03.04.2017, 7712 Zeichen
Die Osram -Aktie (WKN: LED400 / ISIN: DE000LED4000) hat in den letzten Monaten eine klasse Performance hingelegt. So liegt die 12-Monats-Veränderung aktuell bei rund +30%. Und nicht nur das: Die Aktie ist nur wenig vom höchsten Kurs seit dem Börsengang = Allzeithoch entfernt. Das zeigt sehr schön der folgende Chart:
Der Chart zeigt den Kursverlauf der OSRAM-Aktie seit ihrem Börsengang. Wer länger dabei ist, weiß wahrscheinlich noch: OSRAM war einmal eine Tochter des DAX -Konzerns Siemens . Im Jahr 2012 erhielten Siemens-Aktionäre für jeweils 10 Siemens-Aktien eine OSRAM-Aktie – umsonst, für lau. Siemens spaltete auf diese Weise die vormalige Tochter Osram ab. Und dann, im Juli 2013, wurde dann die Börsennotierung der OSRAM-Aktie aufgenommen. Damals zu 24 Euro.
Osram: Strategischer Umbau und der Blick auf die Quartalszahlen
Grund genug, diese Aktie in dieser Ausgabe näher unter die Lupe zu nehmen. Und bei Osram passierte zuletzt auch einiges. Ein strategischer Umbau (was einzelne Geschäftsfelder und mögliche Abspaltungen betrifft), neues Personal (Abgang des Finanzvorstands = CFO) und erfreulicherweise eine Anhebung der Gewinnprognose. Und auch die Zahlen für das erste Quartal des Osram-Geschäftsjahres sind bereits da. Wie das geht? Bei Osram weicht das Geschäftsjahr vom Kalenderjahr ab, weshalb es z.B. am 12.5.2017 auch schon die Zahlen für das „erste Halbjahr“ (= erstes Halbjahr Osram-Geschäftsjahr) geben soll.
INFO Die OSRAM Licht AG hat ein vom Kalenderjahr abweichendes Geschäftsjahr. Das „Geschäftsjahr 2017“ hat bei OSRAM schon am 1. Oktober 2016 begonnen. Deshalb kann das Management von OSRAM bereits im kommenden Monat die Zahlen zu den zwei ersten Quartalen des laufenden Geschäftsjahres veröffentlichen.
Doch der Reihe nach. Zunächst der Blick auf die jüngsten Quartalszahlen des Unternehmens. Hier der Blick auf die Details:
OSRAM: Eckdaten der Zahlen zum ersten Quartal
- Der Umsatz stieg von 940 Mio. Euro auf 991 Mio. Euro
- Für Forschung und Entwicklung (F&E) wurden 87 Mio. Euro aufgewendet – nach 77 Mio. Euro im entsprechenden Vorjahresquartal
- Aber auch die Vertriebs- und allgemeinen Verwaltungskosten stiegen deutlich, und zwar von 137 Mio. Euro im ersten Quartal des Geschäftsjahres 2016 auf 163 Mio. Euro im ersten Quartal des Geschäftsjahres 2017
- Insgesamt sank die bereinigte Ebitda-Marge leicht, und zwar von 18,2% auf 18,0%. Ebitda steht dabei für das Ergebnis nach Zinsen, Steuern und Abschreibungen.
- Der verwässerte Gewinn pro Aktie sank deutlich, und zwar von 3,00 Euro auf 0,92 Euro
- Es wirkte sich negativ aus, dass im ersten Quartal 2016 ein wohl einmaliger Finanzgewinn von 303 Mio. Euro angefallen war. Im ersten Quartal 2017 hingegen zeigte sich ein eher „übliches“ Finanzergebnis (= Zinszahlungen normalerweise) in Höhe von -3 Mio. Euro
- Die Eigenkapitalquote sank von 55,5% auf 51,6%, was im Vergleich zu anderen Aktiengesellschaften aber immer noch ein durchaus guter Wert ist, finde ich.
Quelle: OSRAM mit solidem Start
Die Ebitda-Marge ist seit 2015 per saldo deutlich gestiegen
Ich erinnere mich noch daran, dass Osram im letzten Jahr per Pressemitteilung kommuniziert hatte, dass das Management für das letzte Jahr einen „Umsatz, der über dem Niveau des Vorjahres liegt“, und eine Ebitda-Marge von 10% prognostizierte. Dies ging im ersten Quartal so weiter: Umsatz über Vorjahr, und Ebitda-Marge sogar deutlich darüber, nämlich bei 18,0%. Ich habe nachgeschaut: 2015 lag diese Kennzahl bei 5,3%. Also, von 5,3% auf 10% und nun auf 18,0%, das kann sich doch durchaus sehen lassen. Bei einer solchen Marge würden auch stagnierende Umsätze reichen, um schöne Gewinne im operativen Geschäft zu bringen.
