31.08.2023,
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Wien (OTS) - APG-Factbox: Im Juli musste an 25 Tagen in die Fahrpläne
der Stromversorgung eingegriffen werden, um Engpässe im Stromnetz zu
vermeiden. Eine sichere Stromversorgung und vor allem die
Transformation hin zu einem nachhaltigen Energiesystem brauchen
dringend eine kapazitätsstarke und robuste Strominfrastruktur.
Um Überlastungen im Stromnetz zu verhindern und um die sichere
Stromversorgung zu gewährleisten, wird mit sogenannten
Redispatch-Maßnahmen der Stromfluss gesteuert. Darunter versteht man
den gezielten und kontrollierten Eingriff mittels Einsatzes
thermischer und hydraulischer Kraftwerke.
„Derartige Maßnahmen mussten im Jahresverlauf bis Ende Juli
bereits an 130 Tagen ergriffen werden. Mit 25 Tagen allein im Juli.“,
sagt Gerhard Christiner, technischer Vorstand der APG. Ein Umstand,
der zu bedenken gibt und auch teuer kommt. „Durch die für die sichere
Stromversorgung dringend erforderlichen Redispatch-Maßnahmen sind
allein im Juli Kosten in der Höhe von rund 19,7 Millionen Euro
angefallen. Wir reden hier von Kosten, die am Ende der Stromkunde
bezahlen muss. Ein leistungsstarkes Stromnetz mit ausreichenden
Kapazitäten würde den Redispatch-Bedarf erheblich verringern und die
Kosten reduzieren. Der unmittelbare Ausbau der Netzinfrastruktur hat
daher oberste Priorität“, erklärt Thomas Karall, kaufmännischer
Vorstand der APG.
Moderne und kapazitätsstarke Strominfrastruktur wichtigstes
Instrument der versorgungssicheren Energiewende.
Grund für die hohe Anzahl an Eingriffen ist das für den
Stromtransport zu schwache Stromnetz. „Der Ausbau der Erneuerbaren –
vor allem der PV Ausbau – schreitet erfreulicherweise schneller voran
als erwartet. Doch jetzt kommen wir langsam an einen Punkt, der die
Aufnahmekapazitäten der bestehenden Strominfrastruktur übersteigt.
Besonders unerfreulich ist die Entwicklung, dass regionale
Stromüberschüsse unkontrolliert in das Übertragungsnetz rückgespeist
werden, dies verursacht nicht nur Fehlprognosen, sondern es müssen
diese Überschüsse über den Regelenergiemarkt kostenintensiv aus dem
System genommen werden. Jetzt ist die Zeit, um beim Ausbau der
Erneuerbaren und parallel beim Ausbau des Stromnetzes aufs Tempo zu
drücken. Es braucht eine österreichweite, regional abgestimmte und
gesamthafte Systemplanung, damit eine sichere, nachhaltige und
unabhängige Transformation des Energiesystems gelingen kann. Die Uhr
tickt – es ist Zeit vom Reden ins Tun zu kommen“, betont Christiner.
Die Umsetzung einer versorgungssicheren Energiewende ist das Gebot
der Stunde. Dazu braucht es eine Gesamtsystemplanung sowie
entsprechende Kapazitäten in den Bereichen Netze, Speicher,
Produktion, Reserven und digitale Plattformtechnologien zur Nutzung
der Flexibilitäten aller Akteure des Systems. Dies alles muss
umgehend erfolgen. „Die Beschleunigung und Vereinfachung von
Genehmigungsverfahren sind dabei ein zentraler Hebel. Nur dann kann
das APG Investitionsprogramm in die heimische Strominfrastruktur
seinen Beitrag zum Gelingen der Energiewende, der sicheren
Transformation des Energiesystems, sowie der zunehmenden
Elektrifizierung aller Sektoren leisten“, betont Karall die
Notwendigkeit der raschen Umsetzung aller Projekte.
Die aktuellen Investitionen der APG in den Aus- und Umbau der
heimischen Strominfrastruktur umfassen allein 2023 rund 490 Millionen
Euro und in den nächsten 10 Jahren rund 3,5 Milliarden Euro.
Eigenstromverbrauch privater PV-Anlagen schafft Intransparenz im
Gesamtsystem
Im Juli (KW 27-30) wurde in Österreich eine Abgabe aus dem
öffentlichen Netz von 3.978 GWh (Gigawattstunden) gemessen. Eine
Verringerung im Stromverbrauch um rund 10,7 Prozent verglichen mit
dem Durchschnitt der Jahre 2017 bis 2021 (4.453 GWh). Hierbei kann
allerdings nicht von einer Stromverbrauchs-Einsparung gesprochen
werden, da besonders in den Sommermonaten bereits viele Haushalte
bzw. Gewerbebetriebe einen Teil des eigenen Stromverbrauchs mit einer
Photovoltaik-Anlage decken.
