04.08.2016, 4768 Zeichen
Keine Woche ohne neue Schreckensmeldungen aus der Banking-Welt. Zuletzt war es die Commerzbank, die am Dienstag kurzerhand ihre Gesamtjahresprognose kassierte. Mit dem eigentlich für 2016 avisierten Milliardengewinn wird’s nun doch nichts. Immerhin, ein Gutes hatte die Meldung: Plötzlich sprach niemand mehr vom jüngsten Banken-Stresstest, der neben den „Gelben“ natürlich auch die Deutsche Bank zu den zehn am schlechtesten aufgestellten Kreditinstituten der Eurozone zählt – eben Leistung, die Leiden schafft.
Schuld an diesem Desaster sind natürlich immer die Anderen, wahlweise der Nullzins-Teufel Mario Draghi, die Regulierungswut der Politiker oder neuerdings gerne auch die mit dicken Venture Capital-Spritzen gedopten Fintech-Startups. Merkwürdig bloß, dass es im Angesicht all dieser Herausforderungen genügend Banken gibt, die nach wie vor gutes Geld verdienen – und ihre Anteilseigner mit steigenden Ausschüttungen erfreuen.
Nischenplayer und Regionalfürsten statt „Too big to fail“
Diese Häuser, denen wir das Debüt unserer neuen Rubrik „DividendenAdel Top 7 der Woche“ widmen, sind natürlich keine Großbanken, sondern Nischenplayer und Regionalfürsten. Doch vielleicht liegt ja genau darin der Schlüssel zur Zukunft der Finanzindustrie: Weg von den systemrelevanten „Too big to fail“-Giganten und hin zu kleineren Einheiten, die vor Ort flexibel auf die Bedürfnisse der Kunden eingehen – wie die Umweltbank, die sich auf ökologische Investments und Finanzierungen im Bereich der erneuerbaren Energien spezialisiert hat. Im Krisenjahr 2008 mussten die Nürnberger ihre Dividende zwar leicht kürzen, doch seitdem stehen schon wieder sieben Anhebungen zu Buche.
Nicht ganz so dynamisch, dafür aber noch zuverlässiger präsentiert sich die österreichische Oberbank. Das Linzer Institut hat die Ausschüttung auf seine Stammaktien seit mehr als einem Vierteljahrhundert nicht gesenkt, sondern Schritt für Schritt erhöht. Kein Wunder also, dass der Kurs sich fast so stetig entwickelt wie eine Anleihe. Wer sein Geld dagegen lieber in der Schweiz bunkert, kann einen Blick auf die Luzerner Kantonalbank werfen. Deren letzte Dividendenerhöhung liegt zwar bereits sechs Jahre zurück, aber nach 15 Jahren ohne Kürzung ist die aktuelle Rendite von 2,8% wohl fast eine „sichere Bank“ – auch wegen der genau in der Mitte unseres Zielkorridors (25-75%) liegenden Ausschüttungsquote.
Wichtig allerdings: Vor allem bei der Oberbank, aber auch bei den anderen beiden Dividenden-Meistern aus der deutschsprachigen Banken-Szene sind die Börsenumsätze oftmals sehr gering. Konsequentes Limitieren ist deshalb genauso wichtig wie eine langfristige Perspektive und viel Geduld – unter Umständen kann es selbst bei kleineren Positionen ein paar Tage oder sogar Wochen dauern, wenn man zu marktgerechten Preisen ein- oder aussteigen will.
Kanada lockt mit der höchsten Ausschüttungsqualität
Wer liquidere Alternativen sucht, wird auf der anderen Seite des Atlantiks fündig. Commerce Bancshares etwa ist ein reinrassiger Dividenden-Aristokrat – das in den US-Bundesstaaten Colorado, Kansas, Missouri, Illinois und Oklahoma tätige Institut überweist seinen Aktionären seit 25 Jahren kontinuierlich steigende Dividenden. Auf einen immerhin 20-jährigen „Track Record“ kommt die Bank of the Ozarks, die größte Bank im Staate Arkansas, von wo aus vor einem Vierteljahrhundert ein junger Gouverneur namens William Jefferson Clinton nach Washington ins Weiße Haus aufbrach. Die auch in Deutschland gehandelte Aktie ist zuletzt deutlich zurückgekommen, nachdem der durch seine Attacke auf den Werbedienstleister Ströer auch hierzulande berüchtigte Geier-Fonds Muddy Waters ebenso böse wie haltlose Gerüchte zu angeblichen Bilanz-Tricks gestreut hatte.
Die höchste Ausschüttungsqualität bietet hingegen der kanadische Bankensektor. Fünf der sechs größten börsennotierten Finanzhäuser haben ihre Dividende seit mehr als zwei Jahrzehnten nicht gesenkt. Nicht einmal die Finanzkrise 2008/09 konnte Instituten wie der Royal Bank of Canada oder der Canadian Imperial Bank of Commerce etwas anhaben – wobei die Nummer sechs, die National Bank of Canada, zuletzt sogar mit sieben Anhebungen in Folge aufwarten konnte.
Trotzdem steht unter dem Strich eine Dividendenrendite von 5,1%, womit die in Montréal ansässige Bank in dieser Disziplin den Spitzenplatz in unserer Top 7 bekleidet – noch vor der Oversea-Chinese Banking Corporation, die von Singapur aus den südostasiatischen Markt bedient und als einziges Institut mit Emerging Markets-Fokus alle DividendenAdel-Kriterien erfüllt.
Klicken Sie sich hier durch die DividendenAdel-Profile der Top 7 (Doppelklick vergrößert die Ansicht):
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