22.04.2024,
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München (ots) - Sauberer Wasserstoff gilt weltweit als essenziell, um
die Dekarbonisierung voranzutreiben. Der Markt für die
Schlüsseltechnologie kommt allerdings kaum in Gang. Zu diesem
Ergebnis kommt die Studie "Navigating the Hydrogen Ecosystem - What's
preventing Progress and how to gain Momentum" von Strategy&, der
globalen Strategieberatung von PwC. Demnach klafft eine riesige Lücke
zwischen den weltweit angekündigten Plänen zur Herstellung von
Wasserstoff und den konkreten Projekten, die bereits realisiert
werden. So sind zwar Wasserstoffprojekte mit einer globalen Kapazität
von 840 Gigawatt (GW) geplant, tatsächlich durchfinanziert oder in
Bau befinden sich jedoch lediglich Projekte mit 15 GW, das entspricht
1,8%. Die Kapazität von Wasserstoffprojekten, die bereits in Betrieb
sind, fällt noch geringer aus und liegt bei ca. 1 GW. Auch
Deutschland hinkt seinen Plänen deutlich hinterher. Bis 2030 will die
Bundesrepublik 10 GW Kapazität aufbauen, aktuell sind aber erst
weniger als 100 MW in Betrieb. Um sein Ziel noch zu erreichen, müsste
Deutschland pro Jahr 1 bis 2 GW Elektrolysekapazität zubauen, in den
letzen beiden Jahren haben allerings nur ca. 250 MW Zubau die finale
Finanzierungsentscheidung bekommen.
* Sauberer Wasserstoff ist in vielen Sektoren für die Erreichung
der
globalen Klimaziele unverzichtbar
* Allein die EU will 2030 mindestens 20 Mio. Tonnen sauberen
Wasserstoff nutzen und 10 Mio. davon in der EU produzieren
* Dafür müssen bis 2030 Elektrolyseur-Kapazitäten von etwa 120 GW
aufgebaut werden, bislang sind aber lediglich Projekte mit
insgesamt 3 GW Leistung finanziert oder im Bau
* Deutschland will bis 2030 etwa 10 GW Elektrolysekapazität
erreichen, hat bisher aber erst Projekte mit insgesamt 550 MW
finanziert und weniger als 100 MW in Betrieb
* Damit ein globaler Wasserstoffmarkt entstehen kann, braucht es
gezieltere Anreize von Regierungen, außerdem müssen Produzenten
und Abnehmer enger kooperieren
Europa muss 20-mal so schnell ausbauen wie bisher
Insgesamt befinden sich mehr als die Hälfte aller weltweit
angekündigten Projekte für sauberen Wasserstoff in Europa. Ende 2023
ergaben sie zusammengenommen eine potenzielle Leistung von 200 GW.
Von der Realisierung dieser Leistung ist die EU allerdings weit
entfernt. So sind aktuell lediglich Elektrolyseanlagen mit 0,2 GW in
Betrieb, zusätzlich befinden sich Anlagen mit 3 GW Leistung in Bau
oder sind finanziert. In den Jahren 2022 und 2023 erhielten jeweils
Projekte mit insgesamt 1 GW Leistung eine finale Finanzierung oder
gingen in Bau. Mit Blick auf die eigenen Ziele müsste die EU jedoch
bis 2030 Elektrolyseur-Anlagen mit insgesamt 120 GW Leistung
aufbauen, was einem Plus von 20 GW pro Jahr und somit einem 20-mal so
schnellen Ausbautempo wie bislang entspricht. Da für die Herstellung
sauberen Wasserstoffs große Mengen erneuerbare Energie benötigt
werden, müssen zudem auch hier erhebliche Kapazitäten entstehen. Für
die anvisierten 120 GW Leistung würden zum Beispiel 24.000 neue
Windräder benötigt.
"Der kapitalintensive Wasserstoffmarkt steckt weiterhin in den
Kinderschuhen und hatte zuletzt auch noch mit hohen Zinsen und
Inflation bei den Materialpreisen zu kämpfen. Wir beobachten dabei
mehrere grundsätzliche Herausforderungen, die in Summe so schnell wie
möglich angegangen werden müssen,", sagt Dirk Niemeier, Director bei
Strategy& Deutschland und Co-Autor der Studie. "Die größte Barriere
ist das Fehlen großvolumiger Abnahmeverträge, was die Finanzierung
und damit Fertigstellung der Produktionsprojekte verhindert.
