Wolfgang Zinggl und seine Probleme mit dem Betongold (Günter Luntsch)

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24.06.2019, 5696 Zeichen



Betongold. JETZT-Klubobmann Wolfgang Zinggl erklärte anlässlich seiner Pressekonferenz am 21.6.19 detailreich die wunderbare Wertvermehrung bei Wohnungen von gemeinnützigen Bauvereinigungen, sobald sie in andere Hände kommen. Anders als man es von einem Politiker vielleicht erwarten würde, sah er darin keinen Skandal, sondern er bekräftigte sogar, dass das zur Zeit legal sei. Politiker seien Gesetzgeber, sie hätten die Gesetze zu beschließen, die so etwas verhindern oder weiter erlauben würden. Er sieht den Steuerzahler geschädigt. Im aktuellen Fall, wo das Burgenland (Wiener Wohnbaugesellschaften hätten ihren Sitz ins Burgenland verlegt, und es stehen dem Bundesland wegen der gewährten Förderungen Abschlagszahlungen für den Verkauf von gemeinnützigen Wohnungen zu, wo die Gesellschaft zuletzt den Sitz hatte) 70 Mio. Euro einklagen möchte, sehe er einen Schaden von 250 Mio. Euro.

Kapitalismus mag in seiner Reinform eine Berechtigung haben, Sozialismus in seiner Reinform ebenso, aber ein Hybrid in der Form ist abzulehnen, wo Investitionen sozialisiert, die Gewinne aber privatisiert werden, das ist meine Meinung. Und um genau das geht es hier: Aus den Mitteln der Wohnbauförderung (Steuergeld) errichteten die gemeinnützigen Bauvereinigungen Aichfeld, Riedenhof und Gesfö Tausende Sozialwohnungen, um den nicht so Begüterten leistbare Wohnungen anbieten zu können. Wer in den 60ern und 70ern eine Wohnung mit Ablöse gesucht hat, weiss ein Lied davon zu singen, wie Wohnungssuchende auf dem "Markt" im Normalfall damals abgezockt worden sind. Das ganze ist nur aufgrund verstärkter Wohnbautätigkeit entschärft worden. Kein Wunder, dass Gemeinde- und Genossenschaftswohnungen heiß begehrt waren. Diese wurden kostendeckend angeboten, aber ohne große Gewinnerzielungsabsicht. Das Schöne: Da der schnelle Reibach nicht das Ziel war, wurden sie auch gut instandgehalten.

"Zwischen 2007 und 2014 wurden diese Bauvereinigungen aber mit komplexen Verwischungsstrategien von neuen Eigentümern übernommen. Zu den meisten der neuen Eigentümer hat Michael Tojner ein wirtschaftliches oder familiäres Naheverhältnis, und mittlerweile ist er der Rechtsnachfolger aller drei ursprünglich gemeinnützigen Bauvereinigungen." Davor aber schon wurde der Entzug der Gemeinnützigkeit aller drei Wohnbaugesellschaften provoziert. Die neuen Eigentümer verkauften die meisten der 2.500 Sozialwohnungen, zumindest 1.000 davon kaufte der Badener Rechtsanwalt Martin Prokopp über seine Firmen zum Schnäppchenpreis von durchschnittlich 22.000 Euro pro Wohnung, die im Durchschnitt 57 m2 hätten. Es ist möglich, dass Prokopp nur Treuhänder für einen anderen Investor war. Seit März 2019 jedenfalls würde Tojner als wirtschaftlicher Eigentümer dieser Firmen geführt. Diese Firmen hätten 734 Wohnungen um durchschnittlich 57.000 (wieder für 57 m2) an die Wiener Privatbank (Paketpreis!) weiterverkauft, sie verlange für eine Wohnung mittlerweile 124.000 Euro, also doppelt soviel, wie sie wenige Jahre davor bezahlt habe.

