17.01.2020, 7324 Zeichen
Schöne EVN-HV. Ja, das war wirklich ein gelungenes Fest. Da hat heuer alles gepasst. Die Stimmung war gut, die Anleger kamen wieder einmal zusammen. Als wir von der U1 rauf kamen, erwartete uns wie am Tag der EVN-HV üblich das Gelbjackenempfangskomitee der Wiener Linien, wir VIPs mit gültiger Fahrkarte durften passieren. Gleich danach trafen wir auf eine Frau mit EVN-Tafel, die uns sogar hinauf zum Bus begleiten wollte, damit wir auf diesem großen Bahnhof nur ja nicht verloren gehen, und im Erdgeschoß wartete schon die nächste junge Frau mit EVN-Tafel. Der zweite Shuttlebus wartete sage und schreibe eine halbe Stunde auf die Aktionäre, die eventuell mit Verspätung noch dahergelaufen kommen. Die durch die verzögerte Abfahrt gewonnene Zeit nutzten einige Aktionäre für profitable Finanzgeschäfte: Im Supermarkt im 1. Untergeschoß gab es Wertpapiere mit einer garantierten Rendite von 11% zu kaufen. Gutscheinkarten im Wert von 100 Euro um 90 Euro mit unbegrenzter Gültigkeit, einzulösen in allen Filialen dieser Kette. In Zeiten von Nullzinsen konnte man unmöglich Nein sagen. Unangenehm war die bei der EVN übliche Sicherheitskontrolle, angenehm der Empfang mit Kaffee und Kuchen. Und dann begann auch schon die HV.
Zu Beginn der HV waren 483 Aktionäre mit 151,480.615 Aktien anwesend, größte Aktionärin war die NÖ Landesbeteiligungsholding GmbH mit 91,737.986 Aktien, zweitgrößte die ENBV Trust E.V. mit 51,000.000 Aktien, die letzte siebenstellige Aktienanzahl hielt die norwegische Regierung mit 1,385.951 Stück. Jeweils Hunderttausende Aktien hatten dann noch Vanguard, Amundi, Lansdowne, Erste Asset Management, Raiffeisen Österreichfonds und andere. Die Vorstandspräsentation geriet mit 30 Minuten angenehm kurz. Wir erfuhren von positiven (unbaren) Wertaufholungen von 110 Mio. Euro, von gesteigerter Einbringlichkeit von Forderungen in Südosteuropa, gesteigerter Windkraftproduktion (nun 367 MB, Ziel 500 MB), bei Photovoltaik habe man noch keine Entscheidung getroffen, sinnvoll sehe man die Nutzung von Freiflächen bei Kraftwerken, da dort auch gleich die Anschlüsse vorhanden seien, was beträchtliche Synergien ergebe. Die Investitionen in die Netzinfrastruktur seien beträchtlich, man müsse die steigende Strommenge ja auch abtransportieren, private Photovoltaikanlagen würden uns vor Herausforderungen stellen. Lokale Hausbrunnen würden aufgelassen, da sie den gestiegenen Anforderungen nicht mehr entsprechen würden. In Petronell werde man im Jahr 2021 die fünfte Naturfilteranlage der EVN eröffnen, wodurch man 50.000 Menschen in 10 Gemeinden östlich von Schwechat ohne Chemie mit weicherem Wasser versorgen könne. Das Kläranlagengeschäft werde man nach Litauen, Polen, Kroatien und Bahrain ausweiten. Wir wollen den Phosphor rückgewinnen. In Kuwait gebe es Fortschritte in den vorbereitenden Verhandlungen für die Abwasseraufbereitung, auf die endgültige Auftragsvergabe warten wir noch.
