22.11.2023,
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Wien (OTS) - Ein altes Sprichwort der US-Börsenmakler besagt, dass
die Handelstage nach dem Labour Day Feiertag ein Indikator für die
Stimmung an den Märkten in der Zeit bis zum Jahresende sind. Sollte
dieses Sprichwort auf Wahrheit beruhen, dann könnten die kommenden
Wochen kompliziert werden, da das Vertrauen derzeit auf einem eher
niedrigen Niveau liegt.
Sowohl die aktuellen Inflationszahlen als auch die Erwartungen für
die Zukunft sind im Vergleich zu den Höchstständen des letzten Jahres
deutlich gesunken. Selbst die einstigen Inflationsbefürworter an den
Märkten, in den Medien und bei den Zentralbanken haben ihre Haltung
geändert. Dennoch haben die jüngsten Botschaften der meisten
führenden westlichen Zentralbanken auf den Finanzmärkten weltweit
keine positive Resonanz gefunden. Die meisten Notenbanker sind der
Meinung, dass trotz der verbesserten Inflationszahlen ein neuer
Abwärtstrend der Zinsen noch in weiter Ferne liegt.
Die US-Zinsstrukturkurve im Visier
Die erste und entscheidende Frage betrifft die Zinsstrukturkurve
der Anleihemärkte, vor allem das Zinsgefälle zwischen kurz- und
langlaufenden Zinsen. Wenn die Märkte eine Kombination aus
wirtschaftlicher Stagnation und anhaltender Inflation erwarten,
führen kurzfristige Zinsen (aufgrund der erwarteten Inflation) zu
höheren Renditen als langfristige Zinsen (aufgrund der erwarteten
Wirtschaftsstagnation oder eines Konjunkturrückgangs). Dies war die
Hauptursache für die Inversion der US-amerikanischen
Zinsstrukturkurve über 2 bis 10 Jahre (allgemein als 2s10s-Kurve
bekannt), die bereits seit über einem Jahr in diesem Zustand verharrt
und die längste Inversion seit 1981 darstellt. Die jüngsten Daten
weisen jedoch darauf hin, dass die US-Wirtschaft trotz einer leichten
Lockerung der starren Arbeitsmarktbedingungen weiterhin robust
wächst. Das könnte als Hinweis auf ein Ende der langen Inversion
sein.
China und Europa im Abseits
Andere führende Wirtschaftsblöcke, wie China und die Europäische
Union, haben hingegen keine positiven Nachrichten geliefert. China
kämpft mit dem anhaltenden Druck auf den Renminbi und die chinesische
Zentralbank steuert den Wert ihrer nicht frei handelbaren Währung
durch geringfügige Interventionen. Die Europäische Union und
insbesondere Deutschland befinden sich aktuell in einer Phase
stagnierender Wirtschaft. Deutschland wird inzwischen oft als der
"kranke Mann Europas" bezeichnet, was Großbritannien erfreut.
Bullen, Bären und die Macht von Quality Growth Aktien
Werfen wir noch einmal einen Blick auf die Entwicklung der
US-Anleihezinsen, so sehen wir, dass aktuell zwei Szenarien möglich
sind: Zunächst der "Bear Steepener". Dieser entstünde durch die
Kombination aus vermehrten Emissionen von US-Staatsanleihen und der
realistischen Erwartung, dass der Markt der künstlichen Intelligenz
das US-Wirtschaftswachstum wieder ankurbelt. Das hat die Renditen für
langfristige Anleihen enorm steigen lassen. Diese Entwicklung hat
bereits zu Verunsicherung bei den Aktien-Anlegern geführt.
Gewinnspannen der US-Unternehmen werden durch diese Entwicklung
ebenfalls nicht begünstigt, da sie in den letzten Jahren ihre
Kreditlaufzeiten trotz steigender Ölpreise verlängert haben.