Das Ganze ist natürlich nicht im Sinne des Steuerzahlers. Als Wiener-Privatbank-Aktionär freut man sich aber immer, wenn sie zu guten Preisen kaufen können. Der Gewinn liegt im Einkauf. Und wo kriegt man heute wirklich noch eine Wohnung um 1.000 Euro pro m2? Die Wiener Privatbank hatte wie so oft einen guten Riecher, und wenn sie nicht zugegriffen hätte: zu diesem Preis hätte auf jeden Fall ein anderer zugegriffen! Der Kauf durch die Wiener Privatbank war offenbar in Ordnung, jeder Kaufinteressent erfährt, dass es sich um ehemalige Sozialwohnungen handelt. Das heißt, der Kaufinteressent wird keine Luxuswohnungen erwarten. Wer als Letzter in der Kette noch zuschlagen will: Auch er bekommt die Wohnungen noch zu guten Preisen, also knapp über 2.000 Euro pro m2 für unbefristet vermietete Wohnungen könnten sich bei langfristigem Horizont rechnen. Allerdings ist natürlich Vorsicht geboten: ohne Erfahrung sollte man sich nur mit guter Beratung in das Abenteuer "gebrauchte Eigentumswohnung mit unbefristetem Mieter drin" wagen. Ab etwa 60.000 Euro Kapital kann man unter "Alt-Wiener Vorsorgewohnung" schon gustieren: https://www.wienerprivatbank.com/immobilien/ Risikohinweis: Ein Teil der Immobilien der Wiener Privatbank wurde im Hinblick auf die erwartete (und gescheiterte) Übernahme abgespalten. Ob der aktuelle Wiener-Privatbank-Aktionär also hier profitiert, kann ich ohne weiterführende Recherche nicht 100%ig bestätigen. Die Geschichte soll in erster Linie dazu dienen, zu illustrieren, wie es die Wiener Privatbank immer wieder schafft, uns positiv zu überraschen. Eben mit dem richtigen Riecher für solche Geschäftschancen.

Zinggl findet es schade, dass geförderter und somit leistbarer Wohnraum in die Hände von "Spekulanten" wandert und möchte dem für die Zukunft einen gesetzlichen Riegel vorschieben. Es würde zwar mit der bevorstehenden Novelle einiges ein bisserl verbessert, aber das sei zuwenig, er habe die ÖVP leider nicht überzeugen können, dass so etwas unterbunden werden müsse. Insbesondere solle es eine 25jährige Mietpreisdeckelung für gemeinnützige Wohnungen geben, die bereits verkauft worden sind, und das Verbot von touristischer Kurzvermietung in eben diesen Wohnungen, die jeweils 2.400 Euro im Monat bringen könne. Wolfgang Zinggl blieb auch nach dem offiziellen Teil der Pressekonferenz noch für weitere Gespräche bei uns, was ich weidlich ausgenützt habe. Aufgrund seiner bedachtsamen Art, sich auszudrücken, alles andere als marktschreierisch, sehe ich ihn jedenfalls als Bereicherung für die Politik, und ich hoffe, er bleibt uns dort noch viele Jahre erhalten.

(Der Input von Günter Luntsch für den http://www.boerse-social.com/gabb vom 24.06.)



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    Kapitalismus mag in seiner Reinform eine Berechtigung haben, Sozialismus in seiner Reinform ebenso, aber ein Hybrid in der Form ist abzulehnen, wo Investitionen sozialisiert, die Gewinne aber privatisiert werden, das ist meine Meinung. Und um genau das geht es hier: Aus den Mitteln der Wohnbauförderung (Steuergeld) errichteten die gemeinnützigen Bauvereinigungen Aichfeld, Riedenhof und Gesfö Tausende Sozialwohnungen, um den nicht so Begüterten leistbare Wohnungen anbieten zu können. Wer in den 60ern und 70ern eine Wohnung mit Ablöse gesucht hat, weiss ein Lied davon zu singen, wie Wohnungssuchende auf dem "Markt" im Normalfall damals abgezockt worden sind. Das ganze ist nur aufgrund verstärkter Wohnbautätigkeit entschärft worden. Kein Wunder, dass Gemeinde- und Genossenschaftswohnungen heiß begehrt waren. Diese wurden kostendeckend angeboten, aber ohne große Gewinnerzielungsabsicht. Das Schöne: Da der schnelle Reibach nicht das Ziel war, wurden sie auch gut instandgehalten.