Gleichzeitig kommt es zu unkontrolliertem Rückspeisen von
regionalen Stromüberschüssen aus dem Verteilnetz in das
Übertragungsnetz – an sonnigen Tagen sind das mittlerweile mehrere
hundert Megawatt. Um Überlastungen des Systems zu verhindern, müssen
diese Strommengen deswegen sehr kostenintensiv über den
Regelenergiemarkt aus dem System genommen werden. Darüber hinaus
erschweren diese Entwicklungen die die Prognose für den Strombezug
aus dem öffentlichen Netz zunehmend. Die ursprüngliche
Stromverbrauchsspitze zu Mittag senkt sich zunehmend ein und die
gewohnte Verbrauchscharakteristik verändert sich dadurch.
„Das Schwierige ist, dass die stark steigende Zahl an privaten
Photovoltaik Anlagen für eine immer größere Dunkelziffer beim
öffentlichen Strombedarf sorgt. Zu Mittag wird viel Eigenstrom
erzeugt, am Abend wird wieder vermehrt Strom aus dem öffentlichen
Netz bezogen. Das verändert die Strompreise und ist mittel- und
langfristig eine Herausforderung für den Betrieb. Für eine bessere
Planung und mehr Transparenz für den Stromkunden braucht es eine
durchgehende Digitalisierung aller Akteure des Stromsystems“, erklärt
Gerhard Christiner, technischer Vorstand der APG.
97% Deckung durch Erneuerbare
Im Juli (KW 27-30) konnte der Stromverbrauch bilanziell zu 97
Prozent durch erneuerbare Energien gedeckt werden. Insgesamt wurden
im Juli 3.867 GWh erneuerbarer Strom in Österreich produziert.
Hauptanteil daran hatte die Wasserkraft, die mit 3.052 GWh Strom rund
79 Prozent der Erneuerbaren ausmachte. Einzig in KW 30 war es möglich
den österreichischen Strombedarf bilanziell zu 100% durch Erneuerbare
zu decken.
Durch die geringere Produktionskraft von erneuerbaren Energien in
den ersten Juliwochen, die der landesweiten Trockenheit geschuldet
war, musste Österreich wieder vermehrt Strom importieren. Die letzte
Juliwoche ermöglichte durch den Anstieg Laufwassererzeugung wieder
vermehrte Exporte, trotzdem wurde Österreich bilanziell wieder zum
Importland.
Regionale hohe Netzeinspeisung durch Wasserkraft in Tirol und
Oberösterreich
Über das regionale Stromnetz der APG wird auch der
Energieaustausch innerhalb des Landes ermöglicht. Stromüberschüsse
der einzelnen Bundesländer können dadurch österreichweit verteilt und
Defizite kompensiert werden.
Durch die gute Stromerzeugung aus Wasserkraft im Juli konnten die
Bundesländer Tirol und Oberösterreich einen hohen Energieüberschuss
erzeugen und über das APG-Netz österreichweit zur Verfügung stellen.
Tirol konnte damit 309 GWh in das überregionale Netz einspeisen und
Oberösterreich 227 GWh. Wien musste mit 386 GWh, neben
Niederösterreich (173 GWh) am meisten Strom aus dem Netz beziehen.
APG verfolgt laufend die Entwicklung der heimischen E-Wirtschaft
und veröffentlicht unter [www.apg.at/infografiken]
(
http://www.apg.at/infografiken) regelmäßig Grafiken zu den Themen:
Energieaustausch, Stromverbrauch Österreich, Stromerzeugung
Erneuerbare, Import/Export u.v.a.m.
Über Austrian Power Grid (APG)
Als unabhängiger Übertragungsnetzanbieter verantwortet Austrian
Power Grid (APG) die sichere Stromversorgung Österreichs. Mit unserer
leistungsstarken und digitalen Strominfrastruktur, sowie der
Anwendung von State-of-the-art-Technologien integrieren wir die
erneuerbaren Energien, sind Plattform für den Strommarkt, schaffen
Zugang zu preisgünstigem Strom für Österreichs Konsument:innen und
bilden so die Basis für einen versorgungssicheren sowie
zukunftsfähigen Wirtschafts- und Lebensstandort. Das APG-Netz
erstreckt sich auf einer Trassenlänge von etwa 3.400 km, welches das
Unternehmen mit einem Team von rund 733 Spezialist:innen betreibt,
instand hält und laufend den steigenden Anforderungen der
Elektrifizierung von Gesellschaft, Wirtschaft und Industrie anpasst.
Auch 2022 lag die Versorgungssicherheit, dank der engagierten
Mitarbeiter:innen, bei 99,99 Prozent und somit im weltweiten
Spitzenfeld. Unsere Investitionen in Höhe von 490 Millionen Euro 2023
(2022: 370 Mio. Euro) sind Wirtschaftsmotor und wesentlicher Baustein
für die Erreichung der Klima- und Energieziele Österreichs. Insgesamt
wird APG bis 2032 rund 3,5 Milliarden Euro in den Netzaus- und Umbau
investieren. Das sind rund 19 Prozent der insgesamt 18 Milliarden
Euro, die die E-Wirtschaft in den kommenden zehn Jahren in die
Netzinfrastruktur investieren wird.
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