Beim „Bull Steepener“ ist davon auszugehen, dass der starke
Anstieg der Anleiherenditen das Risiko einer künftigen
Konjunkturschwäche und deren Auswirkungen auf den Arbeitsmarkt
erhöht. Dadurch entstehen keine neuen Arbeitsplätze und die
Anleiherenditen über alle Laufzeiten hinweg sinken. Dabei werden die
kürzeren Laufzeiten stärker und schneller zurückgehen als die
längeren. Schließlich wird sich die Zinsstrukturkurve normalisieren.
Es ist unmöglich vorherzusagen, welches der beiden Szenarien
eintreten wird. In jedem Fall werden multinationalen
Qualitäts-Wachstumsunternehmen unter den gleichen Bedingungen keine
Margenverluste erleiden, zumindest nicht aufgrund der Entwicklung der
Renditen oder ihrer Umkehr. Obwohl die Volatilität der Aktienkurse
solche Unternehmen negativ beeinflussen kann, bleibt die Volatilität
der zugrunde liegenden Gewinne weit entfernt von den Unsicherheiten
auf den Anleihemärkten.
Und darauf kommt es letztendlich an.
Grundlegendes über Quality Growth Aktien in dem Buch Peter
Seilern: Die besten Aktien der Welt. Mit hochwertigen
Wachstumsunternehmen langfristig Rendite erzielen. Übersetzung:
Anatol Eschelmüller, Michael Stadlinger. 3. Auflage. FinanzBuch
Verlag
KI im Fokus für Quality Growth-Investoren
Quality Growth-Anleger stehen oft vor der Wahl zwischen Wachstum
und Substanz. Während Wachstumsaktien in optimistischen Phasen gut
abschneiden, zeigen Substanzwerte in anderen Zeiten Stärke. 2020
dominierten Wachstumsfonds, 2022 waren es Substanzfonds. Quality
Growth-Investoren bleiben unbeirrt und lassen sich nicht von
kurzfristigen Trends leiten.
Unsicherheit ist in den Märkten eine Konstante, wodurch
Volatilität gefördert wird. Seilern Investment Management hält an
seiner langfristigen Strategie fest, beobachtet dabei jedoch das
komplexe Marktumfeld genau. Technologische Entwicklungen wie
künstliche Intelligenz (KI) tragen zur Unsicherheit auf den Märkten
bei.
KI ist aktuell in aller Munde. Noch vor kurzer Zeit skeptisch
betrachtet, hat sich diese Haltung mit Entwicklungen wie GPT-3 und
ChatGPT rasch geändert. KI entwickelt sich rasant, wird als
revolutionär betrachtet und kann auf viele Lebensbereiche
Auswirkungen haben.
Der schnelle KI-Fortschritt birgt jedoch auch Risiken. Die
Unvorhersehbarkeit der Entwicklung erinnert an die Dotcom-Blase der
90er Jahre. Es ist schwer vorherzusagen, wer die Gewinner und
Verlierer der KI sein werden. Darüber hinaus besteht die Gefahr, dass
frei zugängliche Quelltexte geistiges Eigentum wertlos machen
könnten.
Breite Prognosen über Wirtschaftssektoren sind schwerer
festzumachen als Prognosen für Einzelunternehmen. Die Qualität des
Konzepts und der Erfolg auf dem Markt können stark voneinander
abweichen. Investoren sollten sich bewusst sein, dass die
KI-Landschaft sich schnell ändern wird, und unklar ist, wer am Ende
die Profiteure sein werden.
Die KI steckt noch in den Anfängen. Experten können das Gesamtbild
beurteilen, aber für konkrete Investitionen gibt es aktuell zu viele
Unsicherheitsfaktoren. Quality Growth-Anleger sollten langfristig
denken und sich der Unvorhersehbarkeit bewusst sein. KI ist ein
bewegliches Ziel, gleichzeitig ist in Zusammenhang mit ihr
Risikotoleranz erforderlich, die nicht immer mit den Prinzipien des
Quality Growth-Ansatzes vereinbar ist.
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