit intensiv aufeinander, um die Auswirkungen zu prüfen.
Celeda: Noch zur Höhe der Steuer: Die Regierung hat da gewisse Erwartungen, aber es wird wie bei der KESt sein, dass sich die Banken und Anleger gewisse Geschäftsaktivitäten überlegen müssen. Dann hat man weder die KöSt noch die FTS. Wenn der Entwurf durchgesetzt wird, führt das sicher zu einer Verschiebung.
Dörfler: Genau. Und das sowohl im regionalen Sinne, aber auch zu einer Verschiebung im Sinne „wie man das Geschäft macht“. Natürlich werden die Aktivitäten zurückgehen. Und selbst, wenn das gewollt ist, muss man sagen, dass bei weniger Aktivität und weniger Konkurrenz auch die Preise für die Kunden schlechter werden.
Nochmal nachgehakt: Ihr sagt, es muss klar sein, dass das Market Making ausgenommen ist. Aber ist das so klar?
Dörfler: Nein, das ist logisch, aber überhaupt nicht klar. Wir sind in diesem Punkt auch mit der Börse voll auf einer Linie, die da schon gute Anmerkungen gemacht hat.
Ihr seid ja in vielen Punkten mit der Börse auf einer Linie ...
Dörfler: Ich glaube, es macht keinen Sinn, hier zwischen den verschiedenen Asset Klassen und verschiedenen Interessen ein bisschen ein Fingerpointing oder Floriani-Prinzip anzuwenden, zB diesen Geschäftsbereich mehr zu punishen dafür uns weniger .. davon halte ich nichts. Für das Market Making heisst das auch nicht: Holt Euch das Geld woanders. Da geht es darum, dass man überlegen muss, ob man so etwas grundsätzlich will. Unter Massgabe des aktuellen Vorschlags ist das ökonomisch nicht mehr sinnvoll durchführbar. Daher ist es unser Anspruch, dass dieser Teil herausgenommen wird. Ob das dann so kommt, da gebe ich recht, ist völlig offen.
Celeda: Ich glaube nicht, dass bekannt ist, welches Bedrohungspotenzial das für den österreichischen Kapitalmarkt darstellt. Man will das Auslösen der Krise vergelten, wobei hier eine Transaktionssteuer überhaupt nichts daran geändert hätte. Das ist in ein paar grossen Transaktionen, im Rahmen derer 10 Basispunkte nichts ausgemacht hätten, vonstatten gegangen. Und nicht in einem Market Making, in einem aktiven Aktienhandel. Das hat überhaupt nichts damit zu tun. Man lebt in dieser Zeit, dass man trotzdem für alle Bereiche, die aus einer Bank kommen, kritisiert wird. Ein FTS-Vorschlag in dieser Ausprägung ist einfach falsch. Es gibt ja auch schon die Bankenabgabe zu tragen.
Vielleicht noch Steuer und OTC ganz kurz. Da gibt es ja immer wieder ein Vorpreschen der Börsen ...
Dörfler: Wie gesagt, man tut sich immer leichter, wenn man sagt: Holt Euch das Geld bei jemand anderem. Ich glaube, man sollte für seine Geschäftsbereiche profund argumentieren. OTC vs. Listed ist so eine Geschichte: Der Vorwurf der Intransparenz – und gerade wir, wie wie hier sitzen, sind nicht besonders verdächtig, ganz grosse Fans solcher Plattformen zu sein, weil es eher die Liga der ganz Grossen ist – hat vielleicht vor ein paar Jahren gegolten. In der Zwischenzeit ist es so: Unter der Annahme, dass die Vorschriften eingehalten werden, ist jeder Trade de facto real time zu melden. Das Argument der Börsen, die sagen „wir hätten gerne das Geschäft“ , ist schon zu verstehen. Aber zu sagen, dass die anderen intransparent sind, stimmt nicht mehr.
