25.09.2024, 11377 Zeichen
Wien (OTS) - - Sammelplus von 5,5 Prozent bei Elektro- und
Elektronikaltgeräten
- Sammelplus von 5,3 Prozent bei Gerätealtbatterien
- Schwierige Wirtschaftslage drückt Nachfrage nach neuen
Elektrogeräten
- Energiewende bringt neue Herausforderungen
- EAK setzt neue Aufgabengebiete erfolgreich um
- Positive Resonanz bei Reparaturbonus
Mit deutlichen Zuwächsen von jeweils mehr als 5 Prozent bei den
Sammelmassen sowohl von Elektroaltgeräten als auch von
Gerätealtbatterien, zog die Elektroaltgeräte Koordinierungsstelle (
EAK) am 25. September 2024 im Rahmen ihrer traditionellen
Jahrespressekonferenz in Wien eine erfreuliche Bilanz für das
Geschäftsjahr 2023. Diese Zahlen sind besonders bemerkenswert, da im
vergangenen Jahr eigentlich deutlich weniger Batterien und
Elektrogeräte in Haushalten in Verkehr gesetzt wurden als 2022,
betonte die EAK bei der gemeinsamen Präsentation der Daten mit dem
Bundesministerium für Klimaschutz, der Wirtschaftskammer sowie der
ARGE Österreichischer Abfallwirtschaftsverbände.
Aktuelle Sammelmengen 2023
So wurden 2023 in Österreichs Haushalten 142.412 Tonnen Elektro-
und Elektronikaltgeräte (EEG) gesammelt. Das bedeutet ein Plus von
5,5 Prozent im Vergleich zu 2022, während gleichzeitig die in Verkehr
gesetzte Masse der EEG in Haushalten im Jahresvergleich mit 212.888
Tonnen und einem Minus von 11,4 Prozent deutlich geringer ausfiel.
Der Hauptgrund dafür ist das schwierige wirtschaftliche Umfeld mit
einer um 0,8 Prozent zurückgegangenen Wirtschaftsleistung, das sich
auch im Elektrogerätebereich deutlich spürbar ausgewirkt hat. Mit
knapp 16 Kilogramm pro Kopf liegt die EEG-Sammelmasse 2023 nach wie
vor auf einem auch im internationalen Vergleich sehr hohen Niveau.
Ein ähnlich positives Bild zeigt sich bei den Altbatterien, von
denen 18.432 Tonnen gesammelt wurden. Auch dieses Resultat liegt
damit klar über dem Niveau von 2022. Bei Gerätealtbatterien gelang
trotz eines sehr starken Rückgangs der Inverkehrsetzungsmasse von
rund 17 Prozent gesamt ein Sammel-Plus von 5,3 Prozent. Bei
Fahrzeugbatterien war die Sammelmenge im Jahresvergleich um rund 4,6
Prozent, bei Industriebatterien sogar um 10,4 Prozent höher. Der
Anteil der langlebigen und damit den Rücklauf vermindernden Lithium-
Batterien an der gesamten in Verkehr gebrachten Masse von
Gerätebatterien betrug wie im Jahr 2022 rund 47 Prozent.
„Die Zuwächse bei der Sammlung von Elektroaltgeräten bzw.
Gerätealtbatterien können sich sehen lassen und stellen letztlich
auch eine Bestätigung unserer Arbeit dar“, freute sich EAK-
Geschäftsführerin Elisabeth Giehser. „Die Bevölkerung über die
richtige Sammlung und Verwertung von Elektroaltgeräten und
Gerätealtbatterien zu informieren, zählt schließlich zu den
Kernaufgaben der EAK. Das schließt auch die Sensibilisierung dafür
ein, dass Elektroaltgeräte im Sinne einer Kreislaufwirtschaft nicht
als Abfall, sondern als wichtige Ressource zur Wiedergewinnung einer
ganzen Reihe wertvoller Rohstoffe betrachtet werden sollte“, so
Giehser weiter.
Photovoltaik-Boom und unrealistische EU-Vorgaben
Ganz gegen den Trend hat sich die in Verkehr gesetzte Masse von
Industriebatterien mit einem Plus von 97 Prozent 2023 fast
verdoppelt. Hier wirkt sich die starke Zunahme bei den
Speicherbatterien für Photovoltaikanlagen aus. Besonders stark
entwickelt hat sich die hauseigene Stromerzeugung mit PV-Anlagen. Um
die selbst produzierte Energie auch verbrauchen zu können, setzen
Haushalte und auch Unternehmen auf Batteriespeicher, deren
Gesamtkapazität sich im Vergleich zu 2022 etwa verdreifacht hat. Der
Bereich Wärmepumpen bewegt sich ebenso weiter auf einem hohen Level.
