31.01.2019, 7058 Zeichen
Andreas Kern" data-udi="umb://media/6dc0a03189d846a88cd0b6381a4e183f" />
seit Monaten werden die Märkte durch die immer gleichen Themen gequält: Handelsstreit, Brexit, etc. Was zunächst ein eher diffuses Gefühl unter Investoren erzeugte, lastete in der Folge als Kaufzurückhaltung und Abgabebereitschaft auf den Kursen. Nun scheinen sich die Befürchtungen bei den Unternehmen zu materialisieren, zumindest bei einigen. Immerhin haben zuletzt immer mehr Vorstände explizit auf genau diese Störfaktoren als Ursache verschlechterter Geschäfte hingewiesen. Geradezu an das Abhaken einer Krisen-Checkliste erinnert folgende Passage aus der jüngsten ad-hoc-Meldung des Lichtspezialisten Osram: „Hierbei wirken sich besonders die anhaltenden Handelskonflikte, die Wachstumsschwäche in China und die allgemeinen politischen Unsicherheiten belastend aus.“ Ähnliche Sätze werden sich demnächst wohl noch in weitere Unternehmensmeldungen einschleichen. Wieder einmal hat die Börse also ihren 7. Sinn unter Beweis gestellt, als sie, trotz eines scheinbar noch blauen Konjunkturhimmels, die Kurse im letzten Jahr auf Talfahrt schickte.
Im Windschatten
Spannender als die Beschreibung der aktuellen Lage ist jedoch die Frage, wie lange diese Situation anhalten wird. Dabei ist zu berücksichtigen, dass der eine oder andere Vorstand versucht sein dürfte, eigene Fehler im Windschatten der weltwirtschaftlichen Herausforderungen klein zu reden. Dass es auch anders geht, belegen die gerade veröffentlichten Quartalszahlen von Procter & Gamble und IBM. Für Anleger ergibt sich in diesem Umfeld daher die Notwendigkeit, jede einzelne Aktienposition kritisch zu hinterfragen. Stock Picking gewinnt künftig wieder an Bedeutung und die Spreu trennt sich erneut vom Weizen.
Champions von morgen
Wo aber sind die Unternehmen, die auch in dieser Zeit eine intakte (Wachstums-)Story präsentieren können? Ein guter Trader sollte sich diese Frage stellen und genau dort investieren, wo die Antwort positiv ausfällt. Leon Sanders („MavTrade“) hat in seinem wikifolio „FutureMarkets“ explizit einzelne Zukunftsmärkte im Blick, die trotz konjunktureller Fragezeichen über ein attraktives strukturelles Wachstum verfügen.
Als Beispiele nennt er die Bereiche Mobile Payment, Internetsicherheit, E-Sports, Biotechnologie und Elektromobilität. Dabei konzentriert sich Sanders auf Unternehmen, die bereits Gewinne erzielen und diese im Zuge ihrer Wachstumsstrategie möglichst auch schon jedes Jahr steigern konnten.
In seinem wikifolio finden sich entsprechend eher kleine bis mittelgroße Firmen. Allerdings ist die Top-Position, der Zahlungsabwickler Wirecard, seit einigen Monaten sogar ein Mitglied der exklusiven DAX-Familie. Branchenfokus und Titelauswahl führten trotz schwieriger Märkte in den vergangenen zwölf Monaten in einem Wertzuwachs von gut 4 %. Seit dem Start im September 2016 sind es sogar mehr als 107 %!
Rules rule!
Anstatt der alten Kostolany-Empfehlung zu folgen, in schwierigen Börsenphasen einfach Schlaftabletten zu schlucken, setzt Stephan Beier („Trendfolge“) auf aktives Trading nach Trendsignalen. Zeigen die Fundamentaldaten eine positive Entwicklung und gibt die Charttechnik grünes Licht, kauft Beier den entsprechenden Titel für sein wikifolio „Trendfolge Long/Short Smallcap“. Entsprechend führt das Unterschreiten wichtiger Unterstützungen zum Verkauf der Position. In fallenden Märkten sollen dagegen regelmäßig keine Aktien gehalten werden. Stattdessen will Beier mit Short-ETFs auf Indizes wie DAX oder TecDAX auch in einem solchen Umfeld Geld verdienen. Durch ein konsequentes Money Management sollen zudem potenzielle Verluste und das Risiko jedes einzelnen Trades begrenzt werden.
Dass der als „Guter Money Manager“ und für sein „Kontinuierliches Wachstum“ ausgezeichnete Beier in der jetzigen Börsenphase kaum Chancen sieht, dokumentiert eine Cash-Quote von über 80 %. Einzig die Aktien von Eckert & Ziegler, Leifheit und Carl-Zeiss Meditec genügten zuletzt seinen strengen Regeln. Ein Plus von knapp 2 % auf Jahressicht ist durchaus respektabel.
Chancen gibt es immer
Während sich viele wikifolio-Strategien auf einzelne Sektoren und/oder Regionen fokussieren, sucht Andre Domaschke („Fuchs2014“) praktisch überall nach interessanten Titeln. Der Name seines wikifolios „Chancen übergreifend“ ist also Programm. Lediglich eine Anlage in Hebelprodukten hat er von vornherein ausgeschlossen. Soviel Freiheit könnte natürlich theoretisch auch überfordern: Wo fängt man an? Wo schaut man sich um? Doch Domaschke hat damit augenscheinlich keinerlei Probleme. Im Gegenteil: Auf Jahressicht gehört er mit einem Plus von rund 25 % zu den absoluten Top-Performern. Seit Auflage im Oktober 2014 gelang es ihm sogar, den Portfoliowert annähernd zu verdreifachen.
Der „Fuchs2014“ war also auch im Jahr 2018 erfolgreich auf Beutezug. Aktuell deutet seine Cash-Quote von rund einem Drittel jedoch auf eine gewisse Vorsicht. Den Schwerpunkt seiner Investments bilden derzeit übrigens Biotech- und Pharmaunternehmen wie Clinuvel, PDL Bio und Epigenomics.
Was kommt?
Das sollten Anleger im Auge behalten
In der kommenden Woche stehen die Daten zum BIP sowohl für die Eurozone (am Donnerstag) als auch für die USA (am Mittwoch) auf dem Programm. In beiden Fällen erwarten Ökonomen für das Schlussquartal eine weitere Abschwächung. Ebenfalls von Bedeutung für die weitere US-Zinspolitik und damit für die Märkte wird der US-Arbeitsmarktbericht am nächsten Freitag sein.
Tech-Investoren schauen mit Spannung auf den Dienstag, wenn hierzulande SAP und an der Wall Street Apple ihre Quartalsbilanzen vorlegen. Nach der deutlichen Umsatzwarnung des iPhone-Herstellers zu Jahresbeginn erhoffen sich Anleger neue Erkenntnisse zu den weiteren Geschäftsaussichten. Als weiteres Konjunkturbarometer könnten sich auch die Siemens-Zahlen am nächsten Mittwoch erweisen.
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Im Original hier erschienen: Der 7. Sinn
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