07.11.2024, 5810 Zeichen
Wien (OTS) - Durch die Verbesserung der internationalen Konjunktur
und einen
stärkeren privaten inländischen Konsum erholt sich die
österreichische Wirtschaft langsam von der Rezession 2023/24. Für
2025/2029 schätzt das WIFO den durchschnittlichen jährlichen realen
BIP-Zuwachs auf 1¼% (à 2010/2019 +1,6% p. a.). Ãber den gesamten
Prognosezeitraum wird die österreichische Wirtschaft um jährlich 0,2
Prozentpunkte schwächer wachsen als jene des Euro-Raumes.
"Durch die COVID-19-Krise, die Energiepreiskrise und die
Rezession 2023/24 büÃte Ãsterreich deutlich an Wertschöpfung ein. Die
EinbuÃen 2020/2029 liegen je nach den Annahmen zum durchschnittlichen
Wachstum im kontrafaktischen Szenario ohne Krisen und ohne Rezession
zwischen 105 und 215 Mrd. ê", so Josef Baumgartner, einer der Autoren
der aktuellen mittelfristigen WIFO-Prognose.
Zwtl.: Internationale und monetäre Rahmenbedingen
In den für die österreichische Exportwirtschaft wichtigsten
Ländern bzw. Ländergruppen (Euro-Raum, MOEL 5, USA, China, Schweiz)
wird angenommen, dass sich das reale Wirtschaftswachstum (
exportgewichtet) von ¾% (2023) auf 2% (2026) erhöht und sich danach
wieder etwas abschwächt (2029 +1¾%).
Für die Geldpolitik im Euro-Raum erwartet das WIFO nach der
Zinssenkung im Juni, September und Oktober (jeweils -¼ Prozentpunkte)
noch weitere Zinssenkungsschritte. Mittelfristig wird ein Rückgang
des Dreimonatszinssatzes von 3,6% (2024) auf 2½% (2026) unterstellt.
Die Sekundärmarktrendite auf 10-jährige deutsche Bundesanleihen
dürfte von 2½% (2024) auf 2% (2025/2027) zurückgehen und bis zum Ende
des Prognosezeitraumes auf knapp 3% ansteigen.
Der Wechselkurs des Dollar gegenüber dem Euro bleibt auf Basis
der beschriebenen Wachstums- und Zinsentwicklung in den USA und im
Euro-Raum nahezu konstant (2025: 1,11 $, 2029: 1,08 $ je Euro).
Zwtl.: Gesamtwirtschaftliche Prognose für Ãsterreich
Ãsterreichs Wirtschaft erholt sich nur langsam von der Rezession
der Jahre 2023 (-1,0%) und 2024 (-0,6%). Im Vergleich zu anderen
europäischen Ländern sind die Energiepreise und die Lohnstückkosten
hierzulande höher. Dadurch wird insbesondere die energieintensive
Exportwirtschaft auch mittelfristig Wettbewerbsnachteile haben.
Weitere strukturelle Probleme bestehen bei der Integration von
Migrant:innen, in der Erwerbsbeteiligung sowie im Bildungssystem, die
ebenfalls das mittelfristige Wirtschaftswachstum bremsen.
Ãbersicht 1: Hauptergebnisse der mittelfristigen Prognose für
Ãsterreich - auf der WIFO-Website
Die österreichische Wirtschaft wird daher jährlich real um 0,2
Prozentpunkte schwächer wachsen als der Durchschnitt des Euro-Raumes.
Das Trendwachstum beträgt laut der Methode der Europäischen
Kommission ¾% p. a. (à 2010/2019 +1,1% p. a.). Für 2025/26 erwartet
das WIFO ein reales Wirtschaftswachstum von 1% bzw. 1½%, für den
gesamten Prognosezeitraum 2025/2029 von 1¼% p. a. (à 2010/2019 +1,6%
p. a., siehe Abbildung 1).
Abbildung 1: Vergleich der mittelfristigen WIFO-Prognosen zur
Entwicklung des realen Bruttoinlandsproduktes in Ãsterreich - auf der
WIFO-Website
Der private Konsum dürfte ab 2025 anziehen, im Prognosezeitraum
um durchschnittlich 1½% p. a. zulegen und so das Wirtschaftswachstum
stützen. Die Erholung der Weltwirtschaft wird auch den (Waren-)
Export etwas beleben: 2025/2029 wachsen die Exporte (i. w. S.) um 2½%
p. a. (real).
Aufgrund der internationalen Konjunkturerholung, des Rückgangs
der Zinssätze sowie des Körperschaftsteuersatzes und begünstigt durch
den (Ãko-)Investitionsfreibetrag und Nachholeffekte werden die
Ausrüstungsinvestitionen 2026 um 4% wachsen. Der Umstieg auf eine CO2
-ärmere Produktionsweise erfordert zwar verstärkte Investitionen in
die Energiewende, wegen der hohen Unsicherheit und des Anstiegs der
Lohnstückkosten dürfte jedoch insbesondere die Industrie
zurückhaltend investieren, da das schwierige Umfeld in Europa die
Wettbewerbsfähigkeit beeinträchtigt. In den Jahren 2027/2029 wird mit
einem Zuwachs von durchschnittlich 2¾% pro Jahr gerechnet.
Die Abschwächung der Baukonjunktur betrifft vor allem den
Wohnbau: wegen der hohen Inflation schrumpften die real verfügbaren
Haushaltseinkommen und der Realwert der Ersparnisse, während die
verschärften Kreditvergaberegeln und vor allem die gestiegenen
Kreditzinssätze die Finanzierung von Wohnraum über den gesamten
Prognosehorizont deutlich erschweren. Das WIFO erwartet 2025/2029
lediglich eine leichte Erholung der Bauinvestitionen um
durchschnittlich +1% pro Jahr.
Trotz des demografischen Wandels mit einer schrumpfenden
Erwerbsbevölkerung dürfte zum Ende des Prognosezeitraumes 2029 das
Arbeitsangebot noch um 0,1% zunehmen. Mittelfristig verstärkt sich
dadurch aber die Arbeitskräfteknappheit. Dies trübt einerseits die
mittelfristigen Wachstumsaussichten, dämpft jedoch andererseits
merklich die Arbeitslosigkeit: Die Arbeitslosenquote unterschritt
bereits 2022 das Vorkrisenniveau von 2019 und wird 2029 5,7%
betragen.
Der seit Ende 2021 beobachtete kräftige Preisauftrieb (2022 +8,6%
, 2023 +7,8%,) verlangsamt sich 2024 auf 3,1%. Bis Mitte 2025
erreicht die Inflation srate das 2%-Ziel der EZB und dürfte auch
mittelfristig dort verharren (à 2025/2029 +2% p. a.). Der Rückgang
der Inflation dämpft auch den Reallohnzuwachs pro Kopf 2025/2029 auf
durchschnittlich ½% p. a. (2024 +4½%, à 2010/2019 +0,1% p. a.).
Die Defizitquote liegt 2025 bei 4% des nominellen BIP und im
gesamten Prognosezeitraum bei durchschnittlich 3¾%. Folglich steigt
die Staatschuld von 80% (2024) bis 2029 auf 86½% des nominellen BIP.
Die Treibhausgasemissionen dürften zwar weiter sinken, aber noch
nicht stark genug, um den angestrebten Pfad der Klimaneutralität bis
2040 einzuhalten. Im Jahr 2029 dürften die Emissionen um 39% über dem
Zielpfad liegen.
Börsepeople im Podcast S16/15: Elvira Karahasanovic
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