07.05.2018, 6394 Zeichen
Nein, Sie haben sich nicht verlesen, es gibt sie wirklich, die neuen Allzeithochs. Nicht unbedingt bei den breiten Marktindizes, wohl aber bei unseren wikifolios. Dazu unten gleich mehr. Die US-Berichtssaison hat mit den Quartalszahlen der Tech-Riesen derweil ihren Höhepunkt überschritten. Zuletzt konnte Apple überzeugen und war stark gesucht. Man hatte hier angesichts der gefühlt verhaltenen Aufnahme des neuen iPhone10- Flaggschiffs wohl Schlimmeres erwartet. Dagegen blieb Tesla seiner bisherigen Linie treu: Das Unternehmen baut nicht nur schnelle Elektroflitzer, es verbrennt dabei auch im Rekordtempo Geld. Die von Unternehmenschef Elon Musk beim „Earnings Call“ gezeigte Dünnhäutigkeit trug weiter zur Entzauberung des einst hochgelobten Visionärs bei. Tesla ging nach der missglückten Pressekonferenz erst einmal kräftig auf Talfahrt.
„La France d’abord“?
Als wir in der Vorwoche von einer weiteren Abschwächung des Euro sprachen, sind wir nicht unbedingt davon ausgegangen, dass sich diese nun doch so schnell realisiert. Überraschend ist die Dollar-Stärke vom Grundsatz her aber keineswegs, denn nicht nur die Zinsdifferenz spricht schon seit längerer Zeit klar für die US-Leitwährung. Auch fördern die diversen Macron-Initiativen, die zwar als „gut europäisch“ verkauft werden, jedoch eher einer „La France d'abord“-Logik zu folgen scheinen, die Spannungen innerhalb der Eurozone. Nicht alle europäischen Regierungen lassen sich von Macron so leicht einseifen wie die deutsche. Dass US-Präsident Trump sowohl Macron als auch Merkel, immerhin die Spitzenvertreter der beiden führenden Eurostaaten, bei ihren USA-Besuchen wie Schulkinder vorführte, dürfte ebenfalls nicht dazu beigetragen haben, das Ansehen des Euro international zu stärken. Zumindest ging es danach weiter bergab. Dabei ist das gewichtigste Problem der Eurozone, Italien, derzeit noch nicht einmal in den Schlagzeilen. Die Dollarstärke ist also ziemlich gut unterfüttert – auch vor dem Hintergrund neuer geopolitischer Spannungen um den Iran.
Herausragende Trends, aber nicht um jeden Preis
Obwohl international also einiges in Bewegung ist und die Aktienmärkte nach der Korrektur der letzten Monate erst langsam wieder Tritt fassen, gibt es einige wikifolios, die sich unbeirrt in der Nähe oder sogar auf neuen Allzeithochs befinden. „Calvet Research Bewertung&Trends“, das von David Hauck (Tradername: „Calvet“) verantwortet wird, ist eines davon. Mehr als 18 Prozent konnte das wikifolio auf Jahressicht zulegen. Seit dem Start Ende Januar 2013 ist es sogar ein überwältigendes Plus von 222 Prozent.
Wie das geht? An den Hebelinstrumenten, die Hauck phasenweise und in geringem Umfang zur Absicherung einsetzt, dürfte es primär nicht gelegen haben. Denn den Löwenanteil des wikifolios machen Aktien aus, in die breit gestreut investiert wird. Dabei gelingt Hauck ein eindrucksvoller Spagat: Auf der einen Seite setzt er auf die übergeordneten Trends, meidet aber auf der anderen Seite jene überbewerteten Titel, die bei Trendthemen relativ häufig zu finden sind. Seine Absicherung auf den Dax löste er übrigens Ende April auf und ist nun wieder zu 80 Prozent investiert.
In guten wie in schlechten Zeiten
Auch Manfred Gellink (Tradername: „HerbertH“) konnte mit seinem wikifolio „Spezielles & Substanz“ zuletzt wieder neue Allzeithochs erreichen. Die Performance der letzten 12 Monate lag zum Redaktionsschluss bei mehr als 52 Prozent, insgesamt konnte Gellink seit Auflegung im Januar 2016 schon mehr als 94 Prozent einfahren. Leitschnur seines Handelns ist der Value-Gedanke. Auf diese Weise will er „in schwachen Börsenphasen gegen den Trend schwimmen können, aber auch in positiven Marktphasen ordentliche Renditen erwirtschaften“.
Wie gut ihm das zuletzt wieder gelungen ist, zeigt sich an der Performance-Kurve, die bereits frische Allzeithochs erreichte, als der Dax noch mitten in der Korrektur steckte. Und obwohl der Wert des wikifolios auf immer neue Höhen springt, springt Gellink den Kursen nicht hinterher, sondern kauft in aller Regel diszipliniert mit Limit-Orders – ein echter Value-Investor eben.
Sahnehäubchen auf der Erfolgsgeschichte
Der Dritte im Bunde ist Simon Weishar, der als Trader „Szew“ das wikifolio „Szew Small Cap“ von Erfolg zu Erfolg führt. Ein Plus von satten 61,4 Prozent steht im Jahresvergleich auf der Uhr; seit Anfang 2015 sind es sogar mehr als 161 Prozent. Da ist es fast unvermeidlich, dass sich auch dieses wikifolio im Bereich seines Allzeithochs bewegt. Die Auszeichnung für das „wikifolio der Woche“, die Weishar vor zwei Wochen einheimste, ist da nur noch das Sahnehäubchen auf seiner Erfolgsgeschichte.
Wie der Name des wikifolios schon erahnen lässt, liegt der Schwerpunkt auf Small Caps, die Weishar nicht nur in Deutschland sucht. Wesentliches Kaufkriterium ist das „Wachstums- und Renditepotenzial“, das in den betreffenden Titeln steckt. Diese werden dann so lange gehalten, bis das Chance/Risiko-Potenzial unattraktiv wird. Vorzugsweise wird dieser Zustand im Zuge überproportionaler Kurssteigerungen erreicht. Und, haben Sie gemerkt, welche Gemeinsamkeit die drei vorgestellten wikifolios neben ihrer Nähe zu den Allzeithochs noch aufweisen? Richtig, alle drei Trader betonen mehr oder weniger stark eine vernünftige Bewertung der ausgewählten Titel. Eine derartige „Value“-Orientierung hat sich damit in der jüngsten Korrektur einmal mehr bewährt.
Was kommt?
Das sollten Anleger im Auge behalten
Am kommenden Donnerstag entscheidet die Bank of England (BoE) über ihren weiteren geldpolitischen Kurs. Auf der Tagesordnung stehen neben dem Leitzins auch das Anleihekaufprogramm.
An diesem Wochenende steht außerdem das Aktionärstreffen von Berkshire Hathaway, der Investmentholding Warren Buffetts, auf der Agenda.
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