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07.02.2013, 8380 Zeichen

Aus dem Fachheft 5 .

Ein „goldener“ Blick auf den Wiener Aktienmarkt

Ronald Stöferle ist Österreichs Gold-Experte Nr.1. Mit dem Fachheft ging er in die Schatzkammer von Schoeller Münzhandel, sprach über die Goldszene und liess sich Aktientipps herauslocken. Fragen: Christian Drastil.

2012 hat es im Bankenbereich einige Aussteiger gegeben. Du bist einer davon. Warum hast Du Dich nach fast siebenjähriger Tätigkeit bei der Erste Group selbstständig gemacht?

Ronald Stöferle: Wie heißt es so schön: „the only constant is change“. Nach fast sieben Jahren war es einfach an der Zeit, etwas Neues zu starten. Ich hatte eine wunderschöne, lehrreiche, turbulente, erfolgreiche und vor allem lustige Zeit im Research der Erste Group und bin schweren Herzens gegangen. Aber ich denke, dass es die richtige Entscheidung war, nachdem ich meine Gold- und Rohstoffexpertise nun besser nutzen kann und zudem schon immer unternehmerisch arbeiten wollte. Auch, wenn es ja so schön heißt, dass Selbstständige selbst und ständig arbeiten müssen. Bislang macht es jedenfalls enorm viel Spaß und ich habe die Entscheidung noch keine Sekunde bereut.

Und was genau machst Du jetzt?

Ich werde Partner, Geschäftsführer und Fondsmanager der Incrementum Liechtenstein AG, die sich derzeit in Gründung befindet. Es ist ein Zusammenschluß mit einigen Private Bankern aus der Schweiz, die insgesamt über mehr als 180 Jahre Erfahrung im Asset Management, der Vermögensverwaltung und Fondsmanagement verfügen.

Als Fondsmanager werde ich demnächst einen physischen Gold- und Silberfonds mit mehrjährigem Track-record übernehmen und zudem mit meinem Partner Mark Valek einen neuen Fonds lancieren. Dieser Fonds wird auf Basis der Österreichischen Schule der Nationalökonomie gemanaged. Konkret bedeutet dies, dass wir uns stark auf die Geldmengenentwicklung fokussieren und einen ganz klaren top-down-Ansatz fahren. Gold- und Silberaktien aber auch Energy werden in diesem Fonds anfangs eine zentrale Rolle spielen.

Den jährlichen „In Gold We Trust“-Report soll es ja in Kooperation mit der Erste Group weiterhin geben. Wann erscheint der nächste?

Richtig, ich bin sehr froh, dass mir die Erste Group diese Möglichkeit angeboten hat. Ich werde den Goldreport weiterhin - nun als Senior Advisor - eigentlich hätte ich mir gedacht, dass ich so eine Bezeichnung erst im Alter von 60 und nicht mit 32 bekommen würde - verfassen. Er wird heuer Ende Juni oder Anfang Juli erscheinen. Schließlich benötigt man ja spannenden Lesestoff für den Sommerurlaub.

Die Fachhefte widmen sich in erster Linie dem Aktienmarkt. Du hast als Analyst neben dem Edelmetallschwerpunkt auch internationale Börsen beobachtet bzw. fast jede Woche mit den Austro-Aktien-Experten aus der Erste Group ein Youtube-Video gedreht. Welche österreichischen Aktien fallen Dir ein, bei denen Edelmetalle eine Rolle spielen ...?

Kaum welche. Bei AT&S wird für die Leiterplatten Gold benötigt. Aber jetzt die Brücke von Gold auf österreichische Aktien zu schlagen, ist schwer ...

Und der Wiener Aktienmarkt insgesamt: Hat die Privatperson Ronni Stöferle da vielleicht über die Jahre ein paar Favoriten auserkoren? Täte mich freuen, wenn Du den Lesern drei bis fünf Titel nennen könntest ...

Natürlich. Mir gefallen Andritz, Rosenbauer, ams, die Post (nachdem sie mir immer so verlässlich meine Amazon-Packerl bringt) und im Moment auch Wienerberger. Mein (Ex)-Kollege Franz Hörl hat hier einen schönen, antizyklischen Call geliefert. Ich freue mich, dass es in Wien langsam eine Aufbruchsstimmung gibt. 2012 war ja ein sensationell gutes Jahr. Leider sind weder Instis noch Private im Moment wirklich in Wien investiert, insofern befürchte ich, dass hier die Allokationen erst wieder gegen Ende des Bullenmarktes erhöht werden. Zu einem Zeitpunkt, an dem man sich langsam wieder verabschieden soll. Generell glaube ich nicht, dass Aktien im Moment „günstig“ sind. Ein Blick auf die Shiller-PE’s bestätigt dies. In erster Linie geht es hier um relative Bewertung im Hinblick auf Bonds, die meiner Meinung nach die ultimative Bubble darstellen. Wir sind – trotz miserabler Fundamentaldaten – auf Allzeithochs. Ich denke, dass hier die Politik des Interventionismus am Ende des Tages für enorme Verwerfungen sorgen wird.

