08.04.2024,
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Wien (OTS) - „Europa muss ein handlungsfähiger, wettbewerbsfähiger
globaler Player sein. Wir wollen, dass die europäische
Erfolgsgeschichte fortgesetzt wird, dass unsere Betriebe in und für
Europa Motor für Wachstum und Wohlstand sein können. Dafür gibt es
aber noch viel zu tun – denn die Wettbewerbsfähigkeit Europas steht
unter Druck“, betonte Harald Mahrer, Präsident der Wirtschaftskammer
Österreich, im Zuge des WKÖ-Wirtschaftssymposiums „12 Minutes Europe
- Meeting Global Challenges“, zu dem die WKÖ am heutigen Montag
geladen hatte.
Hochkarätige internationale und nationale Gäste aus Wirtschaft,
Wissenschaft, Politik und Medien brachten in 12-minütigen
Impulsstatements auf den Punkt, wie Europa in Zeiten wachsender
Unsicherheiten die Veränderung als Katalysator für wirtschaftliches
Wachstum und eine Stärkung der europäischen Wettbewerbsfähigkeit
nutzen kann. War Europa im Jahr 1980 noch für 25,86% des
kaufkraftbereinigten globalen BIP verantwortlich, sank der Anteil
2022 auf 14,87% - „China und die USA haben uns überholt“, so Mahrer,
der klarstellte: „Wenn es uns nicht gelingt, uns im globalen
Wettbewerb zu behaupten, drohen der ehemaligen wirtschaftlichen
Großmacht Europa mit mehr als 450 Millionen Menschen und 23 Millionen
Unternehmen massive Wettbewerbs- und Wohlstandsverluste. Wir dürfen
uns nicht auf vergangenen Erfolgen ausruhen. Eine ernsthafte
Auseinandersetzung mit dem Thema Wettbewerbsfähigkeit ist
alternativlos. Darum sind wir heute hier.“
Der WKÖ-Präsident skizzierte wesentliche Hebel, um die europäische
Wettbewerbsfähigkeit zu stärken: „Erstens, den Binnenmarkt entfesseln
- der Verkehr von Gütern, Dienstleistungen, Personen, Kapital und
Daten leidet in Europa nach wie vor unter Einschränkungen. Dadurch
entgehen der EU bis zu 8,6% an zusätzlichem BIP. Das können und
dürfen wir uns nicht länger leisten. Bis 2029 bietet der Binnenmarkt
ein Wachstumspotenzial von 713 Milliarden Euro. Die effektive Um- und
Durchsetzung bestehender Binnenmarktregeln muss daher Vorrang vor
neuen Regeln haben. Zweitens, weniger Bürokratie und Regulierung:
Dass die Europäische Kommission einen Wettbewerbsfähigkeits-Check für
alle Gesetzesvorhaben plant, ist ein Schritt in die richtige
Richtung, den es schon längst gebraucht hätte. Und drittens muss der
europäische Kapitalmarkt gestärkt werden.“
Zwtl.: Vernunft und realistische Ziele, statt Beschlüsse am
„grünen Tisch“
WKÖ-Generalsekretär Karlheinz Kopf betonte im Rahmen des Panels
„Energiezukunft und Finanzierung“ den Stellenwert von leistbarer
Energie für eine wettbewerbsfähigen Standort Europa: „Energiepreise
und Versorgung werden zur Gretchenfrage für die europäische
Wirtschaft. Wenn wir darauf eine tragfähige Antwort geben wollen,
dann geht das nicht ohne neue Ideen, ohne Forschung, Innovation und
neue Technologien – in die wir ebenso entsprechend investieren müssen
wie in die Produktions- und Verteilungsinfrastruktur. Andere tun das
weit mehr als wir, der dritte Platz hinter China und den USA darf uns
nicht genug sein.“ Was es zudem brauche, sei mehr Balance zwischen
den sozialen, ökologischen und finanziellen Zielsetzungen. "Und es
braucht beschleunigende Rahmenbedingungen, unter denen man diese
Ziele realistisch erreichen kann“, so der Appell des
WKÖ-Generalsekretärs.
„Auch beim Thema Innovation hinkt Europa hinterher -
Elektromobiliät wird aus China importiert“, skizzierte Nouriel
Roubini, renommierter US-Ökonom und Bestsellerautor, einige der
zentralen Problemfelder und Herausforderungen für den Kontinent.
