11.09.2015, 3779 Zeichen
Nach dem großen Anlegerjubel rund um den Rekord-Börsengang von Alibaba folgte die Ernüchterung. Allerdings wäre es auch verfrüht, den chinesischen Online-Händler schon jetzt abzuschreiben.
Es sind noch rund zwei Monate bis zum so genannten „Single’s Day“. Doch schon jetzt rührt Alibaba kräftig die Werbetrommel für den alljährlichen Kaufrausch am 11. November. Zwar hat sich der ganz besondere Verkaufstag bisher nicht sonderlich über China hinaus verbreitet, allerdings ist es der ganz große Wunsch des Unternehmensgründers Jack Ma, dass eines Tages die ganze Welt diesen Tag als besonderen Einkaufstag im Kalender vermerkt. Auch in diesem Jahr dürfte der „Single’s Day“ dem Unternehmen Rekorderlöse bescheren und die chinesischen Paketzusteller vor große Probleme stellen, die Vielzahl an Paketen rechtzeitig auszuliefern.
Während das Großereignis Alibaba auch in diesem Jahr gute Geschäfte und viel Aufmerksamkeit bescheren sollte, ist ein solcher Schub auch nötig geworden. Schließlich hatten Anleger zuletzt nur noch wenig Freude an ihre Investments am chinesischen E-Commerce-Giganten. Im Zuge des rund 25 Mrd. US-Dollar schweren Börsengangs Ende des vergangenen Jahres war die Begeisterung an den Finanzmärkten schon fast grenzenlos. Firmengründer Ma wurde regelrecht als Popstar gefeiert. Bei einem Ausgabepreis von 68,00 US-Dollar ging es gleich zu Beginn des ersten Handelstages sehr deutlich auf 92,70 US-Dollar. In den folgenden Tagen und Wochen wurden neue Rekordstände und Kurse über der Marke von 100 US-Dollar erreicht. Inzwischen rutschte der Aktienkurs jedoch sogar unter den Ausgabepreis, so dass viele frühe Investoren enttäuscht wurden.
Alibaba hat damit zu kämpfen, dass der Unternehmenserfolg sehr stark am Wachstum der chinesischen Wirtschaft hängt. Dabei waren es zuletzt gerade die Sorgen vor einer harten Landung der chinesischen Wirtschaft, die die Finanzmärkte weltweit durchrüttelten. Auch Alibaba selbst sorgte zuletzt mit ungewohnt niedrigen Wachstumszahlen für wenig Vertrauen. Laut Unternehmensangaben vom 12. August kletterten die Umsätze im zweiten Quartal 2015 im Vorjahresvergleich um 28 Prozent auf umgerechnet 3,27 Mrd. US-Dollar. Das war der geringste Zuwachs seit rund drei Jahren und deutlich weniger als die von „Bloomberg“ ausgerechnete durchschnittliche Wachstumsraten von 56 Prozent in den vergangenen 12 Quartalen. Angesichts des enttäuschenden Wachstums und der schwachen Kursperformance der Alibaba-Aktie kündigte man bei der Vorlage der jüngsten Zahlen ein Aktienrückkaufprogramm im Volumen von 4 Mrd. US-Dollar an. Es bleibt abzuwarten, ob damit der Kurs gestützt werden kann.
Trotz der jüngsten Enttäuschungen, kann Alibaba immer noch mit einer Wachstumsrate aufwarten, nach der sich Wettbewerber sehnen würden. Außerdem macht die Expansion auf mobilen Geräten wie Smartphones und außerhalb des chinesischen Heimatmarktes Fortschritte. Zu diesem Zweck werden im Westen bekannte Marke verwendet. Am 8. September hatte zum Beispiel der deutsche Handelskonzern Metro bekanntgegeben, mit Alibaba zu kooperieren. Dazu wird unter anderem die Tmall Global Plattform von Alibaba chinesischen Verbrauchern ein Sortiment an deutschen Produkten anbieten. Auch andere Kooperationsmöglichkeiten abseits der E-Shops werden geprüft.
Spekulative Anleger, die steigende Kurse der Alibaba-Aktie erwarten, könnten mit einem Wave XXL-Call der Deutschen Bank (WKN XM6EDB) auf ein solches Szenario setzen. Der Hebel dieses Open-End-Papiers liegt derzeit bei 3,95, die Knock-Out-Schwelle bei 50,55 US-Dollar. Wer aber als spekulativer Anleger eher short-orientiert ist, könnte mit einem Wave XXL-Put der Deutschen Bank (WKN XM6EDD, aktueller Hebel 2,98; Knock-Out-Schwelle bei 80,70 US-Dollar) auf fallende Kurse der Alibaba-Aktie setzen.
Stand: 11.09.2015
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