Voraussetzung für solche Abnahmeverträge ist wiederum eine Förderung,
die ähnlich wie bei erneuerbarem Strom die anfänglichen Mehrkosten
gegenüber fossilen Alternativen ausgleicht. Ein ähnliches
Henne-Ei-Problem beobachten wir bei der Infrastruktur, die für
Lagerung und Transport unerlässlich ist, aber erst gebaut wird, wenn
genügend Wasserstoff produziert wird. Hinzu kommt die Knappheit
Erneuerbarer Energien, die für sauberen Wasserstoff so dringend
benötigt werden."
Bei der Umsetzung hat China die Nase vorn
Im globalen Vergleich zeigt sich, dass diese Herausforderungen zwar
für alle Regionen gelten, allerdings unterschiedlich stark ausgeprägt
sind - und auch unterschiedlich erfolgreich gelöst werden. Betrachtet
man etwa die angekündigten Produktionskapazitäten, liegen Afrika und
Lateinamerika nach Europa auf Platz 2 und 3. Beide Regionen kämpfen
jedoch mit hohen Unsicherheiten bezüglich der Konkretisierung der
Projekte. Ganz anders China, Südkorea und Japan: Das asiatische Trio
zeigt sich als Umsetzungsspitzenreiter und hat bereits jetzt doppelt
so viel Produktionskapazität in Betrieb, finanziert oder in Bau wie
Europa. Allein China plant für 2024 ein Plus tatsächlich laufender
Elektrolyseur-Kapazität, das dem 2023 in Europa im Bau oder
finanzierten Volumen entspricht (3,3 GW). Die USA setzen vor allem
auf günstigeren kohlenstoffarmen Wasserstoff, der etwa mithilfe von
CCS (Carbon Capture and Storage-Technik) aus Gas hergestellt wird, um
so ihre Gasindustrie in das künftige Wasserstoffökosystem zu
integrieren.
"Wasserstoff ist einer der entscheidenden Schlüssel, um die globalen
Klimaziele noch zu erreichen. Damit der Markt in Gang kommt, müssen
alle Akteure einen gemeinsamen Kraftakt leisten, der sich für die
heutigen Pioniere später allerdings gleich mehrfach auszahlen kann",
sagt Dr. Daniel Haag, Director bei Strategy& Deutschland und Co-Autor
der Studie. "Konkret sind etwa die Regierungen in der Pflicht,
international einheitliche Standards zu definieren und Anreizsysteme
zu schaffen. Die Produzenten müssen vor allem die Kosten in den Griff
bekommen, etwa durch neue Technologien, Skaleneffekte oder optimierte
Produktionsprozesse. Hilfreich können auch Konsortien aus Produzenten
und Abnehmern sein, um für beide Seiten mehr Sicherheit zu schaffen.
Zugleich müssen sich die Abnehmer in den verschiedenen Industrien zu
Wasserstoff bekennen, während sich Verteiler, Händler und
Intermediäre beim Ausbau der Infrastruktur eng mit Produzenten und
Abnehmern abstimmen sollten. Zuletzt spielen Aggregatoren eine
entscheidende Rolle, da sie Nachfrage strategisch bündeln und so die
Lücke zwischen Produktionskosten und Marktpreisen überbrücken."
Die vollständigen Ergebnisse der Studie "Navigating the Hydrogen
Ecosystem - What's preventing Progress and how to gain Momentum"
erhalten Sie auf Anfrage oder unter:
https://www.strategyand.pwc.com/de/en/navigating-the-hydrogen-...
em.html
Über Strategy&
Strategy& ist die globale Strategieberatung von PwC. Wir entwickeln
individuelle Geschäftsstrategien für weltweit führende Unternehmen,
basierend auf differenzierenden Wettbewerbsfähigkeiten. Wir sind die
einzige Strategieberatung als Teil eines globalen Professional
Services Netzwerks. Unsere Expertise kombinieren wir mit Technologie
und erarbeiten daraus eine passende Strategie, die effizient
umsetzbar ist. "Strategy, made real" heißt für uns, den digitalen
Wandel voranzutreiben, die Zukunft mitzugestalten und Visionen
Wirklichkeit werden zu lassen. 3.000 Strategieberater:innen und mehr
als 364.000 PwC-Mitarbeiter:innen in 151 Ländern tragen hierzu mit
hochwertigen, branchenspezifischen Dienstleistungen in den Bereichen
Wirtschaftsprüfung, Steuer- und Unternehmensberatung bei. Im Jahr
2024 blicken wir auf 10 Jahre Strategy& als Teil des PwC-Netzwerks
und mehr als 100 Jahre Tradition als Strategieberatung zurück.
Weitere Informationen unter www.strategyand.pwc.com/de.
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