26.09.2023,
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Das globale Geldvermögen der privaten Haushalte fiel 2022 um -2,7 %, der stärkste Rückgang seit der Globalen Finanzkrise (GFC)\nÖsterreich: Sparer:innen beklagten höhere Verluste (-2,7 %) als
in der GFC (-1,5 %) – neue Liebe zu den Kapitalmärkten hält an – Finanzbildung ist gefragt\nTeuerung international nun klar sichtbar: Bereinigt um die
Inflation liegt das Geldvermögen nur 6,6% über dem Wert von 2019 – in Westeuropa ging es um -2,6 % zurück\nKein Rückenwind: Das Wachstum des globalen Geldvermögens dürfte sich in den nächsten drei Jahren zwischen 4 % und 5 % einpendeln\nMaßhalten: Der Zuwachs der privaten Verbindlichkeiten und die Verschuldungsquote fielen 2022 deutlich\nNachdem das globale Geldvermögen bis 2021 drei Jahre in Folge
zweistellig gewachsen war, brachte das Jahr 2022 die erwartete Zäsur.
Der Angriffskrieg Russlands hat den Post-Corona-Aufschwung abgewürgt,
eine hohe Inflation gebracht und Wirtschaft und Märkte unter Druck
gesetzt. Die Vermögenspreise fielen auf breiter Front. Das Ergebnis
war ein kräftiger Rückgang des globalen Geldvermögens[1] der privaten
Haushalte um -2,7 %, der stärkste Rückgang seit der Globalen
Finanzkrise (GFC) 2008. Das ergab die vierzehnte Ausgabe des „Global
Wealth Report“ der Allianz, der das Geldvermögen und die Verschuldung
privater Haushalte in fast 60 Ländern analysiert.
Zwtl.: Österreich: Kapitalmarktliebe braucht Finanzbildung
„Hierzulande sehen wir in nahezu allen Bereichen
Vermögensverluste, was angesichts der hohen Inflation keine
Überraschung ist. Interessant ist aber, dass österreichische
Sparer:innen frisches Geld erstmals seit zwölf Jahren wieder mehr in
Kapitalanlagen als Bankeinlagen investieren“, berichtet Allianz
Österreich-CEO Rémi Vrignaud. Zuführungen zu Bankeinlagen wurden hier
um 40,5 % (auf EUR 7,1 Mrd.) reduziert, während die Ersparnisse
insgesamt „nur“ um 32,3 % auf EUR 16,4 Mrd. sanken. Wertpapiere
dagegen wurden um 15,0 % höher dotiert. Kapitalmarktprodukte an den
frischen Ersparnissen lagen in Österreich damit bei EUR 10,6 Mrd.
Dazu betont Vrignaud: „Das bedeutet aber auch, dass fundiertes
Finanzwissen für Privatpersonen und für Unternehmen gleichermaßen von
großer Bedeutung ist – und gerade die Versicherungsbranche verfügt
über wertvolle Erfahrungen und Kenntnisse, wie mit finanziellen
Risiken umgegangen und langfristig Wert geschaffen werden kann.“
Insgesamt stieg Österreich mit einem Netto-Geldvermögen pro Kopf
von 65.330 Euro in der Rangliste der 20 reichsten Länder auf Platz 18
und tauschte den Platz mit Deutschland (Geldvermögen pro Kopf, siehe
Tabelle). Das Brutto-Geldvermögen der österreichischen Haushalte sank
2022 um -2,7 % und übertraf damit sogar die Verluste während der
Finanzkrise (-1,5 %). Im Vergleich zum Jahr vor der Pandemie 2019 ist
das Geldvermögen immer noch um 9,4 % höher – allerdings nur nominal.
Inflationsbereinigt sind die österreichischen Sparer:innen „ärmer“
als vor der Pandemie, da ihr Vermögen -3,3 % an Kaufkraft verloren
hat. Das Wachstum der Verbindlichkeiten verlangsamte sich auf 2,7 %,
nach 4,0 % im Jahr 2021. Das Netto-Finanzvermögen schließlich ging um
-4,6 % zurück und der Rückgang lag damit ebenfalls über dem
bisherigen „Rekord“ von -4,2 % im Jahr 2008.
Zwtl.: Globales Geldvermögen 2022: EUR 233 Billionen
Die Wachstumsraten der drei großen Anlageklassen unterschieden
sich bei gobaler Betrachtung deutlich. Während Wertpapiere (-7,3%)
und Versicherungen/Pensionen (-4,6%) starke Rückgänge verzeichneten,
zeigten Bankeinlagen mit +6,0% ein robustes Wachstum. Insgesamt
gingen Finanzanlagen im Wert von EUR 6,6 Billionen verloren, das
gesamte Geldvermögen belief sich Ende 2022 auf EUR 233 Billionen. Am
stärksten war der Rückgang in Nordamerika (-6,2 %), gefolgt von
Westeuropa (-4,8%). Asien hingegen verzeichnete – mit Ausnahme Japans
– noch relativ starke Wachstumsraten. Auch in China wuchs das
Geldvermögen mit einem Plus von 6,9% kräftig. Verglichen mit dem
Vorjahr (+13,3%) und dem langfristigen Durchschnitt der letzten 20
Jahre (+15,9%) war dies jedoch eine eher enttäuschende Entwicklung –
die wiederholten Lockdowns forderten ihren Tribut.