Kennzahlen wegen „Bereinigung“ mit Vorsicht zu genießen
Allerdings gibt es mehrere Angaben zur Ebitda-Marge, je nachdem, welche Bereinigungen da vorgenommen wurden bzw. welche bilanztechnischen Möglichkeiten genutzt werden. Deshalb schaue ich nicht so sehr auf das Ebitda, da dies relativ leicht beeinflussbar ist auf dem Papier, sondern auf tatsächlich geflossene Zahlungsströme wie eben Umsatz und auch Cash Flow. Und der freie Cash Flow lag bei ordentlichen +84 Mio. Euro, was ich recht gut finde. Ob die Aktie günstig bewertet ist, sagt dies aber nicht aus – denn das hängt natürlich auch vom Aktienkurs ab. Noch zu einem ganz anderen Punkt:
Dauerthema „Übernahmephantasie“ bei Osram
In den letzten Monaten war es immer wieder einmal ein Thema, dass Osram übernommen werden könnte. So war ein chinesischer Halbleiter-Hersteller als möglicher Käufer im Gespräch. Es soll einige Gespräche gegeben haben, so die Gerüchteküche. Doch konkret wurde es offensichtlich nicht und wer weiß, was Siemens dazu sagte, denn die Münchner sind noch immer an Osram beteiligt. Das Verhältnis von Osram zur ehemaligen Mutter Siemens ist nicht immer das Beste, um es einmal so zu formulieren. So soll Siemens u.a. an Plänen von Osram einiges zu bemäkeln gehabt haben, was wohl auch auf der Hauptversammlung von Osram so geäußert worden sein soll. Ich würde Osram nicht nur deshalb kaufen, weil es möglicherweise „Übernahmephantasie“ gibt. Das könnte höchstens ein „Bonus“ sein, wenn die Aktie ohnehin überzeugen würde. Doch tut sie das?
Mein Fazit: OSRAM – derzeit recht fair bewertet
Die Osram-Aktie ist nach wie vor eine „Wette“ auf den LED Markt. Der ist grundsätzlich ein Wachstumsmarkt – hat aber mit starkem Konkurrenzdruck, gefallenen Preisen und damit unter Druck stehenden Margen zu tun. Osram setzte u.a. auf Kosteneinsparungen, was natürlich auch ein Euphemismus für Entlassungen ist. Doch die Kosten pro Einheit können bei Massenproduktion und schlanker Kostenstruktur durchaus sinken. Osram startete einen größeren Unternehmensumbau. Dabei sollen die Sparten Glühlampen und „LED-Lampen für Allgemeinbeleuchtung“ in ein rechtlich selbständiges Unternehmen ausgegliedert werden bzw. sind es schon. Und dann gibt es immer mal wieder Übernahme-Phantasie in Bezug auf Osram. Sprich: Wird Osram übernommen?
Dabei dürfte auch Siemens (immer noch signifikanter Aktionär) ein Wörtchen mitreden. Und was ist mit den Details einer möglichen Abspaltung von Firmenteilen, könnte es dann ähnlich wie damals bei der Abspaltung von Osram selbst von Siemens sein? Sprich, wird es für Osram-Aktien Papiere einer neuen börsennotierten Tochter geben? Das könnte durchaus interessant werden. Allerdings finde ich die Aktie auf dem erhöhten Kursniveau nicht mehr besonders interessant. Könnte sich lohnen, den Kurs im Hinblick auf mögliche Kurskorrekturen als Einstiegschance im Blick zu behalten (sofern die Fundamentaldaten und das operative Geschäft keinen Rückschlag erleiden natürlich nur).
Diese Analyse habe ich im Original für www.aktienkaufen.com erstellt.
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Klarstellung
Und auch hier gilt: Dies ist meine rein subjektive Einschätzung und keine Aufforderung an Sie, diese Aktie zu verkaufen oder zu kaufen. Betrachten Sie meine Zeilen als Gedankenanstoß, nicht mehr und nicht weniger. Es geht um Ihr Geld – verantwortlich dafür sind Sie ganz alleine.
Ein Beitrag von Michael Vaupel
Michael Vaupel, diplomierter Volkswirt und Historiker (M.A.), Vollblut-Börsianer. Nach dem Studium Volontariat und Leitender Redakteur und Analyst diverser Börsenbriefe (Emerging Markets, Internet, Derivate, Rohstoffe). Er ist gefragter Interview- und Chatpartner (N24, CortalConsors). Ethisch korrektes Investieren ist ihm wichtig.
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Bildnachweis
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