08.11.2024, 4570 Zeichen
Wien (OTS) - Am kommenden Montag beginnt die nächste Klimakonferenz
(COP29) in
Baku, Aserbaidschan. „Gerade in geopolitisch herausfordernden Zeiten
soll der ‚Paris-Spirit‘ Hoffnung geben, dass wir gemeinsam Lösungen
finden können“ , sagt Christiane Brunner, Vorständin von CEOs FOR
FUTURE und Initiatorin des Climate Business Circle . Mit dem Pariser
Abkommen, dem ersten völkerrechtlich verbindlichen Weltklimavertrag,
ist das schon einmal gelungen. Es ist ein Friedensvertrag, ein
Gerechtigkeitsvertrag und ein Vertrag für ein neues Wirtschaften - an
dessen Umsetzung wir nun umso intensiver arbeiten müssen.
Die COP nach der US-Wahl
Natürlich steht diese COP auch unter dem Eindruck der US-Wahlen
und einem President-Elect Trump, der die ‚Paris-Gemeinschaft‘ schon
einmal verlassen hat. Christiane Brunner dazu: „Es ist klar, dass
Trump Schaden anrichten wird, aber die Klimadiplomatie ist seit Paris
stärker - die wird er nicht kippen. Ebenso setze ich auf die vielen
Unternehmen, die auch in den USA ihre Strategien und Geschäftsmodelle
auf Dekarbonisierung ausgerichtet haben. Das ist nicht mehr
umzukehren.“ Schon nach der letzten Wahl von Trump haben sich in den
USA Unternehmensinitiativen gebildet, die versichert haben, ihren
Dekarbonisierungskurs fortzusetzen. „Ich sehe auch eine Chance für
Europa eine globale Führungsrolle zu übernehmen und hoffe auf ein
Zusammenrücken aller anderen Staaten (wie nach der letzten Trump-Wahl
). Denn allen ist bewusst, dass wir zur Lösung der Klimakrise
aufeinander angewiesen sind. Klimaverhandlungen können
friedensfördernd sein“ , so Brunner.
COP-Beschlüsse und ihre Bedeutung für die Wirtschaft
„Eine Klimakonferenz ist nicht ‚nur‘ ein Ort, an dem über das
Klima geredet wird. Bei Klimakonferenzen fallen ganz konkrete
Beschlüsse, die Bedeutung für uns alle haben. Das 1,5-Grad-Ziel und
die Dekarbonisierung von Finanzflüssen aus dem Paris Agreement prägen
ganz konkrete Unternehmensstrategien beziehungsweise neue
Bewertungskriterien auf den Finanzmärkten. Letztes Jahr in Dubai
wurde die globale Verdreifachung der erneuerbaren Kapazitäten
beschlossen als wichtige Basis für die Dekarbonsierung der Industrie“
, so Brunner.
Bei der COP29 soll (erstmals seit Paris) ein neues globales
Finanzierungsziel beschlossen werden. Das sind Gelder, die Staaten (
bisher vor allem Industrienationen) den am meisten betroffenen
Ländern zur Verfügung stellen, damit diese einerseits selbt in
Dekarbonisierung investieren und sich andererseits an die Folgen des
Klimawandels anpassen können. Die in Paris zugesagten Gelder von 100
Mrd. Dollar jährlich müssen deutlich angehoben werden.
„Klimafinanzierungsbeiträge sind auch aus wirtschaftlicher Sicht
wichtig. Die Klimakrise können wir nur gemeinsam lösen. Deshalb
müssen auch in Entwicklungsländern die Weichen beim Aufbau der
Industrie und Infrastruktur richtig gestellt und Technologien und
Know-how zur Verfügung gestellt werden. Nur so können die
wirtschaftlichen Folgen und Anpassungsmöglichkeiten auch bei uns in
Grenzen bleiben“ , erläutert Brunner.
Die COP als Ort für internationale Industriepolitik
„Für die Wirtschaft und vor allem für Unternehmen im
internationalen Wettbewerb sind die Vereinheitlichung von Standards
und Maßnahmen wichtig“ , so Brunner. Wie zum Beispiel Perspektiven
für globale Märkte, einen globalen CO2-Preis und die Ausgestaltung
von Carbon Markets sowie das Funktionieren des CBAM (Carbon Border
Adjustment Mechanism) im internationalen Kontext. Das wird nicht bei
der COP entschieden. „Die COP ist aber ein Ort für Gespräche,
Annäherung, Kooperation und eine Leistungsschau der Dekarbonisierung
- also ein wichtiger Ort für Wirtschaftsinitiativen“ , betont Brunner
die Bedeutung von Klimakonferenzen über die Klimaverhandlungen
hinaus.
Klimaschutz als Investitionschance
Jährliche Investitionsflüsse müssen bis 2035 verschechsfacht bis
verzehnfacht werden. Das eröffnet große Chancen, aber auch die Gefahr
ins Hintertreffen zu geraten, wenn nicht rechtzeitig gehandelt wird.
„Der Wettlauf um grüne Industrie ist in vollem Gange, und grüne
Energie ist aus Wettbewerbssicht zentral. Die Industrie wird sich
dorthin verlagern, wo ausreichend erneuerbare Energie vorhanden ist.
JETZT sind klare Ansagen der Politik nötig - bei der COP und auch zu
Hause - damit die Industrie die notwendige Infrastruktur rechtzeitig
erhält. Es braucht eine ehrliche Zusammenarbeit zwischen Politik,
Wirtschaft und Gesellschaft - dazu wird CEOs For Future beitragen“ ,
so Brunner abschließend.
Christiane Brunner wird die COP29 verfolgen und ist in Austausch
mit anderen Wirtschaftsinitiativen.
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