Ich bin von der Welt der Kasinos fasziniert. Ich verstehe nicht, wie Menschen sich in dieses System hineinziehen lassen. Es macht logisch betrachtet keinen Sinn. Die Wahrscheinlichkeiten richten sich gegen den Spieler. Im Kasino kommt der Alkoholkonsum hinzu, der die Menschen benebelt.
Ob Lotto, Kasinos oder Aktientrading, das scheint mir eine Steuer für Leute zu sein, die nicht Mathe verstehen. Auf lange Sicht gewinnt immer die Mathematik. Gut, vielleicht ahnen es einige und sie machen es trotzdem, weil es ihnen Spass bereitet.
Die Besitzer der größten Zockerpaläste in Las Vegas sind allesamt Milliardäre. Sie bauten ihr Vermögen mit Hilfe der Verluste ihrer Kundschaft auf.
In den USA umgarnt Fidelity die „Heavy Trader“. Mit solchen Werbespots wie im oben gezeigten Youtube-Video.
Die Trader bekommen 200 freie Trades, wenn Sie ein Depot eröffnen. Das ist wie der Köder am Angelhaken. Die Fidelity-Eigentümer, die Familie Johnson, zählt zu den reichsten Familienclans der Welt. Die Presse beginnt, sich kritisch mit ihnen auseinanderzusetzen, wobei Fidelity natürlich massenweise sinnvolle, ertragreiche Produkte anbietet. Fidelity hilft Millionen von Anlegern, vernünftig für das Alter Vorsorge zu treffen.
Mit den begeisterten Zockern, den sogenannten Heavy Tradern, wird bis zu 90 Prozent des Ertrags in der Branche erzielt, obwohl diese Gruppe womöglich nur zehn Prozent der Kunden ausmacht. Kein Wunder, dass diese lukrative Kundenschicht so umworben wird.
Normalerweise scheuen Banken sich vor Studien. Weil die wissenschaftliche Auswertung der Trader ein negatives Bild hinterlassen könnte. Die beiden US-Professoren Brad Barber und Terrance Odean durften 66.000 Haushalte bei einem Discountbroker auswerten. Ihr Fazit: Besser nicht traden.
Jetzt hat die Online-Spielplattform Bwin einen Blick in ihre Kundendaten zugelassen. Die „Harvard Medical School“ wertete das Material aus. Das „Wall Street Journal“ war an dem Forschungsprojekt beteiligt. Das Ergebnis: Erschreckend. Das Verhältnis 31 zu 1. Jene, die 5000 Dollar verloren haben zu jenen, die 5000 Dollar gewonnen haben.
Ein Schweizer Mann mit der Spieler-Nr. 1357078 war eine begeisterte Spielernatur. Als er beitrat, war er 56 Jahre alt. Er zockte an drei Tagen wöchentlich. Mehr als 1000 Wetten gab er pro Tag ab. Durchschnittlich kostete ein Einsatz neun Dollar. In 84 Prozent der Fälle verlor er. Zwei Jahre später hatte er 110.000 Dollar vernichtet.
An der Börse ist es ähnlich. Es geht um logische Zusammenhänge. Ich bin deshalb ein Anhänger des Investierens und nicht des Spekulierens. Was macht eine Aktie attraktiv? Nicht die täglichen Kursschwankungen, sondern nachhaltig steigende Gewinne des Unternehmens.
Eigentlich ist es einfach: Kaufen Sie eine gute Aktie zu einem vernünftigen Preis. Anschließend warten Sie lange genug ab. Mehr ist nicht nötig. Einfach ausruhen. Entspannen. Die Aktie vergessen.
Zugegeben, „Buy and Hold“ funktioniert nicht immer. Wer zu teuere Aktien kauft, macht langfristig keinen guten Schnitt. Gut, in einer Blase kann das überteuerte Ding weiter nach oben marschieren. Irgendwann macht es Knall. Die Luft entweicht. Der Traum ist aus. Fair muss der Preis der Qualitätsaktie sein (bzw. billig).
Gefragt ist ein gesunder Menschenverstand. Vernunft. Logik. Wenn Ihnen etwas komisch bei einer Aktie vorkommt, lassen Sie besser die Finger weg. Wenn Sie auf Ihr Bauchgefühl hören, ist das schon die halbe Miete. Unsere Intuition greift auf unsere Erfahrungen zurück.
Die meisten Anleger verlassen sich auf ihre Emotionen. Sie handeln nicht rational, denken zu wenig nach. Die Börse wird wie ein Kasino betrachtet. Sie wollen den Reibach auf die Schnelle machen. Es handelt sich um einen Traum, um einen Wunsch, der extrem selten in Erfüllung geht.
Der Mensch träumt gerne. Deswegen spielt jeder zweite Erwachsene in Deutschland Lotto. Deshalb sind in Las Vegas und Macau die Kasinos voll.
Mein Rat: Am besten das Zocken ganz sein lassen. Wem es trotzdem Spass macht: Setzen Sie sich vorab ein striktes Limit (Zeit und Geld). Wer bei einem Zock gewinnt, Gewinn sichern und aufhören.
Übrigens beschäftigen sich das „Wall Street Journal“ und die „New York Times“ umfangreich mit der Zockerei. Ich finde das gut. Fünf Jahre nach der Finanzkrise, die zu einem Gutteil der Zockerei zu verdanken ist, macht es Sinn, die Kasinomentalität kritisch zu hinterfragen.
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