Dass diese Geräte in großer Zahl auf den Markt kommen, ist vor
dem Hintergrund der Energiewende zwar erfreulich. Die geringeren
Rückläufe aufgrund von deren Langlebigkeit sowie die Tatsache, dass
nicht nur Haushalts-, sondern auch die gewerblichen Massen
berücksichtigt werden, haben allerdings zur Folge, dass trotz der
insgesamt gestiegenen Sammelmenge die von der EU vorgegebene
Sammelquote von 65 Prozent im Bereich der EEG mit der derzeitigen
Berechnungsmethode nicht erreichbar ist: Österreich kommt hier 2023
auf 48,5 Prozent. „Wir müssen an dieser Stelle unsere Kritik an den
unrealistischen Vorgaben aus Brüssel bekräftigen. Die Europäische
Kommission ist gefordert, ihre Ambitionen in praxistauglichen
Vorgaben und Berechnungsmethoden abzubilden. Die derzeitigen Vorgaben
schießen offenkundig am Ziel vorbei“, betonte Robert Pfarrwaller,
Aufsichtsratsvorsitzender-Stv. der EAK.
Weiters merkte Pfarrwaller an, dass bei PV-Anlagen wie auch bei
weiteren Produkten, die im Zusammenhang mit der Energiewende aktuell
stark nachgefragt werden, Aufholbedarf besteht, was die detaillierte
Definition von Recyclingzielen betrifft: „Was bedeutet
Wiederverwertung bei einer PV-Anlage konkret? Welche Wertstoffe
können und sollen mit vertretbarem Aufwand aus den Altgeräten
herausgeholt und dem Kreislauf zugeführt werden? Für diese Fragen
gibt es noch keine befriedigenden Antworten.“
Positive Resonanz des Reparaturbonus
Zwei Jahre nach der Einführung wurde heuer bereits die Eine-
Million-Marke an eingelösten Bons geknackt, so viele Elektrogeräte
konnten damit vor dem Müll gerettet werden. Allen voran wurden
Smartphones, Geschirrspüler, Waschmaschinen, Laptops und
Kaffeemaschinen repariert. Aufgrund der Beliebtheit wird im kommenden
Jahr die Bundesförderaktion Reparaturbonus fortgesetzt und mit neuen
Mitteln ausgestattet. „Mit der Aufstockung ermöglichen wir den
Bürger:innen, ihre defekten Geräte weiterhin instand setzen zu lassen
und die Reparatur zur Alternative zum Neukauf werden zu lassen. Vor
allem freut es mich, dass nun auch Service- und Wartungsleistungen
durch den Reparaturbonus gefördert werden. Die regelmäßige Wartung
kann die Lebensdauer von Geräten deutlich verlängern“, erläuterte
Christian Holzer, Sektionschef Umwelt und Kreislaufwirtschaft im
Bundesministerium für Klimaschutz. Aber nicht nur Service- und
Wartungsangebote sind im Reparaturbonus enthalten. Seit 16. September
2024 werden zusätzlich Reparaturen an Fahrrädern und Fahrradanhängern
gefördert. Trotz der positiven Entwicklung sollte bei Inanspruchnahme
des Reparaturbonus auch das Alter und der damit einhergehende
Energieverbrauch des Gerätes berücksichtigt werden. Denn nicht
überall macht reparieren immer Sinn.
Erfolg von „Her mit Leer“ hält an
Zur positiven Entwicklung bei der Sammelmenge von Batterien hat
die bundesweite Informationsoffensive „Her mit Leer“ beigetragen, die
nach wie vor bestens greift: Die Sammelmenge der Batterien aus den
Handelsboxen ist im Jahr 2023 mit 11 Prozent wieder
überdurchschnittlich stark angewachsen. Die vorgeschriebene EU-
Sammelquote von 45 Prozent konnte daher mit einem Ergebnis von knapp
47 Prozent sogar übertroffen werden. „Die Finanzierung der Kampagne
wurde in guter Tradition gemeinschaftlich sichergestellt:
Klimaschutzministerium, Abfallwirtschaftsverbände, Sammelsysteme,
Kommunen sowie Wirtschaftskammer haben in Kooperation mit dem
Lebensmittelhandel alle ihren Teil beigetragen. Darüber hinaus können
wir uns auf das in unserem Land so vorbildlich ausgebaute
Sammelsystem mit 2.000 kommunalen Sammelstellen verlassen“, betonte
EAK-Geschäftsführerin Giehser.
Auch was das Thema Kleingeräte betrifft, hat die EAK im
vergangenen Jahr unter dem Motto „Klein, aber oho“ einen Schwerpunkt
in ihrer Öffentlichkeitsarbeit gesetzt. Vielen Menschen, so Giehser,
ist nicht bewusst, dass Kleingeräte relativ zum Gesamtgewicht einen
deutlich höheren Anteil verwertbarer Rohstoffe enthalten als
Großgeräte.
