19.11.2018, 2773 Zeichen
Nur kurz währte die Freude über den gemeinsamen Entwurf der Unterhändler zum Brexit. Der große Knackpunkt dabei ist die Grenze zwischen Irland und Nordirland. Für den Fall einer Schließung der Grenze kommen bei den Iren böse Erinnerungen hoch, die sich rasch verschärfen könnten. Andererseits möchte die EU keine offene Grenze, da sich daraus ein wirtschaftliches Schlupfloch ergeben könnte. Auch wenn dieses Thema nach dem aktuellen Entwurf bis 2020 verschoben ist, ist eine Lösung in noch viel weiterer Ferne. Zunächst ist allerdings noch nicht einmal gesagt, dass der aktuelle Entwurf der britischen Abstimmung im Dezember standhält. So, wie es aktuell aussieht, spricht eher wenig dafür, womit es dann zu einem erneuten Dämpfer für den Aktienmarkt kommen könnte. Man sollte das Thema daher nicht zu den Akten legen, nur weil es in den kommenden Tagen diesbezüglich vielleicht wieder etwas ruhiger werden könnte!
Steigende US-Zinsen
Anknüpfend an die drei Belastungsfaktoren, auf die wir das letzte Mal eingegangen waren, wirken sich die steigenden Zinsen in den USA mittlerweile auch nicht mehr positiv aus. Vielmehr wird befürchtet, dass die US-Notenbank die eingeschlagene Richtung auch im kommenden Jahr weiter fortsetzt. Damit bekommt der „Aktienkonkurrent“ Anleihe wieder Auftrieb bzw. es ergibt sich ein weiterer Belastungsfaktor für den Aktienmarkt.
Unabhängigkeit der Notenbank
Interessant ist in diesem Zusammenhang auch wieder einmal die Vorgehensweise des US-Präsidenten. Während der Markt die Unabhängigkeit von Notenbanken schätzt, würden Anzeichen einer politischen Einflussnahme die jeweiligen Kurse sowie auch den Wechselkurs entsprechend schädigen. Sehr gut ist dies in der Türkei zu beobachten, wo die Zinsen viel länger als sinnvoll auf einem zu tiefen Niveau gehalten wurden. Sollte sich am Markt daher der Eindruck verfestigen, die FED würde sich der Politik Trumps auch nur ansatzweise beugen, sollte die Reaktion am Markt sehr deutlich ausfallen. Da Trump die Zinsen gerne deutlich niedriger sehen würde, wird der amtierende US-Notenbankchef Jerome Powell sicherlich alles dafür tun, nicht den Eindruck entstehen zu lassen, er würde sich dem Druck Trumps fügen. Auch daher ist eher mit weiteren Zinsschritten gen Norden zu rechnen.
Alles in allem gibt es daher genügend Belastungsfaktoren, die momentan noch vor sich hin schwelen, die aber durchaus das Potenzial für einen etwas deutlicheren Rückgang an den Aktienmärkten haben. Sofern viele dieser Punkte ungelöst bleiben, bleibt auch die latente Gefahr daraus bestehen. Glücklicherweise lassen sich aber auch Szenarien fallender Kurse mit Hebelzertifikaten erfolgreich handeln.
Eine erfolgreiche Börsenwoche wünscht Ihnen
Stephan Feuerstein
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