Innovation sei ein wesentlicher Hebel, um an Wettbewerbsfähigkeit zu
gewinnen - Europa müsse gerade in diesem Bereich verstärkt
investieren, in die Entwicklung von Hightech-Anlagen“, so der Ökonom
in seiner Keynote.
„Europa ist abhängig von Energieimporten, Exporten aus China,
Sicherheitstechnologie und von Rohstoffen. In nahezu jeden Sektor
sind wir von Fachkräften aus dem Ausland abhängig. Mit einer
Vervielfachung der Investitionen in Innovationen, auch in der
vorkommerziellen Phase können wir aus diesen Abhängigkeiten
herauskommen. Die europäische Mentalität zeugt jedoch von einer
obsessiven Risikoscheue, die uns an der Wettbewerbsfähigkeit
hindert“, so Karl-Theodor zu Guttenberg, ehem. Bundesminister für
Wirtschaft und Technologie sowie für Verteidigung der Bundesrepublik
Deutschland. Dafür brauche es auch eine gezielte Industriepolitik.
„Wir brauchen eine andere Mentalität innerhalb Europas, in der wir
wegkommen von den lähmenden Einstimmigkeitserfordernissen, damit wir
wieder handlungs- und wettbewerbsfähig sind. Wir dürfen uns in Europa
nicht als die Getriebenen begreifen. Wir müssen uns als globale
Triebfeder sehen gegenüber USA und China. Dafür dürfen wir uns ein
europäisches Selbstbewusstsein leisten, aber dafür müssen wir unsere
Hausaufgaben machen“, forderte Guttenberg.
„Wir haben in Europa sehr viel erreicht und sollten es nun auch
nutzen. Insbesondere in drei Bereichen: Wir Europäer waren die
ersten, die innovative grüne Lösungen zum Klimawandel vorgenommen
haben. Zweitens hat Europa durch die Digitalisierung die optimale
Möglichkeit zur Vernetzung aller Länder geschaffen. Und drittens
schaffen wir durch ein spezielles Ausbildungs- und Gesundheitswesen
die optimale Vorbereitung für Arbeitskräfte und kreative
Innovationen“, betonte Kersti Kaljulaid, ehem. Präsidentin der
Republik Estland, einige der großen Stärken des Standortes. Europa
müsse sich auf diese Stärken besinnen, sie effektiv nutzen und auch,
mehr als bisher, Herausforderungen als Chancen begreifen.
Weitere Informationen zum WKÖ-Wirtschaftssymposium „12 Minutes
Europe – Meeting Global Challenges“ unter: [www.12minutes.eu]
(
http://www.12minutes.eu/)
Einige Fotos zur Veranstaltung finden Sie hier:
https://drive.wko.at/index.php/s/dHc4nj8GaX6PYQn
(
https://drive.wko.at/index.php/s/dHc4nj8GaX6PYQn)
Bildtexte:
Foto 1: WKÖ-Präsident Harald Mahrer
Foto 2: Nouriel Roubini, US-Ökonom
Foto 3: Kersti Kaljulaid, ehem. Präsidentin der Republik Estland
Foto 4: V.l.n.r.: Nouriel Roubini, Kersti Kaljulaid und Moderator
Hans-Jürgen Jakobs, leitender Redakteur, Handelsblatt
Foto 5: Karl-Theodor zu Guttenberg, ehem. Bundesminister,
Bundesrepublik Deutschland
Foto 6: Véronique Willems, Generalsekretärin SMEunited, Markus J.
Beyrer, Generaldirektor BusinessEurope
Foto 7: V.l.n.r.: Moderator Georg Wailand; Michael Böhmer,
Managing Partner & Chefökonom, Prognos; Karl-Theodor zu Guttenberg,
ehem. Bundesminister Bundesrepublik Deutschland; Véronique Willems,
Generalsekretärin, SMEunited; Markus J. Beyrer, Generaldirektor,
BusinessEurope; Ulf Poschardt, Chefredakteur, WELTN24
Foto 8: WKÖ-Generalsekretär Karlheinz Kopf
Fotocredits: WKÖ/Busch (Foto 1-7), WKÖ/Rainer (Foto 8)
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