Appell an die Bevölkerung
Die Mitarbeiter:innen der Recyclinghöfe, Altstoffsammelzentren
und Problemstoffsammelstellen leisten einen enormen Beitrag zur
Sammlung und Rückgewinnung von Wertstoffen. An den Sammelstellen
können die Österreicher:innen ihre alten Elektrogeräte oder
Altbatterien abgeben. Mit seinem Appell bittet Anton Kasser,
Präsident der ARGE Österreichischer Abfallwirtschaftsverbände, die
Bevölkerung, aktiv mitzuwirken und ihre Altbatterien und Altgeräte
fachgemäß zu entsorgen. „Besonders durch die falsche Entsorgung von
Altbatterien oder Altgeräten kommt es vermehrt zu Bränden in
Müllfahrzeugen, auf Sammelzentren oder in der
Abfallbehandlungsanlage. Bringen Sie Ihre alten und defekten
Batterien und Akkus zu Ihrer nächsten Sammelstelle und entsorgen Sie
diese nicht im Hausmüll “, erklärt Kasser.
Gemeinsam für die Zukunft
Mit gezielter Informations- und Aufklärungsarbeit wurden im Jahr
2023 erfolgreich Schulprojekttage zu dem Thema „Lässig Sammeln statt
uncool Wegwerfen“ in Wien und Graz durchgeführt. „Im Rahmen des
Schulprojektes wurde den Schüler:innen mit unserem bewährten EAG- und
Batterie-Schulkoffer der umweltbewusste Umgang mit unseren Ressourcen
gezeigt“, erklärte Giehser. „Im kommenden Jahr soll der
Bildungsschwerpunkt an den Volksschulen durch Abfallberater:innen
weiter ausgebaut werden. Ziel ist es, frühzeitig aufzuklären und den
Wandel von der Wegwerfgesellschaft zur Kreislaufwirtschaft zu
fördern. Das Bewusstsein der zukünftigen Konsument:innen soll
geschärft werden, alte Elektrogeräte richtig zu recyceln und
entsorgen. Gemeinsam wollen wir die Schüler:innen für das Thema
richtiges Recyceln sensibilisieren und Alternativen zeigen.“
Neue Aufgabenbereiche der EAK erfolgreich umgesetzt
Gut voran kam die Koordinierungsstelle bei der Vorbereitung und
Umsetzung der neuen Aufgaben, die ihr die Novelle zum
Abfallwirtschaftsgesetz überantwortet hat. „Es geht dabei einerseits
um die Koordinierung der Prüfung von Teilnehmern der Sammelsysteme,
andererseits um die Vergabe von Fördergeldern für Projekte im Bereich
Abfallvermeidung“, berichtete Pfarrwaller. Besonders wichtig ist es
den Import von im Internet bestellten Elektrogeräten, der stark
zugenommen hat, adäquat zu erfassen. Auch hier muss im Sinne der
Gleichbehandlung und Fairness gegenüber allen Systemteilnehmer:innen
sichergestellt werden, dass der Kostenbeitrag zur Entsorgung
ordnungsgemäß geleistet wird. Schließlich fußt das Gesamtsystem des
Recyclings von Elektroaltgeräten in Österreich auf dem Prinzip der
sogenannten vorgezogenen Entsorgungsgebühr, also der Einpreisung von
Entsorgungskosten bereits beim Kauf eines Geräts.
Was die Förderung innovativer Projekte zu Abfallvermeidung und
ReUse angeht, so ist die erste Ausschreibungsphase zu Jahresbeginn
gestartet. Die eingereichten Projekte wurden von einer Jury bewertet,
die bestgereihten Initiativen kamen zum Zug. Alle wichtigen
Informationen für Förderwerber:innen sind auf https://eak-
austria.at/services/foerderprojekte einsehbar. „Es ist sehr
erfreulich, dass wir als Koordinierungsstelle das Vertrauen des
Gesetzgebers genießen, der uns diese verantwortungsvollen Aufgaben im
Abfallwirtschaftsgesetz übertragen hat“, schloss Pfarrwaller.
Über die Elektroaltgeräte Koordinierungsstelle (EAK)
Die EAK führt die praktische und administrative Koordinierung der
Abholung der gesammelten Elektroaltgeräte und Gerätealtbatterien
durch und zeichnet für Öffentlichkeitsarbeit, Daten- und
Stoffstromanalysen sowie Berichtwesen an das BMK (Bundesministerium
für Klimaschutz) sowie an die Europäische Kommission verantwortlich.
Die EAK ist eine gemeinnützige Gesellschaft, deren Eigentümer sich
aus Vertretern der Wirtschaftskammer Österreich sowie den von der EAG
-VO und der Batterienverordnung betroffenen Branchenvertretern
zusammensetzen.
Weitere Bilder in der APA-Fotogalerie: https://www.apa-
fotoservice.at/galerie/37346
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