02.03.2016, 6500 Zeichen
Werner Faymann ist derzeit nicht der beliebteste Europäer. Sein U-Turn in der Asylfrage hatte mich seinerzeit zu Wie Werner Faymann zum positiven Faktor für den ATX werden wird und wie das mit der Asylfrage zusammenhängt (Christian Drastil) inspiriert. Ich wiederhole mich: Ich bin sicher, den Kanzler nervt es, dass in seiner Ära der Standort epochal absäuft. Deloitte glaubt auch, dass eine Trendumkehr möglich ist. Nur wird das nur mit dem Kanzler und dessen Partei gehen.
"Deloitte.Radar 2016: Attraktivität des Wirtschaftsstandortes weiter im Abwärtstrend – Deloitte traut Österreich mit mehr Mut eine Trendumkehr zu
- Österreich hat Aufholbedarf im internationalen Standortwettbewerb
- Deloitte Indexwert zur Standortattraktivität verschlechtert sich von 3,00 auf 2,86 Punkte, aber differenziertes Ergebnis bei Einzelfaktoren
- Innovations- und Wachstumspotenzial muss gehoben werden
- Deloitte fordert ambitionierteren Mindset und Mut zur Veränderung
Der Deloitte.Radar 2016 bewertet die Attraktivität des Wirtschaftsstandortes Österreich. Der Befund der Metastudie ist in der Gesamtheit zum dritten Mal in Folge nicht zufriedenstellend. Bei Betrachtung der aktuellen Indizes zeigt sich: Der Abwärtstrend der Wettbewerbsfähigkeit Österreichs hält an. Der Indexwert über die sieben bewerteten Standortfaktoren ist im Jahresvergleich von 3,00 auf 2,86 (von 5 möglichen Punkten) gesunken. Für eine Trendumkehr braucht es einen ambitionierteren Mindset und mehr Mut zur Veränderung.
Wien, 2. März 2016. – Der Deloitte.Radar führt internationale Standort-Rankings, fachspezifische Studien und die Analyse interner und externer Experten zusammen. Im aktuellen internationalen Vergleich kann Österreich weiterhin nicht auf die bestplatzierten Länder aufschließen. Im globalen Wettbewerb nehmen die Schweiz und Schweden seit Jahren in allen fünf betrachteten Indizes eine Top 10-Platzierung ein und führen auch heuer das Deloitte Ranking an. In den beiden umfassendsten Standortvergleichen (Global Competitiveness Index, World Competitiveness Index) ist die Alpenrepublik nicht mehr unter den Top 20 zu finden. Positiver fällt das Ergebnis bei zwei spezifischen Indizes (Global Innovation Index, Corruption Perceptions Index) aus, in denen sich Österreich das zweite Jahr in Folge verbessert hat und nun Plätze zwischen 16 und 18 belegt.
„Die Standortattraktivität Österreichs hinkt seit Jahren anderen vergleichbaren Ländern hinterher. Das ist skurril, gerade wenn man sich das vorhandene Innovationspotenzial und Know-how in unserem Land ansieht“, erklärt Bernhard Gröhs, Managing Partner bei Deloitte Österreich. „Aber jeder Trend kann auch gestoppt und wieder umgedreht werden. Positive Anzeichen gibt es sowohl in der Politik als auch in der Privatwirtschaft. Damit uns der Turnaround gelingt, brauchen wir vor allem einen ambitionierteren Mindset.“
Ambivalentes Ergebnis bei Analyse der Standortfaktoren
Im Gesamtranking der Standortfaktoren ist Österreich von 3,00 auf 2,86 von 5 Punkten weiter abgefallen. Die Betrachtung der Einzelfaktoren zeigt aber ein differenziertes Bild. Beim politischen und makroökonomischen Umfeld hat sich Österreich mit 2 von 5 Punkten (2014: 3 Punkte) verschlechtert. Hauptfaktoren dafür sind die steigende Arbeitslosigkeit, das geringe Wirtschaftswachstum, sinkende Investitionen und eine hohe Staatsverschuldung. Das regulatorische Umfeld bewerten die Experten mit 2 Punkten gleich negativ wie im letzten Jahr. Sie sehen die regulatorischen Auflagen als größtes unternehmerisches Risiko und Innovationshemmnis. Im Bereich Kosten (2014 und 2015: 1 Punkt) stellt die hohe Steuerquote eine Bürde im internationalen Wettbewerb dar. Teile der jüngsten Steuerreform, wie die Entlastung des Faktors Arbeit, sind laut Deloitte aber ein Schritt in die richtige Richtung und sorgen für einen positiven Impuls.