Zwtl.: Teuerung international nun klar sichtbar, aber vor
Corona-Niveau
Trotz der herben Verluste lag das weltweite Geldvermögen der
privaten Haushalte Ende letzten Jahres nominal immer noch um fast 19
% über dem Stand von 2019 vor Ausbruch der Corona-Pandemie.
Inflationsbereinigt reduziert sich dieser Zuwachs allerdings auf
magere 6,6 % in drei Jahren, d.h. zwei Drittel des (nominalen)
Wachstums fielen den Preissteigerungen zum Opfer. Während die meisten
Regionen zumindest ein gewisses reales Wachstum bewahren konnten, ist
die Situation in Westeuropa anders: Alle nominalen Zuwächse wurden
ausradiert, das reale Geldvermögen sank gegenüber dem Jahr 2019 um
-2,6 %. „Jahrelang haben sich die Sparer:innen über die Nullzinsen
beschwert“, sagt Ludovic Subran, Chefvolkswirt der Allianz. „Doch der
wahre Feind der Sparer:innen ist die Inflation. Und das nicht erst
seit dem Inflationsschub nach Covid-19. In Österreich zum Beispiel
hat sich das nominale Vermögen pro Kopf in den letzten 20 Jahren mehr
als verdreifacht. Inflationsbereinigt liegt der Zuwachs nur noch bei
weniger beeindruckenden 36 %. Dies unterstreicht die Notwendigkeit
intelligenten Sparens und größerer finanzieller Kompetenz. Aber die
Inflation ist ein schwer zu besiegendes Biest. Ohne Anreize und
Subventionen für langfristiges Sparen werden es die meisten
Sparer:innen schwer haben.“
Zwtl.: Kein Rückenwind, aber Stabilisierung
Nach dem Rückgang im Jahr 2022 dürfte das globale Finanzvermögen
im Jahr 2023 wieder ansteigen. Dafür spricht vor allem die (bisher)
positive Entwicklung an den Aktienmärkten. Insgesamt erwarten wir
einen Anstieg des globalen Geldvermögens um rund 6 %, auch unter
Berücksichtigung einer weiteren „Normalisierung“ des Sparverhaltens.
Bei einer globalen Inflationsrate von rund 6 % im Jahr 2023 sollte
den Sparer:innen ein weiteres Jahr mit realen Verlusten auf ihren
Geldvermögen erspart bleiben. „Die mittelfristigen Aussichten sind
jedoch eher gemischt“, so Kathrin Stoffel, Mitautorin des Berichts.
„Es wird kein geldpolitischer oder wirtschaftlicher Rückenwind zu
spüren sein. Das durchschnittliche Wachstum der Geldvermögen dürfte
sich in den nächsten drei Jahren zwischen 4 und 5 % einpendeln, wenn
man von durchschnittlichen Aktienmarktrenditen ausgeht. Doch wie das
Wetter, das im Zuge des Klimawandels immer extremer wird, sind in der
neuen geopolitischen und wirtschaftlichen Landschaft mehr
Marktschwankungen zu erwarten. ‚Normale‘ Jahre könnten eher die
Ausnahme werden.“
Zwtl.: Maßhalten
Die Zinswende war auch auf der Passivseite der Bilanzen der
privaten Haushalte deutlich zu spüren. Nachdem die globale
Privatverschuldung 2021 noch um 7,8 % gestiegen war, schwächte sich
das Wachstum im vergangenen Jahr deutlich auf 5,7 % ab. Der stärkste
Rückgang war in China zu verzeichnen: Das Schuldenwachstum von +5,4 %
2022 war das niedrigste Wachstum seit Beginn der Aufzeichnungen.
Insgesamt beliefen sich die Verbindlichkeiten der privaten Haushalte
weltweit Ende 2022 auf EUR 55,8 Billionen. Da sich der Abstand
zwischen Schulden- und Wirtschaftswachstum auf 3,9 Prozentpunkte
vergrößert hat, ist die globale Schuldenquote (Verbindlichkeiten in
Prozent des BIP) um mehr als 2 Prozentpunkte auf 66,1 % gesunken.
Damit liegt die globale Schuldenquote der privaten Haushalte wieder
ungefähr auf dem gleichen Niveau wie zu Beginn des Jahrtausends – ein
bemerkenswertes Maß an Stabilität, das kaum zu dem weit verbreiteten
Narrativ einer in Schulden ertrinkenden Welt passt. Allerdings haben
sich die Verhältnisse auf der Weltschuldenkarte stark verändert. In
erster Linie ist die Entwicklung in den Industrieländern durch
Stabilität gekennzeichnet. In den meisten Schwellenländern hingegen
sind die Schuldenquoten in den letzten zwei Jahrzehnten stark
gestiegen. An der Spitze der Liste steht China, wo sich die Quote auf
gut 61 % mehr als verdreifacht hat.
Die interaktive “Allianz Global Wealth Map” [finden Sie hier]
(
https://www.ots.at/redirect/allianz94).
Die Studie [finden Sie hier]
(
https://www.allianz.com/en/economic_research.html).
* * *
[1] Zum Brutto-Geldvermögen zählen Bargeld und Bankeinlagen,
Ansprüche gegenüber Versicherungen & Pensionsfonds, Wertpapiere
(Aktien, Anleihen und Anteile an Investmentfonds) sowie sonstige
finanzielle Forderungen.
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