20.12.2015, 3201 Zeichen
Warum ich mir einen richtigen Finanzjournalistenpreis wünschen würde, was Sie davon hätten und was wir gemeinsam aus einem Beispiel aus der FAZ über erfolgreiche Geldanlage lernen können.
Von Ulrich W. Hanke, Chefredakteur von boersianer.info – Das digitale Anlegermagazin
Da gibt es ein neues Start-up. Dessen Name tut hier nichts zur Sache – ich wünsche von Herzen viel Erfolg. Der Mehrwert hält sich aus meiner persönlichen Sicht jedoch mehr als in Grenzen und trotzdem ist es wert, hier einmal erwähnt zu werden – als gutes Negativbeispiel.
Mit einem Artikel haben es die beiden Gründer sogar in die renommierte FAZ geschafft. Das Geschäftsmodell der Sorte Social Trading funktioniert grob wie folgt: Gegen eine saftige Abo-Gebühr erhalten die Kunden des Start-ups einen Einblick in die Transaktionen von Profi-Tradern, könnten diese also kopieren. Soweit so gut. Wird zwar kein Warren Buffett dabei sein, aber okay. Jetzt kommt’s jedoch: Je aktiver der Trader, desto teurer ist die Abo-Gebühr. Je aktiver desto weniger erfolgreich wird er aber in der Regel sein, das ist ein ungeschriebenes Gesetz. Hin und Her macht bekanntlich die Taschen leer und ist auch noch im doppelten Sinne bei diesem Start-up teurer. Davon mal abgesehen, dass durch Daytrading noch nie jemand reich geworden ist... Wer mich jetzt nicht schon verstanden hat, der sollte nach dem Start-up googeln und Kunde werden.
Spaß beiseite. Das Beispiel zeigt, dass nicht nur der FAZ- Redakteur offenbar keine Ahnung hat, was ins Blatt gehört und was nicht und wie man an der Börse erfolgreich ist, sondern vermutlich auch viele Anleger auf ein solches Angebot reinfallen. Das ist das grundsätzliche Problem gegen das alle seriösen Anbieter ankämpfen, ja alle alteingesessenen, alle scheinbar langweiligen. Der Erfolg scheint manchmal Nebensache. Ich vergleiche das gerne mit Alkohol, Zigaretten oder auch ungeschütztem Geschlechtsverkehr. Würden die Folgen wie Sucht, Krebs oder Aids sofort zuschlagen, wären wir alle schlauer. Dem ist aber nicht so. So ist es auch bei der Geldanlage.
Bleiben wir mal beim Finanzjournalismus. Da gibt es zahlreiche Journalistenpreise. Und was zeichnen diese aus? Wie ein Artikel geschrieben ist, wie lange recherchiert wurde und ganz wichtig, wie originell – in seltenen Fällen wie investigativ – ein Artikel ist. Keine Frage, ein Finanzjournalistenpreis, der auch noch die Qualität der Anlagetipps beurteilt, wäre schwerer zu regeln und eine fähige Jury zu finden, wäre sicher nicht die leichteste Ausgabe. Ein solcher Preis würde aber endlich mal auszeichnen, worauf es beim Finanzjournalismus eigentlich ankommt: Nämlich den Nutzen für Sie, liebe Leserinnen und liebe Leser. Ich gebe mir mit boersianer.info diesbezüglich die größte Mühe. Und wünsche neben einer spannenden Lektüre, vor allem viel Erfolg an der Börse, aber diesmal natürlich auch frohe Weihnachten sowie ein gutes neues Jahr.
Die nächste Ausgabe von boersianer.info – Das digitale Anlegermagazin erscheint am 9. Januar 2016. Jetzt gratis abonnieren: www.boersianer.info/anmelden.
Ihr Ulrich W. Hanke, boersianer.info
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Wiener Börse Party #806: ATX schwächer, morgen Verfallstag, im Jänner unter Strom und viele Abschiede im Dezember
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