    "Zwischen 2007 und 2014 wurden diese Bauvereinigungen aber mit komplexen Verwischungsstrategien von neuen Eigentümern übernommen. Zu den meisten der neuen Eigentümer hat Michael Tojner ein wirtschaftliches oder familiäres Naheverhältnis, und mittlerweile ist er der Rechtsnachfolger aller drei ursprünglich gemeinnützigen Bauvereinigungen." Davor aber schon wurde der Entzug der Gemeinnützigkeit aller drei Wohnbaugesellschaften provoziert. Die neuen Eigentümer verkauften die meisten der 2.500 Sozialwohnungen, zumindest 1.000 davon kaufte der Badener Rechtsanwalt Martin Prokopp über seine Firmen zum Schnäppchenpreis von durchschnittlich 22.000 Euro pro Wohnung, die im Durchschnitt 57 m2 hätten. Es ist möglich, dass Prokopp nur Treuhänder für einen anderen Investor war. Seit März 2019 jedenfalls würde Tojner als wirtschaftlicher Eigentümer dieser Firmen geführt. Diese Firmen hätten 734 Wohnungen um durchschnittlich 57.000 (wieder für 57 m2) an die Wiener Privatbank (Paketpreis!) weiterverkauft, sie verlange für eine Wohnung mittlerweile 124.000 Euro, also doppelt soviel, wie sie wenige Jahre davor bezahlt habe.

    Das Ganze ist natürlich nicht im Sinne des Steuerzahlers. Als Wiener-Privatbank-Aktionär freut man sich aber immer, wenn sie zu guten Preisen kaufen können. Der Gewinn liegt im Einkauf. Und wo kriegt man heute wirklich noch eine Wohnung um 1.000 Euro pro m2? Die Wiener Privatbank hatte wie so oft einen guten Riecher, und wenn sie nicht zugegriffen hätte: zu diesem Preis hätte auf jeden Fall ein anderer zugegriffen! Der Kauf durch die Wiener Privatbank war offenbar in Ordnung, jeder Kaufinteressent erfährt, dass es sich um ehemalige Sozialwohnungen handelt. Das heißt, der Kaufinteressent wird keine Luxuswohnungen erwarten. Wer als Letzter in der Kette noch zuschlagen will: Auch er bekommt die Wohnungen noch zu guten Preisen, also knapp über 2.000 Euro pro m2 für unbefristet vermietete Wohnungen könnten sich bei langfristigem Horizont rechnen. Allerdings ist natürlich Vorsicht geboten: ohne Erfahrung sollte man sich nur mit guter Beratung in das Abenteuer "gebrauchte Eigentumswohnung mit unbefristetem Mieter drin" wagen. Ab etwa 60.000 Euro Kapital kann man unter "Alt-Wiener Vorsorgewohnung" schon gustieren: https://www.wienerprivatbank.com/immobilien/ Risikohinweis: Ein Teil der Immobilien der Wiener Privatbank wurde im Hinblick auf die erwartete (und gescheiterte) Übernahme abgespalten. Ob der aktuelle Wiener-Privatbank-Aktionär also hier profitiert, kann ich ohne weiterführende Recherche nicht 100%ig bestätigen. Die Geschichte soll in erster Linie dazu dienen, zu illustrieren, wie es die Wiener Privatbank immer wieder schafft, uns positiv zu überraschen. Eben mit dem richtigen Riecher für solche Geschäftschancen.

    Zinggl findet es schade, dass geförderter und somit leistbarer Wohnraum in die Hände von "Spekulanten" wandert und möchte dem für die Zukunft einen gesetzlichen Riegel vorschieben. Es würde zwar mit der bevorstehenden Novelle einiges ein bisserl verbessert, aber das sei zuwenig, er habe die ÖVP leider nicht überzeugen können, dass so etwas unterbunden werden müsse. Insbesondere solle es eine 25jährige Mietpreisdeckelung für gemeinnützige Wohnungen geben, die bereits verkauft worden sind, und das Verbot von touristischer Kurzvermietung in eben diesen Wohnungen, die jeweils 2.400 Euro im Monat bringen könne. Wolfgang Zinggl blieb auch nach dem offiziellen Teil der Pressekonferenz noch für weitere Gespräche bei uns, was ich weidlich ausgenützt habe. Aufgrund seiner bedachtsamen Art, sich auszudrücken, alles andere als marktschreierisch, sehe ich ihn jedenfalls als Bereicherung für die Politik, und ich hoffe, er bleibt uns dort noch viele Jahre erhalten.

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