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Inbox: Ein Ansatz für die Probleme europäischer Banken bei notleidenden Krediten


26.11.2017

Zugemailt von / gefunden bei: Pimco (BSN-Hinweis: Lauftext im Original des Aussenders, Titel (immer) und Bebilderung (oft) durch boerse-social.com aus dem Fotoarchiv von photaq.com)

Von Josh Anderson, PIMCO, Leitender Portfoliomanager für opportunistische Mortgage- und Real Estate-Strategien: 

"Um die weiterhin bestehenden Probleme im Zusammenhang mit der Qualität der Aktiva europäischer Banken zu bewältigen, könnte die Wahl kreativer Lösungen erforderlich werden.

Trotz des Konjunkturaufschwungs führen europäische Banken teils weiterhin hohe Bestände an notleidenden Krediten (Non-performing Loans, NPL) in ihren Bilanzen. Die Europäische Zentralbank (EZB) hat dieses Problem erkannt und die Bewältigung der Qualitätsprobleme bei den Aktiva der Banken zu einer der Hauptprioritäten der Bankenaufsicht erklärt. Zwar herrscht allgemeine Einigkeit darüber, dass die Banken ihren Bestand an notleidenden Krediten abbauen sollen. Auf welche Weise dies erfolgen soll, bleibt allerdings weiter ungeklärt. Unserer Ansicht nach sollten kreativere Lösungen in Betracht gezogen werden, und Aktionäre sollten proaktiver vorgehen.

Das Maß der Fremdfinanzierung – der „Leverage“ - von Finanzinstituten, ihre Bedeutung für die Gesamtwirtschaft und ihre Abhängigkeit von Privatkundeneinlagen sind Anlass genug für eine schnelle Bereinigung bei den NPL, welche in der Regel hochgradig volatile Cashflows aufweisen.

Mit dem Übergang eines Kredits zu einem notleidenden Kredit steigt naturgemäß die Wahrscheinlichkeit, dass der ursprüngliche Kapitalbetrag nicht vollständig zurückgezahlt wird. Gleichzeitig dehnt sich der Cashflow aus dem Kredit wahrscheinlich über einen längeren Zeitraum, wenn keine Ressourcen für das Special Servicing (Kreditabwicklung) verwendet werden, und er wird volatiler. Mit einer Beitreibung sind hohe Rechtskosten verbunden. Im Vergleich zu üblichen Refinanzierungsgeschäften der Bank ist die Investorenbasis von NPL geringer und die Finanzierungskosten deutlich höher. Daher ist für das Halten eines notleidenden Kredits eine höhere Risikoprämie erforderlich, sofern alle anderen Parameter gleich bleiben.

Allgemein waren bisher in Bezug auf die Bewältigung von NPL zwei Ansätze zu beobachten: Die Kredite auf der Bilanz zu belassen und sie im Laufe der Zeit abzuschreiben (allmählicher Abbau aus eigener Kraft), oder sie sofort zu Preisen unter dem Buchwert zu verkaufen (rascher Abbau zu möglicherweise sehr niedrigen Kursen). Auch wenn es immer systemische und politische Faktoren zu berücksichtigen gibt, erscheint aus Sicht der Aktionäre derzeit keine der beiden Alternativen optimal.

Statt einfach auf eine dieser Methoden zu setzen, halten wir es für sinnvoll, das Kosten-Nutzen-Verhältnis einer langsamen Verwässerung im Vergleich zum vollständigen Halten der NPL, die so näher bei ihrem Buchwert liegen, zu betrachten. Das vollständige Halten der NPL ermöglicht es den Anlegern außerdem, durch das Special Servicing das Prolongationsrisiko zu mindern, und so auf Dauer den Krediten wieder zu Liquidität zu verhelfen und Wert freizusetzen.

Theoretisch könnten Banken in Betracht ziehen, die NPL zum niedrigsten möglichen Preis auszugliedern, ohne dass sie zusätzliches Kapital aufbringen müssen. Doch ein Ausgliedern ist zugegebenermaßen schwierig. Und realistisch gesehen könnte es eher nach einem Angebot von Bezugsrechten aussehen, bei dem die Aktionäre als Eigenkapitalgeber die Bewertungslücke zwischen dem aktuellen Buchwert und dem Geldwert der NPL schließen. Die Aktionäre könnten dann entscheiden, ob sie die NPL kaufen (und so die Bewertungslücke schließen) möchten, oder ob sie Kapitalerhöhungen und die damit verbundene Verwässerung vorziehen.