Der erste Redner sah sich als "persönlich von einem Windpark betroffen", es ging um den Windpark Irnfritz-Japons im Waldviertel, der von der EVN nach Ablauf der Förderperiode repowert werden soll. Er hatte viele Fragen bezüglich Umweltverträglichkeit, alles in höflichem Ton vorgetragen. Dr. Knap fragte nach einer Wertsicherung der Dividende, und er fand den Aufsichtsrat unterbezahlt. Er fragte nach unserer weiteren Vorgangsweise bezüglich Budva in Montenegro, nach Rückstellungen für die laufende Betriebsprüfung in der steuerlichen Gruppe der NÖ Landesbeteiligungsholding GmbH, der auch die EVN angehört. Weiters fragte er nach der Drohverlustrückstellung, die 10,5% der Bilanzsumme ausmache. Laut Vorstandsmitglied Franz Mittermayer verbrennen wir fast 2 Mio. Schüttraummeter und seien somit einer der größten Biomasseverwerter. Dürnrohr sei aus wirtschaftlichen Gründen geschlossen worden, weil die CO2-Zertifikatspreise von 10 auf 25 Euro gestiegen seien. Man habe das Kraftwerk 33 Jahre in Betrieb gehabt und 11,5 Mio. Tonnen Kohle verbrannt, das sei die Menge, die China in zwei Tagen abbaue. Dioxin bilde sich bei Verbrennungstemperaturen von 1.000 Grad keines, und das Dioxin, das sich bei der Abkühlung bilde, werde über Abgaswäsche und Katalysator vernichtet. Die Anlagen in Theiß habe man konserviert, könne man leider nicht in Betrieb halten, da die Schwarzstartfähigkeit für die Behörde nichts wert zu sein scheine. Wir hätten von unten nach oben gestartet, um einen Inselbetrieb in NÖ aufzubauen, das sei uns von der Behörde nicht genehmigt worden. Nun geschehe der Netzwiederaufbau von oben nach unten. Die Bohrlöcher der RAG seien verkauft worden, weil man sich auf Wasserstoff konzentrieren wolle, der auch gespeichert werden müsse. Das Kraftwerk Walsum sei wegen der Strompreisentwicklung mit 13 Mio. Euro wertberichtigt worden, der Buchwert betrage nun 89 Mio. Euro. Den Photovoltaikausbau auf den Dächern, von der Regierung angestrebt, würden am Ende die Bürger zu zahlen haben. Die Anlage in Budva funktioniere, die Sache sei jetzt beim Schiedsgericht, daher könne er nicht mehr sagen, die deutsche Garantie gebe uns Absicherung. Für die Betriebsprüfung durch das Finanzamt seien 4 Mio. Euro rückgestellt worden, man erwarte keine darüber hinausgehenden Belastungen. Die Drohverlustrückstellung gebe es in der Konzernbilanz nicht, weil sie den Strombezug aus dem Kraftwerk Walsum betreffe, eine Joint Operation der EVN
Der durchschnittliche Bruttobezug eines EVN-Mitarbeiters in Österreich liege bei 60.700 Euro, incl. Zulagen bei 77.000 Euro. Auf der HV sollte eine AR-Vergütung in Höhe von "nicht mehr als dem durchschnittlichen jährlichen Bruttobezug der in Österreich tätigen Mitarbeiter des EVN-Konzerns auf Vollzeitbasis" pro AR-Mitglied beschlossen werden, also aktuell 154.000 Euro pro Person, plus Sitzungsgelder. Zusätzlich "kann" für AR-Mitglieder eine D&O-Versicherung und eine Risikoversicherung abgeschlossen werden. In mehreren Wortmeldungen wurde die Service-Hotline der EVN sehr negativ erwähnt, bis hin zur Forderung nach Entlassung eines Mitarbeiters. Der rasche Schritt zur Klage gegen EVN-Kunden bei Verfehlungen wie Unterlassen der Ummeldug nach Tod des vorherigen Kunden wurde beanstandet, insbesondere wegen der hohen Kosten, die die Kunden zu tragen hätten. Seitens des Vorstands wurde versichert, dass man davon ausgehe, dass sich unsere Leute korrekt verhalten, stolz sei man darauf nicht, "wenn das so war". Erwähnen möchte ich, dass "Konsumentenschutzfragen" laut HV-Experten nichts auf einer HV zu suchen haben. Allerdings ist es wohl für viele Menschen die einzige Möglichkeit, dem Vorstand direkt etwas mitzuteilen, das auch bei ihm ankommt, und sie können aus den Gesichtern des Vorstands ablesen, wie die Geschichte aufgenommen wurde. Da man den Beschwerdeführer ausreden hat lassen, und da der Vorstand zugesichert hat, sich die Sache anzuschauen, sehe ich die Geschichte positiv. Ich gehe davon aus, dass der Vorstand die betreffenden Mitarbeiter zu besserer Servicequalität ermuntern wird, und wir werden nächstes Jahr sehr positive Geschichten hören. Zu den Mitarbeitern von impacts catering, die auf der HV auch zugegen waren, gab es ausnahmslos positive Rückmeldungen. Sie waren sehr bemüht, alle Aktionäre waren zufrieden.
EVN ( Akt. Indikation: 17,48 /17,52, 1,04%)
(Der Input von Günter Luntsch für den http://www.boerse-social.com/gabb vom 17.01.)
Wiener Börse Party #698: Was hat Porsche mit Varta vor? Valneva top, was Thomas Arnoldner und ich bei Die Seer machten
EVN
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