Und wie siehst Du die österreichische Goldszene? Wir sind hier bei Schoeller Münzhandel, wer hat sonst noch Bedeutung? Welche sind die relevanten Player?

Die Szene ist größer als man erwarten würde. Neben Schoeller und natürlich der Münze Österreich gibt es noch zahlreiche weitere wichtige Player. Philoro Edelmetalle, die Firma meines langjährigen Freundes Rudi Brenner, expandiert äußerst erfolgreich. Weiters gibt es noch sehr viele, wirklich extrem sophistizierte „Gold Bugs“ in Wien. Auch die Szene der jungen „Austrians“ (und damit meine ich als Rapidler nicht die Fans der Wiener Austria ) wächst stark, das freut mich enorm.

Wie reiht sich die österreichische Goldszene im internationalen Vergleich ein? Einige Münzen haben ja Weltbedeutung ...

In Österreich haben wir – gemeinsam mit Deutschland – vermutlich die höchst Goldaffinität Europas. Dies dürfte an unserer hyperinflationären Geschichte liegen.

Welche physischen Goldprodukte sind Deine „Lieblinge“?

Philharmoniker und die 400oz Barren. Ab und zu auch ein Goldfassl.

Wenn Dich einer fragt: Ich möchte Gold der Asset Allocation beimischen. Kann ich das auch über Wertpapiere / Zertifikate / Fonds, die an der Wiener Börse notiert sind, tun? Was antwortest Du?

Kaum. Ich muß dazu anmerken, dass ich keineswegs ein radikaler Gold-Fundamentalist bin. Ich sehe Gold als älteste, härteste und verlässlichste Währung.  Und meiner Meinung nach sollte man klar Cash Overweight sein.

Was performt bis Jahresende 2013 besser? Gold oder der ATX?

Gold.

Und, Abschlussfrage, auf Privatanleger bezogen:  Was unterscheidet den typischen Goldinvestor vom typischen Aktieninvestor?

Ich denke, dass Goldanleger vermutlich ein wenig defensiver eingestellt sind. Dennoch glaube ich nicht, dass Gold - wie es so oft heißt - ein  Investment für Untergangspropheten und chronische Pessimisten ist. Diese Komponente wird meist als einziger Grund für den Goldbullenmarkt genannt. Es wird jedoch vergessen, dass China und Indien die treibenden Faktoren auf der Nachfrageseite sind. Wer davon ausgeht, dass die Einkommen in China und Indien weiterhin steigen und die Realzinsen weiter negativ bzw. niedrig bleiben, wird Gold deshalb zwangsläufig als Nutznießer dieser Entwicklung erkennen.Generell denke ich, dass Gold eine günstige und einfache Versicherung gegen massive Tail-risks darstellt. Wir sehen im Moment Experimente seitens der Notenbanken in Ausmaßen, die es noch nie zuvor gab. Die monetäre Verlotterung nimmt ihren Lauf und niemand weiß wie es enden wird. Die natürliche Marktbereinigung würde stark deflationär wirken, dies versucht die Politik mit allen Mitteln zu verhindern. Die Gefahr eines Überschiessens ist hier enorm ... Zudem befürchte ich, dass finanzielle Repression in ihren unterschiedlichsten Facetten im Laufe der nächsten Jahre immer weiter um sich greifen wird. Die langfristigen Kosten der fehlenden Konsolidierungsbemühungen sind jedenfalls beträchtlich. Während kurzfristig die künstlich gesenkten Anleiherenditen suggerieren, dass die Sparbemühungen auf Schiene sind, sollte man nicht vergessen, dass hierfür in erster Linie Markteingriffe verantwortlich sind. Insofern halte ich sukzessiven Vermögenstransfer - eine etwas euphemistische Bezeichnung für schleichende Enteignung - für eine langfristig verheerende Strategie, nachdem keinerlei Korrektur vorangegangener Fehlallokationen vollzogen wird, sondern lediglich eine - anfangs weitgehend unsichtbare Form - der Umverteilung stattfindet und eine zeitliche Verzögerung erfolgt. Mit zunehmender Abhängigkeit von solchen Maßnahmen steigen auch die später zu erwartenden Kollateralschäden und die Saat für eine noch größere Krise wird gesät.