Arbeitsmarkt braucht Impulse
Der Arbeitsmarkt stellt zunehmend eine Herausforderung für den Standort dar. Die schlechte Bewertung des Faktors Verfügbarkeit von Arbeitskräften (2014 und 2015: 2 Punkte) erklärt sich unter anderem durch die seit zwei Jahren steigende Arbeitslosenquote. Einerseits reicht die Anzahl der neuen Stellen nicht für das angestiegene Arbeitskräftepotenzial, andererseits passen angebotene und gesuchte Qualifikationen immer seltener zusammen. „Wir benötigen eine Abkehr von der vorherrschenden Fehlerkultur, die nur nach Schwächen sucht – das beginnt bei der Bildung und setzt sich in der Arbeitswelt fort“, betont Gundi Wentner, Partnerin bei Deloitte Österreich. „Wir müssen die Talente fördern und ihre Stärken stärken. Nur dann werden wir langfristig die Kluft zwischen Angebot und Nachfrage am Arbeitsmarkt schließen.“
Hohe Lebensqualität als Bremse für Veränderung
Die Lebensqualität in Österreich bewertet Deloitte weiter mit der Höchstpunktezahl (2014 und 2015: 5 Punkte). Der Lebensstandard ist im internationalen Vergleich überdurchschnittlich hoch. Dies ist gerade in der Außenbetrachtung ein Asset für Österreich, stellt im Land selbst aber auch eine Bremse für notwendige Veränderung dar. „Wir Österreicher sind vor allem damit beschäftigt, das in der Vergangenheit Geschaffene zu bewahren und im Ist-Zustand zu verharren. Kein Fortschritt ist aber schlussendlich ein Rückschritt“, so Bernhard Gröhs.
Mehr Innovation, aber verhaltene Investitionen
Beim Bereich Innovation, Forschung und Technologie erreicht Österreich 4 Punkte mit einer steigenden Tendenz. Der positive Ausblick ist vor allem auf eine verbesserte Innovationseffizienz und eine erhöhte Forschungsförderung zurückzuführen. Ein Hemmnis für noch mehr Innovation ist aber laut Deloitte.Radar das verhaltene Investitionsklima. Trotz niedriger Zinsen war das Investitionsvolumen 2015 zum dritten Mal in Folge rückläufig (-0,1 %), während es im EU-Schnitt um 2,9 % gewachsen ist. „Innovation ist der Schlüssel für eine erfolgreiche Zukunft unserer Gesellschaft“, erklärt Josef Schuch, Partner bei Deloitte Österreich. „Innovation braucht aber auch mutige Investitionen. Wir müssen ein unternehmerfreundliches Klima schaffen – gerade für die vielen Gründer, die nach Risikokapital lechzen.“
Mut zur Veränderung
Deloitte sieht im ambivalenten Gesamtbefund Anlass zur Hoffnung für die Zukunft des Standortes Österreich. Bernhard Gröhs schließt mit einem Appell: „An Rezepten für die Trendumkehr und frischen, unverbrauchten Ideen gerade aus der Privatwirtschaft mangelt es nicht. Für die Umsetzung braucht Österreich jetzt aber vor allem Mut – Mut zur Veränderung, Mut zum Risiko und Mut zu Entscheidungen.“
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