Während die Aktionäre einerseits niedrige Renditen erhalten oder nach Veräußerung der NPL geringfügige Verluste erleiden können, können ihre Aktien dieser nun zu einer „Good Bank“ gewordenen Bank andererseits deutlich an Wert zulegen, wodurch mögliche Verluste in Verbindung mit den NPL ausgeglichen werden können. Folglich gibt es eine ganze Reihe von Faktoren, die berücksichtigt werden müssen. In der Tabelle wird dieses Konzept näher erläutert.

Auch wenn die Wirtschaftlichkeit dieses Ansatzes überzeugend erscheinen mag, gibt es jedoch in Bezug auf seine Umsetzung strukturelle Schwierigkeiten. In den Rechtssystemen der einzelnen Länder müssen geeignete finanzwirtschaftliche Rahmenbedingungen und Rechnungslegungsvorschriften bestehen, die eine Übertragung der NPL an Aktionäre erleichtern. Ferner bestehen auch rechtliche Risiken, da die Privatanleger einen Kapitalverlust erleiden können.

Allerdings würden viele Aktionäre in Anbetracht einer möglichen Verwässerung natürlich sehr energisch reagieren und das Management dazu anhalten, ihre Interessen zu schützen. Wenn die theoretische Ausgliederung von NPL durch ein liquides Konstrukt erzielt werden könnte, wie beispielsweise über handelbare Beteiligungspapiere und Schuldverschreibungen, könnten Aktionäre ihre Position auch finanzieren (möglicherweise mittels einer Finanzierung durch die verkaufende Bank) und so das von ihnen anfänglich einzusetzende Kapital reduzieren.

Die Entscheidung, wie Europa seinen Problemen mit NPL begegnen sollte, wird wahrscheinlich in den kommenden 18 bis 24 Monaten fallen. Unserer Einschätzung nach sollte es zumindest als eine Option in Betracht gezogen werden, faule Kredite an bestehende Aktionäre auszugliedern oder, was wahrscheinlicher ist, ihnen zu gestatten, die Bewertungslücke zwischen dem Geldwert und dem aktuellen Buchwert der NPL durch das Angebot von Bezugsrechten zu schließen.

Banknoten, Euro, 5, 10, 20, 50 100, 200, 500 - https://www.pexels.com/de/foto/geld-banknoten-kasse-euro-63635/



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    26.11.2017, 5897 Zeichen

    26.11.2017

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    Trotz des Konjunkturaufschwungs führen europäische Banken teils weiterhin hohe Bestände an notleidenden Krediten (Non-performing Loans, NPL) in ihren Bilanzen. Die Europäische Zentralbank (EZB) hat dieses Problem erkannt und die Bewältigung der Qualitätsprobleme bei den Aktiva der Banken zu einer der Hauptprioritäten der Bankenaufsicht erklärt. Zwar herrscht allgemeine Einigkeit darüber, dass die Banken ihren Bestand an notleidenden Krediten abbauen sollen. Auf welche Weise dies erfolgen soll, bleibt allerdings weiter ungeklärt. Unserer Ansicht nach sollten kreativere Lösungen in Betracht gezogen werden, und Aktionäre sollten proaktiver vorgehen.

    Das Maß der Fremdfinanzierung – der „Leverage“ - von Finanzinstituten, ihre Bedeutung für die Gesamtwirtschaft und ihre Abhängigkeit von Privatkundeneinlagen sind Anlass genug für eine schnelle Bereinigung bei den NPL, welche in der Regel hochgradig volatile Cashflows aufweisen.

    Mit dem Übergang eines Kredits zu einem notleidenden Kredit steigt naturgemäß die Wahrscheinlichkeit, dass der ursprüngliche Kapitalbetrag nicht vollständig zurückgezahlt wird. Gleichzeitig dehnt sich der Cashflow aus dem Kredit wahrscheinlich über einen längeren Zeitraum, wenn keine Ressourcen für das Special Servicing (Kreditabwicklung) verwendet werden, und er wird volatiler. Mit einer Beitreibung sind hohe Rechtskosten verbunden. Im Vergleich zu üblichen Refinanzierungsgeschäften der Bank ist die Investorenbasis von NPL geringer und die Finanzierungskosten deutlich höher. Daher ist für das Halten eines notleidenden Kredits eine höhere Risikoprämie erforderlich, sofern alle anderen Parameter gleich bleiben.

    Allgemein waren bisher in Bezug auf die Bewältigung von NPL zwei Ansätze zu beobachten: Die Kredite auf der Bilanz zu belassen und sie im Laufe der Zeit abzuschreiben (allmählicher Abbau aus eigener Kraft), oder sie sofort zu Preisen unter dem Buchwert zu verkaufen (rascher Abbau zu möglicherweise sehr niedrigen Kursen). Auch wenn es immer systemische und politische Faktoren zu berücksichtigen gibt, erscheint aus Sicht der Aktionäre derzeit keine der beiden Alternativen optimal.

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