20.07.2023,
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Wien (OTS) - Bei der Suche nach Lösungen, um das Ernährungs- und
Gesundheitssystem zu entlasten, spielt die Reduktion von
Portionsgrößen in Public-Health-Strategien nach wie vor eine
untergeordnete Rolle. Zu Unrecht, wie Organisationen wie die WHO, die
OECD und das McKinsey Global Institute regelmäßig betonen. Sie zeigen
klar auf, dass es die Maßnahme mit der besten Kosteneffizienz und dem
höchsten Impact ist, wenn es darum geht, die Prävalenz von
Übergewicht und Adipositas zu senken. Darüber hinaus tragen große
Portionen zum Aufkommen von vermeidbaren Lebensmittelabfällen bei.
Beide Ziele – der Entwicklung von Adipositas ebenso wie der
Entstehung von Food Waste entgegenzusteuern –, erfordern einen
gesellschaftlichen Wandel, wofür vielerlei Maßnahmen in Betracht
kommen: jene, die auf das persönliche Verhalten abzielen, und jene,
welche die Umwelt betreffen. Dazu kommen in der aktuellen Ausgabe von
ernährung heute, dem Magazin des forum. ernährung heute (f.eh),
unterschiedliche Experten zu den Ursachen und möglichen Lösungen zu
Wort.
Marlies Gruber, Geschäftsführerin des f.eh: "Kleinere Portionen
wieder zum Standard zu machen, wird nicht immer einfach sein. Doch
wenn wir uns mehr Zeit zum Essen nehmen und sensorisch
Anspruchsvolleres konsumieren, fühlen wir uns auch mit 10 bis 20
Prozent weniger Kalorien genauso satt. Im Alltag bedeutet das, dem
bewussten Essen, Trinken und Genießen erneut mehr Platz zu geben, die
Wertschätzung zu steigern und die kleinere Portionsvariante als
Healthy Choice zu verstehen. Das ist wesentlich, um einen
genussvollen Zugang zum Essen zu entwickeln."
Während die Ernährungspolitik zur Reduktion von Übergewicht und
Adipositas vorwiegend Fiskalmaßnahmen, Werbeverbote,
Rezepturänderungen und erweiterte Kennzeichnungsmodelle diskutiert,
sind die Portionen in den vergangenen Jahrzehnten sukzessive größer
geworden. Dadurch nehmen wir mehr Energie auf, auch, weil die meisten
Menschen unbewusst zum Aufessen tendieren. Selbst die sogenannten Non
Plate Clearers essen bei überdimensionierten Portionen mehr.
Zwtl.: Gesellschaftliche Folgen
Die Folgen für die Betroffenen und das Gesundheitssystem sind
dramatisch: Laut Zahlen der WHO sind weltweit 40 Prozent der Menschen
übergewichtig oder adipös, was die Prävalenz von Folgeerkrankungen
erhöht. So weisen erwerbstätige Menschen mit einem BMI ab 27 im
Median deutlich mehr Krankenstandstage auf als Normalgewichtige.
Liegt der BMI über 40, haben Arbeitnehmer sogar knapp dreimal so
viele Fehltage. Menschen mit Übergewicht nehmen zudem mehr
Gesundheitsleistungen in Anspruch. Laut OECD verringern die Folgen
von Adipositas das österreichische Bruttoinlandsprodukt um 2,5
Prozent bzw. rund 10 Mrd. EUR pro Jahr, wie Dr. Manuel Schätzer von
SIPCAN in seinem Beitrag für ernährung heute erläutert. Kleinere
Portionsgrößen bewerten OECD, WHO und das Global McKinsey Institute
als den zentralen Baustein von Public-Health-Strategien.
Dabei können Anbieter einen wesentlichen Beitrag leisten. Die
Portionskontrolle kann als Healthy Choice positioniert werden und
kleinere Portions- und Packungsvarianten könnten zum Standard werden.
Adäquate Packungsgrößen, die auch eine längere Lagerung ermöglichen,
können zudem helfen, Food Waste in den Haushalten zu reduzieren.
Immerhin fallen über 50 Prozent der Lebensmittelabfälle im Haushalt
an.
Auch in der Gastronomie könnte man durch kleinere Portionen
Lebensmittelabfälle um etwa 20 Prozent verringern und damit auch die
Ressourcenverschwendung für deren Produktion einschränken. Eine
Redimensionierung trägt somit auch zu einem nachhaltigeren
Ernährungssystem bei.
Zwtl.: Bewusstsein für Downsizing stärken
Was aber wären Lösungen, um die Portionsgrößen und aufgenommene
Energiemenge zu senken? Unser Sattheitsgefühl ist von vielen
unterschiedlichen Faktoren abhängig, die sich gezielt einsetzen
lassen. Je nach Mahlzeitendauer und Komplexität der Speise können wir
uns mit etwa 10 bis 20 Prozent weniger Kalorien genauso satt fühlen.
Ass.-Prof. DI Dr. Klaus Dürrschmid von der BOKU Wien nennt konkret
als modulierende Faktoren eine langsame Essgeschwindigkeit, eine
Textur, die intensives Kauen erfordert sowie texturale und
sensorische Komplexität.
Ein anderer Punkt ist, das Bewusstsein für adäquate Verzehrmengen
über Lebensmittelinformation und Marketing zu schärfen. Die
Europäische Kommission hat zwar im Rahmen der
Lebensmittelinformationsverordnung Vorgaben zur Angabe von
Portionsgrößen zu erlassen, diese sind jedoch noch ausständig.
Brancheninterne harmonisierte Angaben sind dennoch wünschenswert, wie
das etwa bei Getränken mit 250 ml der Fall ist.
Zwtl.: Weitere Themen in der aktuellen Ausgabe
ernährung heute hat sich Nudging als einen Lösungsansatz für Verhaltensänderungen angesehen und es in einem Interview mit Rechtsanwalt Prof. DDr. Tade Matthias Spranger gesetzlichen Steuerungsmaßnahmen gegenübergestellt.\nViele Menschen verzichten heutzutage freiwillig auf
Weizenprodukte. Doch für wen ist das sinnvoll und was gehört ins Reich der Mythen? Eine Übersicht erstellten Evelyn Matousch, BSc., und Elisabeth Sperr, MSc., wissenschaftliche Mitarbeiterinnen im f.eh.\nDurch die steigende Produktvielfalt gewinnt Mehl an Beliebtheit. Ernährungswissenschaftlerin Dr. Eva Derndorfer hat sich die unterschiedlichen Produkte und ihre Herkunft angesehen.\nOb im Urlaub in Italien oder auf Balkonien – im Sommer ist der Balsamico omnipräsent. Dr. Eva Derndorfer hat den Essig unter die Lupe genommen und zeigt vielfältige Verwendungsmöglichkeiten auf.\n Das Heft wird auf Anfrage an [presse@forum-ernaehrung.at]
(
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