Celeda: Man muss auch unterscheiden zwischen Aktien und Fixed Income. Einen Bond-Börsehandel wird man auch über eine Steuerfreischaltung nicht installieren können. Das ist eher in Richtung Aktien gegangen. Und wenn es heisst, Börsetransaktionen werden nicht besteuert, bin ich auch froh, dann würden wir nicht 90 Prozent, sondern 100 Prozent der Transaktionen über die Börsen machen. Das ist aber ein eigenes und komplexes Thema. Die Statistiken, die herumgespielt werden, mit Börsen als grosse Verlierer vs. OTC vs. Dark Pools, die stimmen nicht. Man muss da auch die jeweilige Buchungs- und Controlling-Logik der Banken berücksichtigen. Das schaut nach mehr OTC aus, als es eigentlich ist.
Dörfler: Mit dem Eigentumsübertrag würde die Steuer anfallen, da kann bei manchen Buchungen, wie sie heute gemacht werden, die Steuer mehrfach anfallen.
Celeda: Die Konsequenz einer FTS wäre, dass die Gesamtumsätze drastisch fallen würden, der Anteil der Börsen aber ebenso drastisch steigen täte.
Dörfler: Sehe ich genauso so. So ist es.
Und auch hier nachgehakt: Dass der Börseanteil in Prozent deutlich steigen wird, da bin ich mir auch sicher. Und in absoluten Zahlen?
Dörfler: In absoluten Zahlen ginge auch der Börseumsatz deutlich nach unten.
Was ich im Bereich OTC, Dark Pools aus vielen Gesprächen mit Börsenotierten mitgenommen habe, ist, dass man sich einfach überhaupt nicht auskennt. Börsenotierte glauben, dass Umsätze irgendwie fehlen, und man bei Institutionellen irgendwie nicht mehr so gut wegkommt. Wie auch immer: Mehrfach ist in der vergangenen Stunde gesagt worden, dass 10 Basispunkte einfach zu viel sind. Was wäre nicht zu viel, das Market Making ausgenommen?
Celeda: Beispiel Polen, im Schnitt verdienen wir 15 Basispunkte am Endkunden, davon haben wir 5 Basispunkte Börsespesen und Abwicklungsspesen, bleiben 10 Basispunkte für die Abdeckung aller Kosten. Jetzt macht die Steuer genau diese 10 Basispunkte aus. Um wieder auf mein Modell zu kommen, muss ich von 15 auf 25 gehen. Das Institut daneben, zB eine amerikanische Bank, kann bei 15 Basispunkten bleiben.
Dörfler: Die Märkte haben in den vergangenen Jahren für die Kunden eine Liquidität und eine Preisgestaltung hergestellt, die es einem Privaten ermöglicht, de facto zu ähnlichen Konditionen zu handeln wie ein Institutioneller. Da ist kaum mehr ein Unterschied. Und dieses Pricing wird sich dramatisch verändern müssen, weil eben die scheinbar so niedrigen Prozentsätze im Verhältnis zu dem, was wirklich die Costs auf Doing Business sind, so unglaublich hoch sind. Es wird zu einer dramatischen Veränderung im Bepreisen des Geschäfts führen.
Celeda: Dazu kommt die gruppeninterne Besteuerung, auch das ist ein Riesenthema bei beiden Häusern. Da geht es nicht um Risiko, sondern um das Herausnehmen von Risiko.
Dörfler: Da geht es um die kleinen Raiffeisenkassen und Sparkassen, die ihr Liquiditätsmanagement auf professionelle Ebene ausgelagert haben, auch ein ganz wichtiger Punkt. Das Treffen von grossen Spekulanten wird hingegen nicht gelingen, die wird man in Singapur finden, Österreich wird ausgespart werden, der heimische Markt bleibt über.
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Gegründet 1819 als die „Erste österreichische Spar-Casse“, ging die Erste Group 1997 mit der Strategie, ihr Retailgeschäft in die Wachstumsmärkte Zentral- und Osteuropas (CEE) auszuweiten, an die Wiener Börse. Durch zahlreiche Übernahmen und organisches Wachstum hat sich die Erste Group zu einem der größten Finanzdienstleister im östlichen Teil der EU entwickelt.
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