 




 

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    07.02.2013, 8380 Zeichen

    Aus dem Fachheft 5 .

    Ein „goldener“ Blick auf den Wiener Aktienmarkt

    Ronald Stöferle ist Österreichs Gold-Experte Nr.1. Mit dem Fachheft ging er in die Schatzkammer von Schoeller Münzhandel, sprach über die Goldszene und liess sich Aktientipps herauslocken. Fragen: Christian Drastil.

    2012 hat es im Bankenbereich einige Aussteiger gegeben. Du bist einer davon. Warum hast Du Dich nach fast siebenjähriger Tätigkeit bei der Erste Group selbstständig gemacht?

    Ronald Stöferle: Wie heißt es so schön: „the only constant is change“. Nach fast sieben Jahren war es einfach an der Zeit, etwas Neues zu starten. Ich hatte eine wunderschöne, lehrreiche, turbulente, erfolgreiche und vor allem lustige Zeit im Research der Erste Group und bin schweren Herzens gegangen. Aber ich denke, dass es die richtige Entscheidung war, nachdem ich meine Gold- und Rohstoffexpertise nun besser nutzen kann und zudem schon immer unternehmerisch arbeiten wollte. Auch, wenn es ja so schön heißt, dass Selbstständige selbst und ständig arbeiten müssen. Bislang macht es jedenfalls enorm viel Spaß und ich habe die Entscheidung noch keine Sekunde bereut.

    Und was genau machst Du jetzt?

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    Als Fondsmanager werde ich demnächst einen physischen Gold- und Silberfonds mit mehrjährigem Track-record übernehmen und zudem mit meinem Partner Mark Valek einen neuen Fonds lancieren. Dieser Fonds wird auf Basis der Österreichischen Schule der Nationalökonomie gemanaged. Konkret bedeutet dies, dass wir uns stark auf die Geldmengenentwicklung fokussieren und einen ganz klaren top-down-Ansatz fahren. Gold- und Silberaktien aber auch Energy werden in diesem Fonds anfangs eine zentrale Rolle spielen.

    Den jährlichen „In Gold We Trust“-Report soll es ja in Kooperation mit der Erste Group weiterhin geben. Wann erscheint der nächste?

    Richtig, ich bin sehr froh, dass mir die Erste Group diese Möglichkeit angeboten hat. Ich werde den Goldreport weiterhin - nun als Senior Advisor - eigentlich hätte ich mir gedacht, dass ich so eine Bezeichnung erst im Alter von 60 und nicht mit 32 bekommen würde - verfassen. Er wird heuer Ende Juni oder Anfang Juli erscheinen. Schließlich benötigt man ja spannenden Lesestoff für den Sommerurlaub.

    Die Fachhefte widmen sich in erster Linie dem Aktienmarkt. Du hast als Analyst neben dem Edelmetallschwerpunkt auch internationale Börsen beobachtet bzw. fast jede Woche mit den Austro-Aktien-Experten aus der Erste Group ein Youtube-Video gedreht. Welche österreichischen Aktien fallen Dir ein, bei denen Edelmetalle eine Rolle spielen ...?

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    Natürlich. Mir gefallen Andritz, Rosenbauer, ams, die Post (nachdem sie mir immer so verlässlich meine Amazon-Packerl bringt) und im Moment auch Wienerberger. Mein (Ex)-Kollege Franz Hörl hat hier einen schönen, antizyklischen Call geliefert. Ich freue mich, dass es in Wien langsam eine Aufbruchsstimmung gibt. 2012 war ja ein sensationell gutes Jahr. Leider sind weder Instis noch Private im Moment wirklich in Wien investiert, insofern befürchte ich, dass hier die Allokationen erst wieder gegen Ende des Bullenmarktes erhöht werden. Zu einem Zeitpunkt, an dem man sich langsam wieder verabschieden soll. Generell glaube ich nicht, dass Aktien im Moment „günstig“ sind. Ein Blick auf die Shiller-PE’s bestätigt dies. In erster Linie geht es hier um relative Bewertung im Hinblick auf Bonds, die meiner Meinung nach die ultimative Bubble darstellen. Wir sind – trotz miserabler Fundamentaldaten – auf Allzeithochs. Ich denke, dass hier die Politik des Interventionismus am Ende des Tages für enorme Verwerfungen sorgen wird.

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